New York wird auch als Welthauptstadt bezeichnet. Viele träumen davon, wenigstens einmal im Leben die weltberühmte Metropole zu besuchen und zu erleben. Unzählige Serien und Filme spielen in New Yorks Straßen, man kennt die Wahrzeichen und Straßennamen dadurch besser, als die mancher Orte an denen man schon selber war. New York ist unumstritten ein besonderes Reiseziel und auch wir spürten den Reiz, die Stadt aufzusuchen und die berühmten Straßen zu durchstreifen. Ende Mai verwirklichten wir diesen Traum und brachen von Yannicks Verwandten in Kanada auf, um mit dem Nachtbus wieder in die USA einzureisen…
Verschlafen nach der hoffentlich letzten unbequemen Nacht in einem Bus auf dieser Weltreise, erreichten wir in aller Frühe New York City. Linda hatte uns gut auf die Ankunft vorbereitet, wir hatten eine detaillierte E-Mail erhalten, welche U-Bahn Linie die richtige sei und welches Ticket wir uns lösen sollten. Linda hatten wir in Neuseeland beim Radfahren kennengelernt, auch sie hatte für ein paar Wochen die Südinsel mit ihrem Fahrrad unsicher gemacht. Auch wenn sie selbst das Gegenteil behauptet, so spricht sie fließend Deutsch, was ihrer Mutter zu verdanken ist. Aufgewachsen ist sie jedoch in den USA und wohnt seit Jahren in New York. Als sie damals hörte, dass wir am Ende unserer Reise dorthin kommen würden, tauschten wir direkt unsere Kontaktdaten aus und hofften auf ein Wiedersehen. Am Ende ergab sich daraus nicht nur ein Treffen, sondern auch die Möglichkeit einer Übernachtung für uns. Linda wohnt nämlich am nördlichen Ende von Manhattan (also Uptown), was zwar nicht mehr wirklich die Stadtmitte ist, aber doch ziemlich zentral. 45 Minuten mit der U-Bahn nahmen wir gerne in Kauf und so standen wir kurz vor 8 Uhr morgens an der Tür und klingelten.
Als wir die mit Marmor geflieste, riesige Lobby sahen, waren wir definitiv erstaunt. Wir hatten nicht so genau darüber nachgedacht, wie Linda wohl wohnt, aber unsere Bleibe für die nächsten paar Tage entpuppte sich als noble 2-Zimmer-Eigentumswohnung in einem großen Wohnkomplex mit Security. Erwartet hatten wir ja doch eher eine kleine Bude, in der gerade genug Platz für unsere Isomatten auf dem Boden bleibt und nicht ein eigenes Wohnzimmer, in dem wir neben einem riesigen Holzflügel auf der Couch schlafen würden. Das Leben ist eben doch immer für eine Überraschung gut! Nach einem kurzen Frühstück und einer Dusche zeigte Linda uns ihre Wohngegend, besonders den großen Park auf einer Anhöhe, von der man einen schönen Blick auf das gegenüberliegende New Jersey hatte. Am Nachmittag machten wir uns dann alleine auf den Weg in die Stadt und besuchten das 9/11 Memorial. Das Denkmal ist wirklich schön gemacht, und an dem Geburtstag der Todesopfer wird immer eine Rose in den Namen der Person gesteckt, was wir sehr schön fanden. Von dort aus bahnten wir uns zu Fuß den Weg zurück in die Stadt, aßen Falafel im Washington Square Park (den wir in den nächsten Tagen noch öfter aufsuchen würden) und trafen uns dann zu unserer ersten Stadtführung: Ghosts in Manhattan. Der thematische Rundgang handelte von Spukgeschichten und Geistern, die immer noch ihr Unwesen treiben. So ganz traf das unseren Geschmack nicht, aber nebenbei lernten wir trotzdem die Viertel Soho und Tribeca etwas kennen, die wirklich hübsch waren.
Unseren zweiten Tag verbrachten wir komplett gemeinsam mit Linda. Wir starteten mit Frühstück im Starlight Diner, einem ur-klassischen amerikanischen Restaurantbetrieb, bei dem man immer Kaffee nachgeschenkt bekommt und aus der riesigen Speisekarte alles bestellen kann, was das Herz begehrt. Fehlt nur noch, dass die Bedienung auf Rollschuhen unterwegs ist ? Wir entschieden uns für Pancakes mit Eiern und Speck um das amerikanische Flair auch richtig auszukosten. Vollgestopft schleppte Linda uns anschließend in einen riesigen Technik-/Fotoladen, in dem wir Bauklötze staunten und gern noch mehr Zeit verbracht hätten. Doch wir hatten ein wenig Zeitdruck, denn die nächste Stadtführung, eine Graffiti Tour wartete auf uns. Dieses Mal ging es in das Künstlerviertel Brooklyn, wo wir allgemein über die Graffitikunst selbst und auch über die speziellen Kunstwerke vor Ort sprachen und lernten. Brooklyn, das früher eher runtergekommen war, mutierte in den letzten Jahren zum „Hip-Viertel“, mit unzähligen Ateliers, Galerien und unbezahlbaren Mieten. Wir genossen den Streifzug in der Sonne und ließen uns eine ganz andere Seite von New York zeigen.
Im Anschluss machten wir uns hungrig auf den Weg zurück nach Downtown um Yannicks Leibgericht gleich zwei Mal zu essen. Erst gab es für jeden ein „Dollar-Slice“ Pizza, also ein Stück Pizza für 1$ und anschließend waren wir noch in der ältesten Pizzeria New Yorks. Linda lud uns erneut ein und schaffte es uns kugelrund zu füttern. Aus dem berühmten Cronut (Croissant-Donut-Hybrid) als Dessert wurde leider nichts mehr, und wir lernten ein weiteres Phänomen aus New York kennen – das Schlange stehen am frühen Morgen bevor etwas ausverkauft ist. Da es bereits Abend war gaben wir uns stattdessen mit einem vorzüglichen Kuchen zufrieden und strebten danach einen ausführlichen Spaziergang an, um das ganze Essen erstmal zu verdauen.
Linda führte uns erst am Ufer des Hudson River entlang und im Anschluss auf die New York Highline. Früher wurden auf den erhöhten Schienen Güter vom Hafen zu den Fabriken transportiert. Später stand sie jahrelang still und anstatt alles abzureißen entschied man sich dann dafür, einen grün gesäumten Fußgängerweg daraus zu machen. Man kann dort also dutzende Blocks erhöht zwischen Häuserschluchten entlangspazieren, ohne Verkehr, ohne Ampeln, mit toller Aussicht. Wir genossen den Spaziergang sehr, er war der perfekte Abschluss für den schönen Tag. Linda hatte uns so viele Ecken gezeigt, die wir als Touristen niemals entdeckt hätten. Es stimmt eben doch, dass man so eine Stadt mit einem „Local“ ganz anders erlebt, als alleine. Und dafür waren und sind wir noch sehr dankbar. ?
Halbzeit – Tag 3 in New York. Erneut lud Linda uns zum Frühstück ein, diesmal ging es zu Sylvia’s, wo wir wieder einen amerikanischen Klassiker bestellten: Chicken & Waffles. Danach verabschiedeten wir uns von unserer herzlichen Gastgeberin, denn über das lange Wochenende (Memorial Day) fuhr Linda mit Freunden fort. Freundlicherweise ließ sie uns trotzdem weiterhin in ihrer Wohnung übernachten. Schneller als wir schauen konnten winkten wir ihr noch einmal zu, dann war sie auch schon mit dem Auto davongebraust. Da standen wir nun also auf uns allein gestellt in der großen Stadt, mit einer Liste von Empfehlungen für die nächsten Tage. Das nächste Wahrzeichen, das wir aufsuchten war der Central Park, durch den wir einmal komplett von Nord nach Süd schlenderten. Bei schönstem Wetter genossen wir das rege Treiben der vielen Leute. Ob Picknick auf der Wiese, sportliche Betätigung am Tennisplatz oder Joggen, ob Pferdekutsche-Reiten, Straßenmusik oder Kinderlachen auf dem Spielplatz – New York war auf den Beinen. Es war schön zu sehen, dass dieser Park genau das erfüllt, wofür er gedacht ist. Eine grüne Oase in der Großstadt. Ein kleiner Fleck Natur zwischen Häuserschluchten. Generell hatten wir das Gefühl, dass in New York ziemlich viele Grünflächen und Parks verteilt sind. Man muss selten um mehr als 3 Ecken laufen um die nächste Parkbank im Grünen zu erreichen.
Weiter ging unser Sightseeing am weltbekannten Times Square. Das Getümmel der Leute schlug vor allem Yannick schnell auf die Laune, sodass wir nach dem Einkauf im m&m Store schnell flüchteten und zwar zum originalen Shake Shack. Mittlerweile ist dieser Burgerladen eine Kette, doch die erste Bude im Park wird immer noch mit am besten besucht. Wir schlemmerten uns nach Lindas Empfehlung mit Blick auf das Flat-Iron Gebäude satt, welches gleich gegenüber steht.
Wieder besser gelaunt machten wir uns dann auf den Weg zu unserer dritten und letzten Stadtführung: Manhattan at night. Wir trafen unseren Guide im Bahnhof und dann ging es mit interessanten Infos und geschichtlichem Hintergrund vorbei an all den berühmten Gebäuden und Plätzen. Wir passierten das Chrysler Building, das Empire State Building, den Time Square, das Flatiron und und und… Zurecht vielen wir an diesem Abend müde ins wohlverdiente Bett ?
An unserem letzten vollen Tag in New York trauten wir uns in die unterste Downtown, denn heute wollten wir ein ganz besonderes Wahrzeichen anschauen: die Freiheitsstatue. Dafür nahmen wir die kostenlose Fähre von Manhattan nach Staten Island rüber. Auf der Fahrt hat man einen tollen Blick zurück auf die Skyline und auch auf die Freiheitsstatue. Die ist rein technisch gesehen zwar schon groß, wenn man aber nicht direkt davor steht wirkt sie doch ganz schön mickrig vor der riesigen Häusermasse dahinter. Natürlich waren wir nicht die einzigen Personen auf der Fähre, die ein Foto von der Statue wollten und so drängelten wir mit den anderen Fotojägern etwas um Platz an der Reling. Zurück auf dem Festland schlenderten wir dann in Ruhe durch den Central Business District und die Wall Street, was uns aber eher langweilte. Weiter ging es dann mit einem Spaziergang über die architektonische Schönheit „Brooklyn Bridge“, deren Fußgängerwege allerdings auch ziemlich vollgestopft waren. Erschöpft von all dem Sightseeing gönnten wir uns erstmal eine ganze „1$-Slices Pizza“ im Washington Square Park.
Der nächste Punkt auf unserer Liste war, die Aussicht über den Dächern zu genießen. Nach viel Hin und Her hatten wir uns dazu entschieden, das „Top of the Rock“, die Dachterasse des Rockefeller Center, zu besuchen. Doch kaum waren wir dort angekommen goss es wie aus Eimern und die Aussicht wurde immer schlechter. Nach und nach schlossen die Mitarbeiter aus Sicherheitsgründen die Plattformen, sodass wir unser Ticket kurzerhand umtauschen mussten. Viel Freiheit blieb uns bei der erneuten Terminwahl ja nicht und wir hofften, dass an unserem letzten Tag die Sonne scheinen würde, um eine gute Sicht zu haben. Etwas müde und motivationsgeschwächt vom regnerischen Sturm fuhren wir kurzerhand zurück in Lindas Wohnung und packten schonmal unsere sieben(hundert) Sachen. Mittlerweile waren die Rucksäcke vollgestopft und schwer und ein wenig freuten wir uns schon, dass wir die Dinger bald nicht mehr rumtragen würden ?
Den letzten Tag in New York begannen wir mit einem frühen Wecker, denn Theresa hatte sich in den Kopf gesetzt, den Cronut doch noch zu kriegen. Dafür mussten wir allerdings bereits ab kurz vor 9 Uhr in der Schlange stehen, was irgendwie bescheuert, aber auch ganz lustig war. Tapfer standen wir die Wartezeit aus und wurden mit einem pappsüßen, beeren- und vanillecremegefüllten Kringel mit pinkem Zuckerguss belohnt. Der erste Bissen war etwas skeptisch, doch das Gefühl wich schnell, als sich das Aroma entfaltete. Mmmmh, lecker!! Vor allem die Füllung! Insgesamt war uns das ganze dann aber doch etwas zu süß, und unsere Zähne bettelten, dass wir sowas nicht öfter essen würden. Aber immerhin können wir sagen, dass wir einen Cronut bei dem originalen Laden, der das Gebäck erfunden hat, gegessen haben.
Danach wagten wir einen neuen Versuch mit unserem Besuch des Top of the Rock und hatten diesmal Erfolg. Bei schönstem Sonnenschein genossen wir den 360° Rundblick über die Stadt. Vom nahegelegenen Empire State Building und dem Central Park bis zur Freiheitsstatue in der Ferne konnten wir alles bestaunen. Die Aussicht war super, und irgendwie war das nun auch ein schöner Abschluss für unseren Besuch in NY City. Kurzerhand trafen wir einen Deutschen, der die letzten 1,5 Jahre mit seinem Rad durch Süd- und Nordamerika gefahren war. Ihr könnt euch ja vorstellen, dass wir uns prompt eine ganze Weile mit ihm unterhielten…
Bevor wir jedoch die Zeit vergaßen, warfen wir noch einen letzten Blick hinunter auf die Stadt. Vom Hafen und dem Central Business District, sowie dem 9/11 Memorial über den Washington Square Park, das Empire State Building, den Times Square. Brooklyn in der Ferne und New Jersey auf der anderen Seite. Hinter uns der Central Park, der sich dutzende Blocks durch die Stadt zieht. Und da hinten endet irgendwo Manhattan, wo wir bei Linda gewohnt haben. Der Blick schweifte umher, und fasste nochmal alle Erinnerungen der letzten Tage zusammen.
Unser Aufenthalt war unglaublich schön gewesen. Ein ganz großer Dank gilt dabei Linda, die uns New York mit möglichst vielen verschiedenen Facetten gezeigt und unseren Besuch dort einmalig und unvergesslich gemacht hat. So recht wussten wir vorher nicht, was uns in der „Welthauptstadt“ erwartet. Doch das bunte Treiben und lebhafte Geschehen in NY hatte uns in seinen Bann gezogen und nachhaltig fasziniert.
Mit diesem Gefühl fuhren ein letztes Mal zurück zu Lindas Wohnung und danach zum Flughafen. Zeit Abschied zu nehmen. Abschied nicht nur von der Stadt, die wir ins Herz geschlossen hatten, sondern auch von der Reise. Denn spätestens mit dem Rückflug nach Europa traten wir nun eindeutig die Heimreise an. Nichts lag mehr in unklarer Ferne, sondern wir wussten genau, dass wir in ein paar Tagen unsere Heimat erreichen und unsere Familien und Freunde wiedersehen würden.
Diese Gewissheit war auf der einen Seite erleichternd und schön, auf der anderen Seite bedrückend. Denn mit der Rückkehr nach Hause würden wir nach langer Zeit zwar unsere Heimat und Familien zurückbekommen. Aber gleichzeitig hieß das auch, dass wir neu gewonnene Zuhause und Freunde, Familien, die uns aufgenommen haben und Orte, die wir lieben gelernt haben zurücklassen müssen.
Und somit sagten wir auch dieses Mal mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf Wiedersehen. Mach’s gut, und vielleicht bis irgendwann mal wieder, New York City!
Willkommen zu Hause (auch wenn es jetzt wohl schon einige Zeit her ist) und ganz lieben Dank, dass ihr den fernwehsüchtigen Leuten ermöglicht habt, an Eurem Abenteuer teilzuhaben.
Oh, schade, dass wir den Kommentar übersehen haben… Wir freuen uns, wenn der Blog das ermöglicht hat, was sein Sinn war. 🙂