Eine Abenteuerreise ins Inselparadies

Immer wieder das gleiche Spiel. Der Wecker klingelt, wir zwingen uns aufzustehen und packen unsere Rucksäcke. Dabei fragen wir uns mehrmals, wie man in zwei Tagen so viele Sachen benutzen und verstreuen kann und ebenfalls, wieso die gleichen Gegenstände an manchem Tag hervorragend in die Tasche passen und an anderen Tagen alles überquillt. Wir geben unseren Voucher am Buffet ab, suchen unser Frühstück aus und sind um 8:50 Uhr abfahrtsbereit. Um 9 Uhr sollen wir abgeholt werden, unser Bus scheint jedoch noch nicht so bereit zu sein wie wir. Die Sekunden die verstreichen werden zu Minuten, die Minuten zu Stunden. Der nervöse Rezeptionist fragt, wo wir hinwollen, will unser Ticket sehen, ruft in der Busagentur an und versichert uns im Anschluss und danach im 10-Minuten Takt „they will come pick you up, just a few more minutes“. Irgendwann behält er dann Recht und wir steigen mit ein paar anderen Reisenden, die am Abend dieses Tages unsere Freunde sein werden, in den Minibus ein.

Wir holpern die Straße entlang, einspurig in jede Richtung und sind heilfroh, dass wir in Vietnam und nicht in Kambodscha mit dem Motorrad unterwegs waren. Unsere Busfahrt gleicht einem dauerhaften Überholmanöver und wir schenken dem Fahrer blindes Vertrauen, dass er die verschwindend kleinen Lücken im Gegenverkehr richtig einschätzt und wir heil ankommen werden. Unser Blick aus dem Fenster gleitet über verschiedenste Alltagsszenen. Kinder rennen nackt über eine Wiese, neben prunkvollen Kolonialzeitbauten stehen Bretterhütten, Wasserbüffel grasen am Straßenrand und irgendwo brennt ein großer Haufen Müll. Durch unsere verspätete Abfahrt am Morgen kommen wir in Sihanoukville erst um 16:20 Uhr an, und die letzte Fähre legt um 16:30 Uhr ab. Wir wollen sie aber trotzdem erwischen, was zum Glück für die beiden Tuk Tuk Fahrer wird, die an der Busstation bereits auf uns lauern. Wir wollen zur Fähre, sie verlangen mit 4$/Person einen horrenden Preis, aber wegen dem Zeitdruck verhandeln wir nicht, sondern willigen ein. Wir beide landen mit einer verwirrten Französin in unserem Taxi, die nur die Hälfte der englischen Konversation verstanden hat und nicht wirklich peilt, was hier gerade passiert. Die drei Engländer George, Tom und Holly sind in ihrem Tuk Tuk bereits davon gedüst und in den nächsten fünf Minuten überholen wir uns im Sekundentakt gegenseitig. Panische Blicke auf die Uhr, wir halten plötzlich am Straßenrand, springen ins Büro der Speed Ferry, nennen unser Ziel und kommen wenig später um 16:27 Uhr am Pier an. Hastig geht es zur Fähre, wir haben es geschafft. Kaum zu glauben.

Wir finden sogar noch einen Sitzplatz und entspannen uns. Das ist allerdings ganz schön schwierig, denn nach wenigen Minuten streiten sich zwei Einheimische lauthals und plötzlich hält die Fähre mitten im Meer an. Immerhin der laute Motor macht eine Pause und es stellt sich heraus, dass diese Pause von Dauer sein sollte. Ein in der Schiffsschraube verhaktes Seil hat diese zur Strecke gebracht und wir sind gestrandet – und das mitten im Wasser. Die Khmer telefonieren, wir bekommen mitgeteilt, dass uns eine andere Fähre abholt. Wir warten und fragen uns, warum wir uns vorhin eigentlich so beeilt haben. Irgendwann kommt die Ersatzfähre, alle steigen um, keiner fällt ins Wasser und wir fahren los. Hä? Wieso geht’s denn wieder zurück nach Sihanoukville? Aha! Wir müssen also erst tanken. Ungefähr 20 Minuten später starten wir dann den zweiten Versuch und werden für all den Stress immerhin mit einem atemberaubenden Sonnenuntergang belohnt. Die Natur malt uns mit allen verfügbaren Farbtönen eine bunte Wohltat für die Augen an den Himmel und wir entspannen uns wieder ein wenig. 45 Minuten später ist der Sonnenuntergang vorbei, die Nacht hat das Tageslicht verdrängt und wir werden planlos an einem Pier abgesetzt.

Mit uns verlassen auch George, Holly und Tom das Boot und sie wissen wenigstens, dass das „Mad Monkey Hostel“ nur eine Bucht weiter und damit gar nicht so weit entfernt ist. Ein weiterer Einheimischer darf sich glücklich schätzen, denn das kostenlose Taxiboot zum Hostel hat nicht auf die Fähre gewartet und einen Wanderweg dorthin gibt es nicht. Er bietet uns an, uns für 5$/Person zu fahren, wir handeln ihn auf 4$ runter und waten durch das knapp knietiefe Wasser zu seiner Nussschale. Der Motor heult auf und wir gleiten durch die schwarze Nacht. Nur der volle Mond prangt am Himmel und leuchtet uns den Weg. Der Fahrtwind weht uns die warme Sommernacht um die Nase und wir sind uns einig, dass dies immerhin ein nettes Abenteuer ist. 10 Minuten später sind wir nach einer 9h-Reise mit furchtbar knurrenden Mägen endlich am Hostel angekommen, lassen den Check-In und die Einführung über uns ergehen und fallen anschließend über unsere Burger und Käsemaccaroni her.

Wir kennen die drei Engländer nur seit wenigen Stunden und doch fühlt es sich nach einem Abend mit vertrauten Freunden an, wie wir auf unseren abenteuerlichen Weg auf die Insel Koh Rong Samloem anstoßen. Erschöpft fallen wir nach Mitternacht ins Bett und schlafen seit langem das erste Mal, ohne uns einen Wecker zu stellen. Wir sind schließlich im Inselparadies angekommen.

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