Im Tongariro National Park – Wandern zwischen Vulkanen

Obwohl wir in Wellington extra früh aufstanden wurde es dann doch fast stressig, und so traten wir kräftig in die Pedale um rechtzeitig am Bahnhof zu sein. Schnell wurden an unseren Fahrrädern und den Taschen kleine Anhänger mit „National Park“ befestigt und wir konnten alles am Gepäckwagen abgeben. Dann bestiegen wir den Northern Explorer, den Zug der von Wellington nach Auckland fährt und uns circa bei der Hälfte rausschmeißen würde. Doch bis dahin fuhren wir in dem noblen Zug mit breiten großen Sitzen, hübscher Holzvertäfelung und Teppichboden durch schöne Landschaft, die sich von der Südinsel doch erheblich unterschied. Ziemlich cool fanden wir auch, dass es einen Audiokommentar gab, den man sich während der Fahrt anhören konnte und so lernten wir über verschiedenste Dinge, z.B. Besiedelung, Zugbrücken und die Natur. So verging die schöne Zugfahrt sehr schnell und schon mussten wir aussteigen. Begrüßt wurden wir in „National Park“ von 5 trostlosen Häusern, einer Tankstelle und einem überteuerten Supermarkt, sodass wir hier nicht lang verweilten, sondern uns gleich in die Sättel schwangen und dem Panorama des Vulkans Mount Ngauruhoe, besser bekannt als der Mount Doom aus Herr der Ringe, entgegen radelten. Angekommen im Whakapapa Village, am Fuße des Berges, organisierten wir unser Gepäck für die nächsten paar Tage und packten alles in unsere Rucksäcke, was mit auf die Drei-Tages-Wanderung kommen würde.

Tag 1: Whakapapa Village – Mangatepopo Hut | 9,4 km

Die Zeitangabe für unsere erste und kürzeste Tagesetappe war 4 h. Wir brauchten nur 2:15 h, in denen wir ziemlich gerade aus, ein Stück um den Mt. Ngauruhoe herum liefen bis wir ankamen. Der Weg war schön und einfach, die Aussicht mit den Wolken aber eher begrenzt. Dort angekommen stellten wir also noch vormittags unser Zelt am windgeschütztesten Platz hinter der Hütte auf und verzogen uns dann in die Selbige, um dem stärker werdenden Wind zu entkommen. Den Tag verbrachten wir mit Tee trinken, Karten spielen, uns mit den langsam eintrudelnden anderen Wanderern zu unterhalten und ab und zu doch mal aus der warmen Hütte in die frische Luft zu entfliehen. Beim Kochen amüsierten wir uns, denn von 20 Leuten waren wir die einzigen (!) die frisch kochten und kein Outdoor-Tüten-Essen dabei hatten. Dabei zogen wir doch so einige verwirrte und vielleicht auch neidische Blicke auf uns – wer kocht denn beim Wandern frisch? 😀
Abends klarte der Himmel dann auf und präsentierte uns einen unfassbar schönen Sternenhimmel. Wir waren uns einig, dass dieses Himmelskleid womöglich sogar das schönste auf der ganzen Reise war. Ohne Stativ versuchten wir gar nicht erst ein Foto zu schießen und krochen lieber in die warmen Schlafsäcke. Bei Temperaturen knapp unter dem Gefrierpunkt kamen diese allerdings schon gehörig an ihre Grenzen, sodass wir beide uns noch ein paar extra Schichten anzogen. Unser Zelt hielt den starken Windböen von bis zu 60 km/h jedenfalls gut stand und wir hatten insgesamt eine ruhige Nacht.

Tag 2: Mangatepopo Hut – Oturere Hut – Waihohonu Hut | 20,1 km

Am Morgen erwachten wir zeitig und fanden beim ersten Blick aus dem Zelt einen blauen Himmel, eine schüchterne Morgensonne und vor allem eine tolle Aussicht vor. Freudig packten wir unsere Sachen zusammen, und kochten uns eine große Portion Haferbrei, damit wir genug Energie zum Wandern haben. Nicht nur auf der Hütte herrschte bereits Hochbetrieb, sondern auch schon auf dem Wanderweg. Knapp die erste Hälfte unseres heutigen Weges würden wir nämlich mit den Tageswanderern teilen, die nur das Tongariro Crossing und nicht den gesamten Tongariro Northern Circuit laufen würden. Diese Tageswanderung ist so beliebt, dass in der Hochsaison 2500 Leute am Tag durch die Vulkanlandschaft stiefeln. Im April sind es immerhin noch 1000 – 1500 Leute, und irgendwo zwischen diesen reihten wir uns dann auch auf dem Pfad ein. Rechts von uns türmte der „Mt. Doom“, der durch die Herr der Ringe Filme auf allen Leinwänden dieser Welt so berühmt geworden ist, als Frodo den Ring hineinwarf. Ein bisschen wie in einer Karawane legten wir den Weg auf den steilen Stücken zurück, in einer langen Schlange von Wanderern. Die meisten waren nur mit kleinem Gepäck unterwegs und schauten uns manchmal etwas verwirrt an, wenn wir vollbepackt mit unserem Zelt am Rucksack vorbeiliefen. Doch unter denjenigen, die die Mehrtageswanderung machten, waren wir mit Abstand die mit dem leichtesten Gepäck. Die karge Vulkanlandschaft um uns herum beeindruckte uns auf viele Weisen, denn so eine Natur haben wir beide noch nie so ausgeprägt und von solcher Nähe erlebt.

Doch die Highlights dieser Wanderung, der Grund warum sich hier täglich tausende von Menschen tummeln, wartete erst noch auf uns. Nach knapp 2 Stunden erreichten wir den roten Krater, der unsere Münder eine Weile offen stehen ließ. Die dunkelrot bis schwarze Vulkanerde und der große Eruptivgang waren wirklich ein besonderer Anblick. Kurz danach ging es dann gleich mit den smaragdfarbenen Seen weiter, die unsere Speicherkarte der Kamera weiter füllten. Kein Wunder, dass die Maori diesen Platz hier als heilig auserkoren haben, denn solch ein Naturspektakel sieht man wahrlich nicht alle Tage. Hinter den Seen zweigte unser Weg dann von den Tageswanderern ab, und dafür waren wir ziemlich dankbar. Schnell kehrte Ruhe ein und wir hatten den Pfad nur für uns. Der nächste Abschnitt bis zur Oturere Hütte erinnerte uns dann stark an den Schauplatz von Mordor. Zwischen schwarzgrauen Steinspitzen liefen wir über ein weites und breites Geröllfeld.

Nach der Mittagspause an der Hütte ging es dann weiter um den Vulkan herum und in der Ferne konnten wir bei dem klaren Sonnenscheinwetter sogar den Mount Ruapehu, den größten der drei Vulkane hier im Nationalpark sehen. Über weite Vulkanfelder, teils bewachsen, teils karg und durch einen kleinen Wald ging es dann für uns noch bis zur Waihohonu Hütte. Dort stellten wir wieder unser Zelt auf und verbrachten einen netten Abend mit den anderen Wanderern, die teils vor uns und teils nach uns eintrudelten. Es folgte eine kalte Nacht, in der selbst die Fleece-Weste als lange Schlafanzughose nicht mehr vor dem Frieren schützte.

Tag 3: Waihohonu Hut – Whakapapa Village | 15,4 km

An unserem letzten Tag war für den Nachmittag bereits wieder Regen gemeldet, doch wir erreichten zum Glück zur Mittagspause wieder den Campingplatz am Dorf. Die Landschaft bot nicht mehr so viele neue Anblicke, aber das machte sie ja nicht weniger schön. Außerdem machte es uns unfassbar viel Spaß, einfach mal wieder zu Wandern, und auf diese Weise der Natur nahe zu sein. Denn das ist doch anders, als Fahrradfahren. Wir hatten auf jeden Fall eine wirklich super schöne Wanderung, mal wieder riesen Glück mit dem Wetter (unser zweiter Tag war mit Abstand das beste Wetter im Nationalpark in den Wochen davor und danach) und der Tongariro Northern Circuit reiht sich ganz weit oben bei den Highlights unserer Reise, und zwar nicht nur von Neuseeland, ein.

 

2 Comments

  1. Mächtige Vulkane entwickeln sich wohl zu einer eurer neuen Leidenschaften!
    Ich werde einmal zählen, wieviele ihr auf der Reise bereits besucht habt.

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