Auf nach Südtirol (Alto Adige) – „Sommerurlaub 2017“ Teil 1

TAG 1
Nach einer kurzen Nacht, die wir mit einer Mischung aus Aufregung und Vorfreude auf unseren ersten Auto-Urlaub nur mehr oder weniger erholsam verbracht haben, schafften wir es um 8:45 Uhr endlich loszurollen. Yannick war mit dem Modell des Urlaubs mit/im Auto ja grundsätzlich schon skeptisch und so fuhren wir vermutlich eher mit gemischten Gefühlen gen Süden.
Auf der Autobahn bot sich uns ein schönes Panorama nach dem Anderen, sobald wir endlich in der Nähe von Bergen unterwegs waren. Eher weniger exklusiv fanden wir beide den Brenner. Wir hatten wohl eher etwas spektakuläreres erwartet…
Um 13:30 Uhr kamen wir in Algund bei Meran ohne Zwischenfälle heile an. Südtirol! Viele Berge und Möglichkeiten die Natur zu erkunden. Da das Wetter uns insgesamt nicht so hold angesagt war, entschieden wir uns bereits im Vorhinein gleich die ersten Tage zum Bouldern am Fels zu nutzen, denn das geht im Regen nun wirklich so gar nicht. Die Straße hinter Algund bis zum Bouldergebiet schraubte sich in Serpentinen steil nach oben. Nach einer kurzen Suche war dann auch der „Parkplatz“ (Bucht am Straßenrand mit ca. 13 % Steigung) gefunden, die stärkende Brotzeit eingenommen und im Tetris-artigen perfekten Chaos – in dem sich Theresa aber gut auskennt – alles zum Bouldern rausgesucht. Wir starteten also in den Wald und fanden uns kurz darauf an Granitfels hängend wieder. Die ersten Touren zu absolvieren kam uns einfacher vor, als erstmal dort hin zu kommen, denn das gesamte Gebiet findet sich an einem ziemlich krassen Steilhang wieder, der nicht immer einfach zu bezwingen war.
Gegen 18 Uhr brachen wir wieder zum Auto auf… Die Orientierung war gleich Null, der Weg nicht vorhanden und so fanden wir uns etliche anstrengende Höhenmeter querfeldein später tatsächlich an der Straße wieder. Wir kochten gleich vor Ort und ich ignorierte einfach Yannicks dauerndes „Und was machen wir wenn’s regnet?“ bei jedem zweiten Handgriff am Kofferraum und dachte mir „Dann werd ich dir schon zeigen, dass es auch so geht“.
Unser Zelt stellten wir ein Stückchen in den Wald rein auf der anderen Straßenseite auf, denn dort konnten wir nicht fern vom Auto tatsächlich ein grades Fleckchen ohne Wurzeln in Größe unseres Zeltes finden! 😉

TAG 2
Nach einer noch trockenen Nacht fuhren wir – immer noch im Bouldergebiet Algund bleibend – ein kurzes Stück weiter auf einen anderen Parkplatz. Dieser hätte tatsächlich drei Autos beherbergen können, da sind wir uns sicher!
Es war vor allem deutlich kälter als an unserem ersten Tag hier, aber das sollte uns ja nicht stören. Den Vormittag verbrachten wir also wieder am Fels, mittags taten nach etlichen Bouldern dann (vor allem Theresa) doch die Finger vom Granit weh und so entschlossen wir uns, es fürs Erste gut sein zu lassen.
Wir fuhren die Serpentinenstraße weiter hoch und kamen an einem recht großen Wanderparkplatz wieder raus. Kurzerhand entschlossen wir uns einfach mal drauf los zu spazieren und etwas rumzuschlendern. „Schloss Tirol – 1 h 10“. Das klingt doch gar nicht so schlecht. Also immer dem Weg 26 folgen. Zwischen Apfelbergen (sieht aus wie Weinberge, sind aber bestehend aus Apfelirgendwas – wir weigern uns es Bäume zu nennen) und Wald hindurch stiegen wir immer weiter hinab, bis wir tatsächlich irgendwann das Schloss Tirol erreichten. Sah ehrlich gesagt eher wie eine Burg aus und kostete Eintritt – Das Geld war uns zu schade, aber wir genossen den Ausblick über Meran und die Wanderung an sich. Ein Highlight dabei war wohl, dass wir Feigenbäume und Kiwipflanzen entdeckten. Da fühlt man sich gleich noch viel mehr wie im Urlaub!!! Wir haben jeweils Früchte mitgenommen, die wirken allerdings alle noch etwas unreif… Auch nach oben haben wir es wieder geschafft und später unser Zelt auf einem kleinen Parkplatz hinter das Auto gestellt. Dann hat es auch gleich geregnet, somit beschränkte sich unser Abendprogramm auf das Zelt.

TAG 3
Aufgewacht ohne Regen und im Sonnenschein beschlossen wir mal zu sehen, was der Tag so bringen mag. Wir fuhren wieder etwas die Serpentinenstraße hinauf und hofften auf Sonne beim Frühstück. D¬¬as End vom Lied: wir parkten an der Talstation des lustigen „Korblifts“ – sowas haben wir noch nie gesehen – und beschlossen kurzerhand, dass wir den Tag ohne Regen eindeutig zum Wandern nutzen müssen. Während Yannick uns also ein Frühstück kochte, packte Theresa die Sachen zusammen, die wir für eine Bergwanderung brauchen würden. Auf einem ausliegenden Flyer waren mehrere Tagestouren vorgestellt und wir entschieden uns gleich für die Erste. Eine Rundtour namens „Spronser Seenrunde“. Aber erstmal galt es ja, den Korblift zu nehmen, der uns schonmal ein paar Höhenmeter weiter beförderte. Korblift klingt nach dem, was es ist. Ein großer, grüner, ovaler Metallkorb, in dem zwei Erwachsene nebeneinander stehen können. Man kann sich noch um die eigene Achse drehen, das wars dann auch. Kurz haben wir uns mal gefragt, was zwei 130 kg Männer wohl tun würden…
Oben angekommen erblickten wir sogleich die Leiteralm (1525 m), an der unsere Tour startete. Erst ging es eine Stunde lang auf dem „Meraner Höhenweg“ entlang. Eine Mehrtagestour rund um Meran, die mehr geradeaus als immer auf und ab geht. Auf halber Strecke hörten wir plötzlich ziemlich lautes Glockenläuten, das eindeutig immer näher kam. Almabtrieb! Wir beobachteten in einer großen Kurve aus sicherer Entfernung, wie die Kühe ihren Weg den steilen und steinigen Pfad hinab suchten. Was für schöne Tiere! Diese Rasse haben wir noch nie gesehen. Als die Herde vorbeigezogen war ging es für uns weiter – mit ganz schön viel Kuhkacke auf dem Weg – bis zum Hochganghaus (1836 m). Von dort zweigten wir „steil ansteigend Richtung Hochgangscharte, nur für Schwindelfreie“ ab. So wie es sich auf unserem Flyer gelesen hat, war es dann auch. Es ging wirklich steil in engen Kehren immer höher. Allerdings war der Weg sehr gut beschaffen. Über die Hälfte bestand aus handgemachten Steinstufen und wir sollten uns nicht das letzte Mal an diesem Tag fragen, welche arme Sau die wohl alle dahin manövriert hat. Umso höher wir kamen, umso ausgesetzter wurde der Weg, allerdings wurden wir auch mit einer wirklich fantastisch schönen Aussicht belohnt. Hinter und neben uns erhoben sich verschiedenste Bergpanoramen. Von schneebedeckten scharfen Spitzen über sanfte Grashügel übersät mit Granitfelsblöcken und Meran im Tal konnten wir alles bewundern. Mit jedem Höhenmeter wurde es aber auch zusehends kälter und wir kamen nicht drum rum uns bei fehlender Sonne und zunehmendem Wind doch wieder mehr anzuziehen. Der Anblick von kleinen Eiszapfen am Fels machte uns auch nicht gerade wärmer.
Der Weg wurde immer ausgesetzter, dafür gab es an kritischen Stellen aber Eisenketten zum Festhalten. Nach 1h 15 anstrengenden Aufstiegs erreichten wir die Hochgangscharte (2444 m). Beim „Gipfel“ verbrachten wir allerdings nicht viel Zeit, denn der Wind war wirklich eisig kalt und der Hunger noch nicht wirklich da. Was dafür nun da war, waren die Seen. Wir blickten im Verlauf der nächsten halben Stunde bei der Umrundung des ersten Sees auf klares Wasser und massive Steinhänge. Direkt fühlten wir uns nach Norwegen versetzt und gar nicht mehr als wären wir in Südtirol. Bis zur Oberkaseralm (2131 m) an der wir unsere Brotzeit und „Gipfelschoki“ verdrückten, kamen wir an zwei weiteren Seen vorbei, die immer vom vorherigen durch kurze, steile Wasserfälle bzw. Flüsse gespeist wurden. Die Panoramen die sich uns erboten waren überwältigend schön und so zappelten wir nicht lange und setzten die Wanderung fort. Bis zur Taufenscharte (2231 m) ging es dann erneut nochmal hoch. Als dieser Anstieg bezwungen war lautete unsere Beschreibung „in steilen Kehren bis zur Leiteralm hinab“. Das was die Beschreibung verlauten ließ stellte sich als richtig heraus… Eine Windung nach der anderen schoben wir uns weiter hinab – und das soll 1h 20 so gehen? Theresa hoffte ja, das es uns auch auf dem Abstieg so ergehen würde wie beim Aufstieg und wir schneller wären, als die Anschrift auf den Schildern sagte. Nach einer halben Stunde begann der Weg so langsam zu nerven, denn wir steckten wieder mitten im Wald und schoben uns einfach nur in engen Windungen hinab. Nach 1h (ha, wieder schneller!) war es geschafft und wir standen wieder an der Leiteralm. Bevor wir mit dem Korblift wieder gen Tal fuhren genossen wir nochmal den Talblick über Meran. 20 km in 5h 45 und insgesamt 1019 Höhenmeter hoch und wieder runter, da darf man auch etwas erschöpft sein. Hach, war das wieder eine schöne Bergtour! Zum Glück sind wir spontan auf die Idee gekommen und hoch in die Texlergruppe gefahren.

So sieht der mysteriöse Korblift aus!
So sieht der mysteriöse Korblift aus!

TAG 4
Samstag und Regen – was tut man nun. Nach einer warmen Nacht im Auto (denn ja, unser Auto lässt sich doch einigermaßen gut zum Wohnmobil umfunktionieren, solang man es etwas schräg stellt :D) packten wir unser Geraffel zusammen und fuhren nach Meran in die Therme. Da man für die Sauna Badeschuhe braucht und wir zu geizig waren 30€ pro Person auszugeben gingen wir erstmal im Nieselregen eine Runde durch die Stadt bis wir in einem günstigen Schuhladen endlich Badeschuhe fanden. Die Stadt beeindruckte uns nicht gerade, was aber vielleicht auch dem Regenwetter geschuldet war. Zurück an der Therme lösten wir unser Tagesticket mit Sauna und spazierten ins warme Vergnügen… Ein paar Saunen, Stunden, Planschereien, Schläfchen auf der Liege und Seiten im Buch später verließen wir erholt und aufgewärmt das Schwimmbad. Nun galt es wieder einmal einen Schlafplatz zu finden, denn alle Couchsurfer hatten uns leider abgesagt. Auf dem Weg Richtung Bozen fanden wir eine steile Abzweigung bei der wir unser Auto am Rand hinstellen konnten. Mittlerweile war es dunkel und da wir weder das Auto allein lassen, noch das Campingzeug irgendwo in den Wald schleppen wollten, entschieden wir uns erneut für eine Nacht im Auto.

TAG 5
8,5 km vor Bozen erwachten wir frühs im Auto, frühstückten Kekse, Brownies und Schokolade weil wir keine Lust auf Frühstück kochen hatten und fuhren los. Nach kurzer Zeit waren wir in der Stadt angekommen und parkten im Parkhaus in der Innenstadt. Als „blöder Touri“ muss man wohl damit leben, teure Parkgebühren zu zahlen, weil man nicht weiß, wo die kostenlosen Parkplätze sind. Im Regen watschelten wir los Richtung Innenstadt, mit der Hoffnung irgendwo Internet zu finden um am Laptop gescheit die Suche nach Unterkunft/Campingplätzen starten zu können. Nachdem wir erst etwas in der ausgestorbenen Innenstadt herumirrten suchten wir gegen 10 Uhr dann die Touristeninformation auf. Der nette Herr empfahl uns das „Café Loacker“ (ja genau, wie die Marke der Waffelkekse, die gab’s dort auch zu kaufen), denn dort gäbe es Wifi. Also erneut ab in die Innenstadt. Nun sah das ganze schon freundlicher aus: Die Läden offen, die Straßen gefüllt, sogar der Regen hatte aufgehört. Wir waren vorher wohl einfach zu früh dran.
Bei Croissant mit Vanillecreme, Waffel, Cappuccino und Tee nutzten wir das Wifi um zu recherchieren. Nachdem die Suche nach einer trockenen Unterkunft irgendwie aussichtslos und nervig erschien widmeten wir uns doch wieder den Campingplätzen. Wir stießen auf den „Campingplatz Marmolada“ in Canazei, der eigentlich genau dort lag, wo wir hinwollten und uns sogar noch ins Budget passte. Nichts wie los also!
Auf der 1,5 stündigen Fahrt hielten wir öfter an, denn wir fuhren den Karerpass und hatten einen fantastischen Ausblick auf die umliegenden Berggruppen (Rosengarten). Endlich waren wir in den Dolomiten angekommen! Dafür sind wir hier in den Urlaub gefahren. Die Laune hob sich merklich und wir waren beide froh über diese Entscheidung. Am Campingplatz angekommen nutzten wir die Sonne aus und gingen am Fluss entlang eine lange Runde laufen.
Abends checkten wir beim Kochen den Wetterbericht, der nur mäßig gut aussah. Wir entschieden uns dafür, das schlechte Wetter auszusitzen und hier zu bleiben, denn das ständige Hin- und Herfahren und Suchen ist ziemlich anstrengend.

TAG 6
Nach einer ruhigen Nacht ohne den vorhergesagten Regen erwachten wir mit einem fantastischen Rundumblick auf die umliegenden Berggruppen (Sellagruppe, Marmolada, Rosengarten, …). Hier im Fassatal sitzt man wirklich inmitten der schönsten Berge. Da der Himmel noch blau erstrahlte und sogar die Sonne hervorspitzte konnten wir nicht einfach tatenlos rumsitzen. Kurzerhand war eine kurze Tour auf den COL RODELLA (2.440 m) ausgesucht. Zwanzig Minuten lang arbeitete sich unser Auto in engen Serpentinen den Sellapass hoch, bis wir am Parkplatz angelangten. Nach 45 Minuten Marsch erreichten wir die Gipfelstation einer Seilbahn, die auch von allerlei Gleitschirmfliegern genutzt wurde. Gleich neben der Station befand sich ein bekannter Startplatz für die Paraglider und so war der Himmel bereits von bestimmt 50 bunten „Vögeln“ gefüllt. Wir staunten über den unfassbar schönen Ausblick. Beschneite Berge im Hintergrund und sonnenbestrahlte Gleitschirme in allen Farben. Wir träumten ein bisschen davon, selber dort oben zu schweben und leise in hohen Lüften die Welt unter einem und die Panoramen außenrum zu bewundern. Da sich dieser Traum heute wohl nicht mehr erfüllen würde fuhren wir mit der Tour fort und stiegen in den Klettersteig ein. Nach einer halben Stunde Kraxelei waren wir schon oben angekommen und genossen den fantastischen Ausblick. Der Abstieg war schnell begangen und den Rest des Tages verbrachten wir, nachdem das Wetter sowieso zugezogen war, unten am Campingplatz.

Dieser Ausblick begleitete uns stetig während unserer kleinen Tour!
Dieser Ausblick begleitete uns stetig während unserer kleinen Tour!

TAG 7
Wettervorhersage: 100 % Niederschlagswahrscheinlichkeit, 1°C, Schnee. Mit dieser Voraussicht hatten wir uns ins Bett gelegt. Also sowieso keine Aussicht auf Unternehmungen, sondern den Tag mit dem schlechtesten Wetter aussitzen. Nachdem wir bis 9 Uhr ausgeschlafen hatten stellten wir beim Blick aus dem Zelt fest, dass wir „noch verschont“ wurden. Die Schneefallgrenze war wohl circa 100 m über uns. Es sieht ziemlich lustig aus wenn man in die Landschaft schaut, und plötzlich enden die beschneiten Baumspitzen einfach und man sieht wieder dunkelgrüne Nadelbäume hervorblitzen. Doch leider bedeutet das auch, dass man bei 3°C im nasskalten Tal liegt. Yannick hätte eindeutig den Schnee dem Regen vorgezogen.
Nun sitzen wir im Zelt um euch zu berichten und heute Abend gönnen wir uns vermutlich eine italienische Pizza! Hoffentlich wird das Wetter morgen wirklich besser…

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