Auf Wiedersehen, Vietnam!

Unser letzter größter Stopp in Vietnam sollte Ho Chi Minh City werden. Das ehemalige Saigon wurde nach Ende des Krieges von den nordvietnamesischen Kommunisten umbenannt und selbst die einheimische Bevölkerung ist gespalten, welcher Name nun benutzt werden sollte. Man findet beide Namen gleichermaßen oft vor, offiziell ist jedenfalls HCMC. Unsere Ziele für die Tage hier: Motorräder verkaufen, Kriegsmuseum besuchen und etwas Sightseeing.

Für unsere frisch reparierten Motis hatten wir hoffnungsvoll eine Anzeige in diversen Facebookgruppen wie „Vietnam Backpacker Motorbike Market“ gesetzt. Während wir also auf Anfragen warteten begaben wir uns auf einen Stadtrundgang, der in unserem Reiseführer vorgeschlagen wurde. Diese Spaziergänge gefielen uns in der Vergangenheit normalerweise recht gut und so stromerten wir fröhlich los. Wir kämpften uns durch die Hitze, vorbei an diversen Bauten, die uns an die französische Kolonialzeit erinnerten. Der Benh Tanh Markt, prachtvolle Hotels, „Notre Dame“ (die Kirche, die zwar genauso heißt aber wenig Ähnlichkeit mit dem französischen Original hat), die Oper, eine Statue von Ho Chi Minh und viel mehr kreuzten unseren Weg. Von der Hitze erledigt machten wir uns auf den Rückweg und erstmal Mittagspause im Hostel. Am Abend war dann endlich unsere Wäsche fertig und wir staunten nicht schlecht, wie farbenfroh und strahlend sauber unsere Sachen nach einem Monat Handwäsche aussehen konnten. Frisch umgezogen trauten wir uns danach wieder raus und endeten in einem indischen Restaurant in einer kleinen Seitenstraße, wo wir uns die Bäuche vollschlugen und dann langsam und kugelrund nach Hause trugen.

Am nächsten Morgen machten wir uns gleich frühs auf den Weg zum Kriegsmuseum, denn dieses wollten wir uns in Ruhe anschauen. Nachdem wir auf unserer Reise durch dieses Land immer wieder die Nachfolgen des Vietnamkriegs gespürt haben und das Thema bei der Bevölkerung definitiv noch präsent ist, war unser Interesse geweckt, sich tieferliegend mit der Materie zu beschäftigen. Man reist ja schließlich auch, um sich zu bilden. Die Dokus die wir anschauten waren bereits aufschlussreich, doch das Museum konnte dann viele der übrig gebliebenen Fragen klären und hielt Informationen für uns bereit, die wir nicht erwartet hätten. Der Besuch hinterließ uns in vielerlei Hinsicht geschockt. Wir waren schockiert, dass das chemische Entlaubungsmittel Agent Orange selbst bei nicht direkter Aussetzung bis in die vierte Generation Erbgutschäden und Fehlbildungen von beträchtlichem Ausmaß hinterlässt. Obgleich die Vietnamesen schlimmer betroffen sind, so haben auch amerikanische Soldaten mit diesen Spätfolgen zu tun. Durch die Nutzung von diesen Mitteln haben die Amerikaner also geschafft, die Bevölkerung eines Landes nachhaltig bis heute zu schädigen. Die Geschichten und Bilder die wir dort gehört und gesehen haben kann man gar nicht alle aufzählen, aber wir kamen zu dem Schluss, dass der Vietnamkrieg in unseren Augen ein ähnlich schlimmer Völkermord war, wie der zweite Weltkrieg. Wir haben aber das Gefühl, dass in Amerika keine ähnliche Scham für die Geschehnisse herrscht wie bei uns. Das Kriegsmuseum hat auf jeden Fall seine Aufgabe erledigt und uns nachhaltig über die Vorkommnisse aufgeklärt.

Zurück im Hostel wollten wir eigentlich zu einem Motorradshop fahren um unsere Motis zu verkaufen, was aber durch eine aufkommende Blasenentzündung bei Theresa unterbunden wurde. Da wir keinen Zeitdruck hatten, verbrachte sie den restlichen Tag mit Trinken, Aufs-Klo-Gehen und Schlafen, während Yannick seine Zeit am Laptop vertrödelte. Im Nachhinein war das gar nicht so schlecht, denn am nächsten Morgen hatten wir dann doch eine Anfrage von zwei Backpackern, die sich gerne unsere Motorräder anschauen wollten.

Hastig putzten wir unsere zwei lieb gewonnenen Gefährte um sie so präsentabel wie möglich zu machen, bevor die zwei Amerikaner 30 Minuten später auch schon um die Ecke bogen. Nach einem ehrlichen Austausch über die Räder fuhren die beiden Probe und waren eigentlich ziemlich zufrieden. Leider hatten sie eine Vietnamesin dabei, die schlecht für unser Geschäft war, denn sie war der Meinung den Preis deutlich drücken zu müssen. So verkauften wir die Motis am Ende für einen Preis, mit dem wir einigermaßen zufrieden waren und immer noch für mehr, als wir bei einem vietnamesischen Mechaniker bekommen hätten. Wir sind im Nachhinein trotz aller Schwierigkeiten froh, dass wir die alten Schrottmühlen gekauft haben, denn wie hätte unser Roadtrip authentischer sein können? Im Anschluss an den erfolgreichen Verkauf buchten wir uns einen Bus nach Phnom Penh (Hauptstadt von Kambodscha) für den nächsten Morgen und gönnten uns ein letztes Mal leckeres vietnamesisches Essen auf dem Street Food Markt.

Wir verlassen Vietnam glücklich. Der Monat dort war schön, der Motorradroadtrip eine besondere Erfahrung. Das Wetter war super, das Essen lecker, die Preise günstig und dank Nebensaison auch nichts so überfüllt. Wir hatten Spaß und genossen die Zeit. Und doch sind wir nicht böse, weiterzureisen, denn auch in Vietnam gilt: ein Monat ist für uns erstmal genug! Danke für die schöne Zeit, Vietnam – vielleicht sehen wir uns ja mal wieder!

P.S. Verzeiht uns unsere Bilderfaulheit! Irgendwie waren hier nicht so viele fotogene Sachen, die uns gefielen…

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