Etappe 2: Tekapo – Mt.Cook – Wanaka oder der höchste Berg Neuseelands

Logbucheintrag 3.März
Lake Tekapo – Twizel 56,3 km
A2O-Trail -> schöner Track ohne Autos. Theresas Hinterreifen 5x platt -> Schlauchermüdung. Schlafen bei Kathy & Terry und Sandy -> lecker Essen 🙂
Bisher schönster Tag (Mt. Cook Panorama)

Nach unserem wohlverdienten ersten Pausetag ging es am Morgen voller Elan weiter. Am Vorabend hatte Yannick noch Theresas Hinterreifen geflickt, der über Nacht 3 (!) Löcher bekommen hatte. Heute stand auf dem Programm das erste Stück des Alps to Ocean Fahrradwegs, ein extra angelegter mehrtägiger Track, der von den Bergen an die Südostküste der Südinsel führt. So fuhren wir das erste Mal nicht auf Straße, sondern auf Wegen, die nur für Fahrräder waren. Der Vorteil: Man kann nebeneinander fahren und muss nicht auf Verkehr achten. Der Nachteil: Wir hatten ziemlich viel Schotter, was mit den schweren Packtaschen hinten drauf manchmal ganz schön anstrengend ist. In der Mitte des Trails trafen wir auf Kathy & Terry, ein Ehepaar aus den USA, die gerade Urlaub in Neuseeland machten. Prompt luden Sie uns dazu ein, unser Zelt im Garten ihres Ferienhauses in Twizel aufzustellen und bei Ihnen zu übernachten, falls wir noch keinen Platz hätten. Da wir uns noch nicht sicher waren, tauschten wir Telefonnummern aus, um gegebenenfalls in Kontakt zu treten.
Bei unserer Mittagspause dann die Ernüchterung: Schon wieder war der Hinterreifen platt. Gut gelaunt wegen dem schönen Panorama des Lake Pukaki, dessen türkisblaues Wasser vor dem bezuckerten Gipfel des Mt. Cook/Aoraki still da lag und dessen Uferlinie unseren Fahrradwege beheimatete, flickten wir eben erneut den Reifen. Doch auch dieses Mal wollte die Luft nicht wirklich drin bleiben. Frustriert entschieden wir uns, das Angebot von Kathy & Terry anzunehmen und nach Twizel zu fahren, um dort den Reifen in Ruhe flicken zu können und pumpten ihn bis dahin alle 5 Kilometer kräftig nach, da er nur langsam die Luft verlor.
In Twizel angekommen begrüßten wir auch Kathys Schwester Sandy, die nur nicht auf der Radtour dabei gewesen war. Wir machten uns gleich ans Reifenflicken und gaben uns besonders viel Mühe. Beim Aufpumpen machte der Schlauch dann das 5.Mal platt und da die Flicken immer an der Innenseite des Reifens waren erkannten wir, dass wohl der Mantel neu war, nicht aber der Schlauch. Da alle Läden bereits geschlossen hatten wurde das Kaufen eines neuen Schlauchs auf den Morgen vertagt und wir genossen den restlichen Abend mit unseren Gastgebern.
Frisch geduscht wurden wir zuerst auf ein Bier eingeladen und im Anschluss reichlich mit Salat und Spaghetti Bolognese, sowie Pizza- und Lasagne-Resten verwöhnt. Da es viel zu viel Essen gab hauten wir ordentlich rein bis die Bäuche schon weh taten und bekamen den Rest der Nudeln auch noch in unsere Dose gepackt.

Es ist immer schön, wenn man solche Begegnungen hat. Die Beiden haben selbst Kinder in unserem Alter, reisen viel um die Welt und waren der Meinung wir sähen aus, als könnten wir ein Bier und ein Essen vertragen. Außerdem hoffen sie, das ihre Kinder an anderen Ecken der Welt genauso aufgenommen und umsorgt werden und wollen es so an andere zurückgeben. Wir haben uns jedenfalls sehr gefreut und waren unendlich dankbar, vor allem da wir wegen Theresas Reifen am Ende so oder so nach Twizel gemusst hätten und ein kostenloser Campingplatz damit keine Option mehr gewesen wäre.

 

Logbucheintrag 4.März
Twizel – Mt. Cook 67,4 km
frühs neuer Schlauch; spontane Planänderung -> Mt.Cook; Brot wegen zu viel Malz von näscherten Rentnern bekommen | 40 km schön, schnell, gut (von wegen gefährliche Straße!); letztes Drittel -> SCHEISS GEGENWIND!!!

Am Morgen gab es noch Reste zum Frühstück und dann flitzten wir um Punkt 9 Uhr zum Fahrradladen um einen Schlauch zu erwerben. Schnell war dieser eingebaut, aufgepumpt und die Räder wieder abfahrtsbereit. Wir verabschiedeten uns von Kathy, Terry und Sandy und änderten kurzfristig wieder mal unseren Plan. Dafür ignorierten wir gleich zwei Dinge: Zum einen die Warnung, dass die Straße zum Mt. Cook eng sei und dort so viele Wohnmobile und Autos fahren würden, dass es wohl die gefährlichste Straße Neuseelands sei. Zum anderen die Wettervorhersage mit starken Windböen bis zu 50 km/h, die genau aus der Richtung kommen sollten, in die wir fahren wollten. Uns gefiel die Aussage der netten Dame im Visitor Centre, dass es die nächsten zwei Tage blauen Himmel und Sonnenschein, sowie kaum Wind geben würde einfach besser und so machten wir uns doch auf in die Sackgasse Richtung höchster Berg Neuseelands. Vorher wurden wir aber noch von einem deutschen Rentnerehepaar angesprochen, sie hätten ein dunkles Roggenbrot gekauft, dass aber anscheinend auch Malz drin hat und das täte ihnen nicht schmecken, ob wir es wohl haben wollen? Bei kostenlosem Essen sagen wir ja nicht nein, und so standen wir wenige Minuten später mit einem dicken Laib Brot da, den es nun zu verstauen galt. Als dies gemeistert war schwangen wir uns endlich auf die Räder und fuhren los. Die ersten zwei Drittel gingen ziemlich fix und wir freuten uns schon, dass wir uns nicht wegen angeblichem Gegenwind haben abhalten lassen, den Mt. Cook zu besuchen. Doch gegen Mittag fing es dann doch an und der Wind war so stark, dass wir die letzten 20 Kilometer im ersten Gang bestritten. Wenn man beim Berg runter fahren reintreten muss, damit man nicht stehen bleibt, dann weiß man, dass man starken Gegenwind hat! Wir brauchten ca. 3,5 Stunden für das letzte Drittel und so kamen wir sehr müde und erschöpft, aber doch etwas siegerisch und stolz den Wind besiegt zu haben am Campingplatz an. Dass wir noch eine ganze Dose Spaghetti Bolognese dabei hatten, die es nur aufzuwärmen galt half dabei, den großen Hunger zu besiegen und wir fielen recht bald mit der Hoffnung, dass unser Zelt nachts nicht allzu starkem Wind standhalten müsse ins Bett.

 

Logbucheintrag 5.März
Mt. Cook Pausetag
Wanderung Hooker Valley sehr schön! Visitor Center, Sonnenuntergang Aoraki angeschaut 🙂

Wohlverdient entschieden wir uns einen ganzen Tag zu pausieren, um die Natur hier zu genießen, wenn wir uns schon so abgestrampelt hatten um herzukommen. Nach dem Frühstück wanderten wir los und liefen ins Hooker Tal. Vorbei an Bergen, die mit Gletschern überzogen waren und kristallklaren Gebirgsbächen schlängelte sich der Weg ganz gemütlich zwischen den Steinwänden entlang bis zum Hooker See am Fuße des Aoraki/Mt. Cook. Auf dem Weg dorthin konnten wir sogar einige Lawinen sehen, die Schnee- und Eismassen von Gletschern Richtung Tal beförderten. Das war zwar einerseits beeindruckend, auf der anderen Seite passierte es ganz schön oft, sodass man doch mal drüber nachdenkt, wie stark sich der Gletscher dabei verkleinert!

Am Ende des Tals angekommen standen wir vor dem Hooker See, der vom gleichnamigen Gletscher gespeist wird und am Fuße des Mt.Cook liegt. Mit 3724 Metern ragt Aoraki (das ist der Maori-Name) in den südlichen Alpen als höchster Gipfel heraus. Auf dem Weg dort hin war die schneebedeckte Spitze von Wolken verdeckt, doch als wir nun vorne angekommen waren klarte der Himmel langsam aber stetig auf, sodass wir am Ende ein wunderbares Panorama hatten. Vom Gletscher abgebrochene kleine Eisberge schwammen im See und unsere Kameras liefen bald heiß ;)! Eine ganze Weile verbrachten wir, bis die Umgebung genügend aufgesaugt war und in der unerwarteten Sonne kamen wir beim Rückweg dann doch ganz schön ins Schwitzen. Am Nachmittag besuchten wir dann noch das Informationszentrum im nahe gelegenen Dorf, das eigentlich einem Museum gleicht und alles mögliche über die Geschehen um den Berg und die Besteigungen des Mt.Cook erzählt. Es war sehr interessant und wir waren froh, hierfür Zeit gefunden zu haben. Für den Sonnenuntergang ging es nochmal Richtung Hooker Valley, um die bezuckerte Bergspitze im roten Licht zu fotografieren. Leider gab es viele Wolken und so glückte das Vorhaben nicht wirklich, schön war es trotzdem und wir genossen den Moment. Nach diesem schönen Tag waren wir zufrieden, dass wir uns durch den Gegenwind gekämpft hatten um dieses besondere Naturwunder zu sehen.

 

Logbucheintrag 6.März
Mt. Cook – Omarama 94,2 km
Immer schön bergab! Theresa schon wieder Platten… geflickt + Tape um Felge. Twizel Einkauf (Eis, Chips, Gummibärchen) 🙂

 Nicht ganz so stark wie auf dem Hinweg aber immerhin spürbar pustete uns der Nordostwind nun kräftig von hinten an und half uns auf dem Weg raus aus dem Mount Cook Tal. So gut wie alles lief musste es ja ein Ende dafür geben und schneller als wir schauen konnten war Theresas Hinterreifen schon wieder platt – und das trotz dem neuen Schlauch! Seltsamerweise schon wieder auf der Innenseite, also bei der Felge. Während Theresa den ordentlichsten Flicken aller Zeiten auftrug klebte Yannick die Felge nun also endgültig mit Panzertape ab – wollen wir mal hoffen, dass das nun Abhilfe schafft! Zurück in Twizel kauften wir mal wieder ein, und da der Laden gute Angebote hatte gab es heute einige Leckereien. Da wir noch genug Zeit und Energie in den Beinen hatten fuhren wir noch eine halbe Tagesetappe weiter bis nach Omarama, wo wir in einem kleinen Fluss baden gingen und am kostenlosen Campingplatz unser Zelt aufstellten. Ganz schön viele Kilometer, und trotzdem weniger anstrengend als so manch anderer Tag!

Logbucheintrag 7.März
Omarama – Lindis Valley 59,6 km
Anfang Steigung und Gegenwind, dann Lindis Pass mit Rückenwind; super lange + schöne Abfahrt; einmal durch Fluss/über alte Brücke. Restlicher Tag: Regen!!! Apfelmus, Zelt undicht 🙁

 Verwöhnt vom Vortag stiegen wir morgens aufs Rad und vermissten den Rückenwind. Zu allem Übel bekamen wir dann schon wieder leichten Gegenwind und so langsam das Gefühl, dass der Wind immer aus der Richtung pustet, in die wir gerade fahren wollen… Heute stand der Lindis Pass, unser bisher höchster Anstieg auf dem Plan und wir mussten viele Höhenmeter bewältigen. Als wäre das nicht anstrengend genug, störte Theresa sich mal wieder besonders am Gegenwind und die Laune war eher mittelmäßig. Immerhin hatte der liebe Wettergott dann doch etwas Nachsehen mit uns und beim Pass selber half die starke Brise dann von hinten mit. War doch am Ende gar nicht so schlimm. Oben angekommen gab es eine Brotzeit zur Stärkung und die nächsten 20 Kilometer rollten wir ziemlich unerwartet immer nur bergab! Eine nicht enden wollende Abfahrt überraschte uns hinter dem Pass und wir genossen es, dass unsere Drahtesel mal ganz von allein fuhren. Schneller als wir schauen konnten erreichten wir eine kleine Abzweigung zu unserem Campingplatz. Die beiden Optionen: Erstens noch 5 Kilometer weiter auf der Straße und anschließend 6 Kilometer auf einem Schotterweg zurück. Oder zweitens all unsere Sachen und Fahrräder über die Reste einer alten Brücke beziehungsweise durch das Flüsschen bringen und direkt am Campingplatz stehen. Wie ihr uns kennt haben wir uns natürlich entschieden erstmal die Brücke, oder eben das was davon übrig war, sowie den Fluss auszutesten. Sobald klar war, dass wir irgendwie da rüber kommen können fingen wir auch schon an unsere Fahrradtaschen und Räder auf die andere Seite zu bugsieren. Vorher sammelten wir aber noch schnell ein paar Äpfel vom Boden auf, die unter einem wilden Bäumchen am Rande lagen. Yannick balancierte über die beiden Bahnschwellen mit zwei Fahrradtaschen in der Hand und ab der Mitte wurde es gefährlich wacklig. Umdrehen keine Option, Rückwärts auch nicht, also Augen zu (nein, lieber auf!) und durch. Er schaffte es ohne runterzufallen und wir waren froh, aber ebenso waren wir uns einig, dass zumindest einer von uns doch seine Hose ausziehen und durch den Fluss waten musste. Theresa fand die niedrigste Stelle und gemeinsam brachten wir alles auf die andere Seite, ohne dass irgendetwas nass wurde. Geschafft! Viel besser, als noch extra 11 km zu fahren!!! Kaum an der alten Hotelruine angekommen fing es das Regnen an und wir schafften es gerade noch unser Zelt einigermaßen trocken aufzubauen. Die nächsten vier Stunden verbrachten wir in dem alten dunklen, staubigen Schuppen, doch hier konnte man wenigstens stehen und das frische Apfelmus erhellte die Laune dann doch. Der Himmel hörte gar nicht mehr auf zu weinen und so langweilten wir dem Abend entgegen, bis wir ins Zelt kriechen konnten. Leider wartete da eine gar nicht so tolle Überraschung, denn obwohl wir nicht im Zelt gewesen waren, war es innen drin ganz schön nass! Wir versuchten das beste draus zu machen und alles möglichst wasserdicht zu verpacken, doch nachts wachte Yannick dann doch mit einem nassen Bein auf. Tja, ganz schön ärgerlich…

Logbucheintrag 8.März
Lindis Valley – Wanaka ca. 60 km (GPS-Track nicht gespeichert)
Ging schnell! Mittagspause in Wanaka, kein Regen! Schöner Campground, Kaiserschmarrn:)

Immerhin hörte der Regen gegen frühen Morgen auf und so konnten wir „trocken“ zusammenpacken. Sobald wir in den Sätteln saßen kam dann sogar die Sonne raus und wir hatten das Gefühl, das Wetter wolle sich bei uns entschuldigen. Wir nahmen die Wiedergutmachung an und rollten gemütlich Wanaka entgegen. Das ging doch besser als erwartet und so konnten wir bereits unsere Mittagsbrotzeit mitten in der Stadt am Seeufer genießen. Schnell stellte sich heraus, dass am Wochenende die größte Agrarmesse der Südinsel stattfindet und dementsprechend beschäftigt war die ganze Stadt! Hostels waren alle ausgebucht und so steuerten wir einen kleinen Campingplatz am Stadtrand an – ist sowieso ruhiger und schöner! Auch dort wollten sie uns unser Zelt zunächst aber nicht aufstellen lassen, da alle Plätze gebucht waren. Nachdem wir nochmal mit der Managerin gesprochen hatten ging es dann aber doch und wir durften unser Zelt einfach auf der Wiese neben dem Spielplatz aufstellen – einen Autoparkplatz brauchen wir ja eh nicht. In den kleinen Campingplatz verliebten wir uns sofort und fühlten uns richtig zuhause. Die Bäder und Küche war super schön, das WLan funktionierte ausnahmsweise mal hervorragend und das Personal war richtig nett. Noch dazu war das ganze schön klein und familiär, sodass wir uns gedanklich gleich einnisteten. Da wir ja genügend Zeit und eine gute Küche hatten, gab es am Abend ein ganz besonderes Essen. Wir hatten noch einmal Äpfel mitgenommen und kochten erneut frisches Apfelmus, und was schmeckt dazu besonders gut? Richtig, Pfannkuchen! Und was schmeckt sogar noch besser? Kaiserschmarrn! So mussten ausnahmsweise nicht unsere Oberschenkel, sondern die Oberarme arbeiten, bis das Eiweiß mit dem Mini-Schneebesen steif geschlagen war. Der Gaumengenuss war es auf jeden Fall wert und wir genossen jeden einzelnen Bissen der hart erarbeiteten Mahlzeit. 🙂

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