Ganz früh checkten wir aus unserem Hostel in San Francisco aus und verließen die Stadt, die uns so gut gefallen hatte. Kurz darauf wurden wir vom Busbahnhof über eine der Brücken zum nächsten Bahnhof nach Emeryville transportiert, da die Hafenstadt selber keinen Bahnhof hat. Dann fuhr auch schon unser Zug ein, der California Zephyr. Dieser Zug fährt von San Francisco gleich durch zwei Bergketten nach Chicago, die Sierra Nevadas und die Rocky Mountains. Dadurch wird diese Zugfahrt zu einer der schönsten der Welt. Im Gegensatz zur transsibirischen Eisenbahn sind die Züge in den USA allerdings etwas teurer, sodass wir es uns für die kommenden 2,5 Tage in einem breiten Sitz bequem machten anstatt im Schlafwagen zu fahren. Wir durften uns unsere Plätze selber aussuchen und testeten gleich mal die „Schlafposition“ aus, denn die Lehne konnte man ziemlich weit zurückmachen und unter dem Sitz kam dann noch eine Beinstütze nach oben. Gar nicht mal schlecht!
Neben unseren Sitzen hatten wir auch noch Zugang zum Panoramawagen, einem Wagon mit besonders großen Fenstern und Sitzen, die seitlich ausgerichtet sind, sodass man die schöne Natur durch die man fährt betrachten kann. Der Wagen war eine willkommene Abwechslung zu unseren Sitzen und man ist mit den anderen Fahrgästen dort leicht ins Gespräch gekommen. Ebenso gab es im Zug einen Speisewagen, wo es dreimal am Tag ein Menü gab, dass uns allerdings zu teuer war. Aber wir haben ja wie immer unsere Hausaufgaben gemacht und hatten ausreichend Brotzeit, vorgekochtes Essen und andere Leckereien dabei. Die kommenden drei Tage verbrachten wir also mit spannenden Gesprächen, aus dem Zug schauen, lesen, essen, Karten spielen, schlafen und einmal gönnten wir uns dann doch einen Burger im Bord-Restaurant. Die Zugfahrt war insgesamt sehr schön, jedoch fehlte uns die Einfachheit, Geselligkeit und das Abenteuer der transsibirischen Eisenbahn. Landschaftlich bot der Ausblick vielleicht sogar mehr, aber insgesamt war es einfach weniger aufregend. Vielleicht lag es an der fehlenden Sprachbarriere oder einfach daran, dass wir damals erst mit dem Reisen begonnen haben?
In Chicago angekommen machten wir uns auf den Weg zu unserer AirBnB-Unterkunft. Diese lag inmitten einer afroamerikanischen Nachbarschaft und es war irgendwie witzig all die Familien zu sehen, die auf ihren Verandas saßen, mit den Nachbarn redeten und den Kindern beim Spielen auf der Straße zusahen. Wir fühlten uns als wären wir mitten in einen Film geraten, denn genau solche Szenen kennt man doch aus vielen amerikanischen Produktionen. Am Abend entspannten wir einfach eine Runde in unserem großen gemütlichen Bett und gingen rechtzeitig schlafen, da wir nur den morgigen Tag zum Erkunden von Chicago hatten und diesen ausnutzen wollten.
Die Rucksäcke gaben wir am Busbahnhof ab, wo wir am frühen Abend abfahren würden, und dann schlenderten wir auch schon los. Wir besuchten einige Wahrzeichen der Stadt, z.B. die „Bean“, eine große Skulptur, die von allen Seiten spiegelt und die wunderschöne Bibliothek, die uns in größtes Staunen versetzte. Außerdem flanierten wir an der Wasserfront des Michigan Sees entlang und zum Mittagessen gönnten wir uns die originale „Chicago Deep Dish Pizza“. Das ist im Endeffekt Pizzateig mit dem Belag als Füllung in umgekehrter Reihenfolge, das am Ende so ähnlich wie ein Auflauf ist. Sie schmeckte uns auf jeden Fall sehr gut und sättigte uns nachhaltend für die bevorstehende Busfahrt nach Kanada. Wir verbrachten insgesamt einen sehr schönen Tag in der „Architekturhauptsatdt“ und fanden es ein wenig schade, dass wir hier nur so wenig Zeit hatten, da Chicago uns doch positiv überraschte. Wir haben unsere Zeit uaf jeden Fall gut genutzt und hatten einen guten Kurztrip durch „Windy Chicago“, wie es auch genannt wird, obwohl der Wind hier kein Vergleich zu „Windy Wellington“ in Neuseeland ist 😉
Am Abend saßen wir dann im Bus über Detroit, Richtung kanadische Grenze, denn zum Ende unserer Reise besuchten wir noch Yannicks Verwandte, die wir seit 5 Jahren nicht gesehen hatten. Mit großer Vorfreude saßen wir mal wieder in einem viel zu engen Bus und hatten eine ungemütliche Nacht vor uns…