Ab in den Urwald

Im Rahmen meines Praxissemesters hatte ich die Möglichkeit an einer Exkursion nach Rumänien teilzunehmen.
Ziel der Reise war der Semenic Nationalpark in Rumänien, in dessen Kernzone einer der wenigen verbliebenen Buchenurwälder Europas ist.

Am Sonntag den 21.05.16 brachen wir mit 2 VW-Bussen und dem Auto des einen Professors um 7Uhr morgens auf.
Die Fahrt verlief ohne große Zwischenfälle und wir konnten unser Tagesziel, die Stadt Kecskemet in Ungarn am Nachmittag erreichen.

Unsere Unterkunft war ein einfaches Hotel mit 80er Jahre charme, wo wir in Doppelzimmern untergebracht waren. Nach dem ersten Tag Autofahrt zogen wir also vom Hunger getrieben in die Stadt um festzustellen, dass beinahe nichts am Sonntagabend offen hatte. Lediglich ein Italiener am Ende der Strasse konnte unsere leeren Mägen füllen. Dort hatten wir auch das erste mal mit Sprachbarrieren zu tun, da die Angestellten des Lokals kein Englisch, kein Deutsch und wir kein Ungarisch sprechen. Aber zum Glück konnte ich mich noch an ein bisschen Italienisch aus dem Uni-Sprachkurs erinnern! Das war dann doch hilfreich und der Wirt freute sich seine Landessprache zu hören.

Am späten Abend versuchten wir noch eine Kneipe zu finden. Allerdings machten diese für unsere Bedürfnisse zu früh Feierabend. Also blieb es bei einem Absacker Bier und wir schlichen zurück in die Herberge.

Der zweite Tag begann gleich mit Startschwierigkeiten. Das Auto des Professors ließ seine Warnleuchte erstrahlen und wir riefen den Pannendienst. Nach kurzer Fehleranalyse mussten wir den Wagen in einer Werkstadt lassen und gegen einen ungarischen Mietwagen eintauschen. Der Rußpartikelfilter machte probleme.

Am späten Vormittag konnten wie dann endlich weiter nach Rumänien fahren. Die Strecke war relativ ereignislos und so fuhr der Ein oder Andere Passagier etwas wachkomatös mit nickendem Kopf oder offenem Mund durch das flache Land.
Erst gegen Ende der Fahrt als wir in die Berge der Karpaten eintauchten waren wieder alle wach und klebten neugierig an den Fensterscheiben.

Wir fuhren eine Steile Bergstraße nach oben, vorbei an kleinen Dörfern, alten Frauen vor ihren Häusern sitzend, Viehherden gemütlich weidend und dem Wald, dessen Bäume oft noch nie eine Säge gesehen haben.
Schier endlos lang zog sich der Weg durch diese Landschaft. Unser Ziel erreichten wir am späten Nachmittag. Wolfsberg ein kleines Dorf in den Rumänischen Karpaten.

Wolfsberg war eine Siedlung der Donau-Schwaben, oder besser gesagt ein Grenzposten der Österreicher gegen die Türken. Heute leben noch ca. 100 Menschen dauerhaft in dem Dorf, es gibt einen Brunnen, einen Dorfladen, ein Dorfmuseum und ein paar Gasthäuser. Das Unsere war einfach, aber gepflegt und liebevoll Geführt. Unser Wirt hieß Marius, er lebt mit seiner Frau und Ihrem 4 Monate alten Kind auf seinem Hof, von dem er auch das meiste an Lebensmitteln für seine Gäste erzeugt und zubereitet. Das Essen war passend zu seinem Umfeld einfach, deftig und mit Mühe hergerichtet.

Nachdem wir die ersten Eindrücke aufgenommen und eine ruhige Nacht verbracht hatten, ging es endlich in den berüchtigten Urwald.
Nochmals 45min fahrt dauerte es bis wir am letzten Punkt der Zivilisation angekommen waren. Kurz unterhalb des Gipfels des Semenic lag ein verlassenes Ski-Resort aus den Zeiten des rumänischen Diktators Ceaușescu. Von den verlassenen Häusern aus wagten wir uns weiter zu Fuß in den Wald.

Auf diesem Teil unseres Weges bewaffneten wir uns mit Stöcken und Steinen um uns gegen die sehr aggressiven Herdenschutzhunde zu verteidigen. Diese Mistvicher haben schon den ein oder Anderen Wanderer ins Krankenhaus oder sogar ins Jenseits befördert. Aber bei unserer großen Gruppe stellten sie eigentlich keine große Gefahr dar und waren schnell wieder vertrieben.

Nach 1,5h Fußmarsch sind wir in der Kernzone des Urwaldes angekommen. Wir errichteten auf einer Lichtung ein Basislager aus 4 Zelten, wo manche Übernachten und wir einen Teil unserer Geräte deponieren konnten.

Unsere eigentliche Arbeit der nächsten 3 Tage bestand darin in verschiedenen Teams den Urwald zu erforschen. Es wurden unter anderm Wildkamaras aufgehängt, Bäume vermessen, Biotope gesucht, mit der Drohne geflogen und Vögel kartiert.

Eine Nacht habe ich auch im Urwald im Zelt geschlafen, doch leider regnete es dabei die meiste Zeit und man konnte weder den Sternenhimmel sehen, noch draußen vor dem Zelt sitzen. Die anderen Nächte verbrachte ich in der Herberge wo wir jeden Tag bis spät in den Morgen draußen saßen.

Am Ende unserer Urwaldexpedition haben wir noch eine Präsentation mit unseren gesammelten Ergebnissen erstellt und präsentiert. Es war doch ein sehr schönes Gefühl, wie viele Erkenntnisse wir in der kurzen Zeit gewinnen konnten.

Der Rückweg erfolgte auf der gleichen Strecke wie auf dem Hinweg und wir Übernachteten wieder in Kecskemet(Ungarn).
Dort waren wir diesmal an einem Samstag, weshalb wir endlich die Gelegenheit nutzten das Nachtleben etwas zu erkunden.

Auf dem Weg nach Hause blieben mir vor allem die Grenzkontrollen in Erinnerung. Hier durfte man auch mal eine gute Stunde warten, während alle Paar Minuten ein Hupkonzert durch die kilometerweit wartenden Autos fuhr.

Diese Reise war für mich der Erste Ausflug in den Osten Europas und machte auf jeden Fall Lust Ihn weiter zu Erkunden.

Yannick

Leave a Comment