Nach unserem letzten Waffelfrühstück machten wir uns auf den Weg ein paar Straßen weiter, um dort unser erstes Mietauto in unserem Leben abzuholen. Um einen kleinen Roadtrip in den Yosemite Nationalpark zu unternehmen haben wir uns nämlich für eine Woche ein kleines, günstiges „Economy“-Auto bestellt. Unser Voucher versprach einen Toyota Yaris oder ähnliches, doch kaum standen wir in der Autovermietung würde uns stattdessen ein Pick-Up-Truck angeboten. Dankend lehnten wir ab, denn diese Monster verbrauchen nochmal doppelt so viel Sprit wie andere amerikanische Autos. Als nächstes würde uns ein Sportwagen angeboten und wir reagierten nüchtern und sagten, dass wir einfach was Sprit-effizientes wollen. Als der Mann hinterm Schalter diesen Wunsch per Funk in die Garage schickte, kam für einige Minuten keine Antwort, dann wurde uns ein Sportwagen mit Economy-Modus angeboten. Wir willigten ein und wenig später verstauten wir unsere Rucksäcke im kleinen Kofferraum des Infinity Q60 und verließen die Garage in Richtung Golden Gate Bridge. Nachdem wir die Brücke am Vortag bereits von vielen Seiten bestaunt haben, sind wir heute einmal darüber gefahren und haben auf der anderen Seite nochmal angehalten um zurück zu schauen. Das Auto fühlte sich schon komisch an, da es wohl einfach nicht zu uns passte. Die Leute blickten uns an, als wären wir igendwelche verwöhnten Kids und damit war uns doch etwas unwohl. Trotzdem fanden wir es ziemlich lustig und spielten mit allerlei Einstellungen und der elektronischen Sitzverstellungen rum.
Der erste Stopp war dann ein großer Park, in dem wir einen uralten Geocache suchen wollten. Wir stellten das Auto ab und machten uns in der Hitze auf zum Wanderweg. Der schmale Pfad bot eine wirklich malerische Aussicht auf umliegende Täler und wir konnten am Horizont auch noch San Francisco erkennen. Der Geocache an einem alten rostigen Auto war schnell gefunden, und genau wie auf dem Hinweg teilten wir auch auf dem Rückweg unseren Pfad mit einigen Läufern, die beim Mivok Rock, einem 100 km Run, mitmachten. Wir wünschten allen guten Erfolg und wichen den schwitzenden Sportlern immer brav aus.
Danach folgte eine lange Autofahrt bis kurz vor den Nationalpark mit einem Stopp beim Walmart, um unser Essen für die nächsten paar Tage einzukaufen. Mit der Zeit gewöhnte sich Yannick an unseren Sportwagen und in der späten Dämmerung stellten wir dann unser Zelt an einem kostenlosen Platz direkt außerhalb des Nationalparks auf. Dann Mal los, zu einer kurzen Nacht!
Unser Wecker klingelte um 5:30 Uhr und kurz darauf saßen wir schon wieder im Auto und machten uns auf den Weg ins Zentrum des NP, das Yosemite Valley. Nach einer guten Stunde parkten wir gegenüber des „Camp 4“, dem einzigen Campingplatz, den man nicht reservieren kann und der dementsprechend auch nicht ausgebucht war. Vergeben werden die Plätze jeden Morgen ab 8:30 Uhr nach dem „First come, first serve“ Prinzip und so stellten wir uns brav in der Schlange an. Zum Glück waren wir noch vor der Hauptsaison da, denn dort warten die Leute bereits ab 3 Uhr nachts!!! Nachdem wir uns für 3 Nächte registriert und bezahlt hatten durften wir dann unser Zelt aufbauen und mussten unser gesamtes Auto Bärensicher machen. D.h. wir räumten alles Essen, Seifen, Zahnpasta,und alles was sonst noch riechen könnte in das große Schließfach an unserem Campingplatz.
Danach konnten wir endlich los, und beginnen das Yosemite Valley zu erkunden. Da für die nächsten Tage nicht so tolles Wetter vorhergesagt war entschieden wir uns, die längste Wanderung die wir machen wollten, gleich heute im Sonnenschein zu erledigen. Gesagt, getan! Schnell waren die Rucksäcke gepackt und wir stiefelten los. Erst teilten wir den Weg mit ganz vielen Touristen, denn die erste Hälfte unseres Weges führte steil in die Höhe, immer neben den größten Wasserfällen im Nationalpark, den Yosemite Falls, entlang. Wir bestaunten die Wassermassen, die in mehreren Kaskaden 700 m in die Tiefe stürzen. Da gerade Frühlingsende/Schneeschmelze war, zeigten sich die Yosemite Falls in ihrer schönsten Pracht und wir erfreuten uns an dem Naturschauspiel. Danach zweiten wir als fast einzige in den Wald ab und standen ziemlich bald im Schnee. Mit unseren Turnschuhen stapften wir einfach weiter und sobald sie einmal durchnässt waren, war es uns eigentlich auch egal. Wir wanderten nochmal 2h weiter, bis wir an unserem Ziel, dem Eagle Peak, ankamen. Dieser Gipfel ist sogar höher als der El Capitan und von hier aus hatten wir einen fantastischen Bergblick in das Tal und auf den Half Dome, sodass alle Anstrengung entschädigt wurde. Wir stärkten uns mit unserer Brotzeit und genossen die starke Sonne, die uns die Socken wieder trocknete. Dann müssten wir uns leider doch losreißen, denn der lange Abstieg lag noch vor uns und wir wollten nicht im Dunkeln ankommen. Wir genossen den Weg zurück und kamen ziemlich geschafft aber auch überwältigt und verzaubert wieder am Campingplatz an. Ja, der besondere Ruf des Yosemite Valley hatte sich uns jetzt schon erklärt, und wir waren gerade Mal einen Tag hier!
Abends kochten wir gemeinsam mit Steven (Naja eigentlich kochten wir eher für Steven, da er für seinen zweitägigen Aufenthalt nur eine Ananas, einen eingeschweißten Lachs und ein paar M&M’s dabei hatte), den wir bereits am Morgen in der Warteschlange kennengelernt hatten und tauschten uns mit ihm aus, was super schön war. Mit einem dicken Grinsen fielen wir erschöpft ins Bett.
Am nächsten Morgen gönnten wir uns erstmal ein paar wohlverdiente Stunden Extra-Schlaf und dann machten wir uns auf das Valley von unten zu erkunden. Wir nutzten die kostenlosen Shuttlebusse und fuhren zum Besucherzentrum, an welchem wir herausfanden, dass man direkt am Camp 4 ganz schön gut bouldern kann… Uns juckte es doch ziemlich in den Fingern und so fuhren wir in ein anderes „Dorf“ im Tal, wo es einen Outdoorladen gibt. Dort werden auch Klettersachen verliehen und so standen wir kurz darauf im Bus zurück zum Campingplatz, vollbepackt mit Crashpad und Schuhen. Nach einer kleinen Stärkung trauten wir uns dann an den Fels und hatten großen Spaß. Ein paar Routen schafften wir, ein paar nicht und bald schmerzten uns die Finger und Arme schon so sehr, dass wir leider gar nichts mehr schafften. Trotzdem saßen wir zufrieden in der Sonne und genossen unseren Aufenthalt. Die gesamte Stimmung hier am Campingplatz erinnerte uns sehr an das Bouldern damals in Squamish, Kanada und irgendwie ist es schon cool, wenn man an dem Ort ist, wo viele Kletterikonen und „Vorbilder“ auch rumhüpfen.
Tag 3 im Yosemite begann mit einem sehr frühen Morgen, denn wir stellten uns einen Wecker zum Sonnenaufgang, was wir nicht bereuten. Wir fuhren mit dem Auto zu einem Aussichtspunkt, von dem man das ganze Valley im Blick hat und beobachteten die Sonne, die sich langsam nach oben schob. Danach besuchten wir den berühmten „El Capitan“, der die massigste Granitwand dieser Erde beherbergt. Dort trafen wir auf Steven, der zum Sonnenaufgang hier her gekommen war und wir folgten mit unseren Blicken dem Sonnenlicht, das langsam aber sicher die 1000m hohe Felswand „Dawn Wall“ erhellte. Wir konnten sogar 2 Kletterpartien entdecken, die oben in der Wand bivakiert hatten und gerade aufwachten. Auch wir versuchten uns kurz am El Cap und kraxelten auf den ersten paar Metern ein wenig herum, bis es uns zu hoch wurde. Dann verabschiedeten wir uns von Steven, denn er fuhr heute zurück nach San Francisco.
Zurück am Campingplatz ging es los zur Bouldersession Nr.2, doch die Arme waren bereits so mit Muskelkater belegt, das zumindest bei Theresa nicht mehr viel ging. Naja, was soll’s, was erwartet man auch, wenn man ein Jahr praktisch nie klettert?
Mittags brachten wir das Crashpad dann zurück und wanderten noch Mal zum unteren Ende des Wasserfalls. Abends dachten wir kurz, der seit Tagen angesagte Regen würde uns nun endlich überfallen, doch wir kamen wieder davon. Im letzen Augenblick entdeckten wir den schönen Sonnenuntergang und düsten noch mit dem Auto zum Half Dome um ein wenig zu fotografieren.
Auch diese Nacht wurde wieder kurz, denn wir standen diesmal im stockdunkeln auf, um etwas bei Nacht zu fotografieren.
Schneller als wir schauen konnten, waren unsere drei Nächte im Yosemite NP schon wieder vorbei und wir packten unseren Kram aus dem Bärensicheren Schließfach zurück ins Auto. Noch ein letzter Blick zurück ins Valley und bevor wir den Park verließen besuchten wir noch die Mariposa Grove, wo wir einen Vorgeschmack auf die großen Redwood-Bäume bekamen. Der Grizzly Giant ist (nach Volumen gemessen) der drittgrößte Baum dieser Art und beeindruckte uns schon nicht schlecht. Mit Vorfreude fuhren wir 2 Stunden gen Süden, wo wir abends im Kings Canyon NP ankamen.
Nach einer ruhigen Nacht standen wir in aller Frühe auf und erkundeten die Basis der Schlucht, bevor wir eine Stunde der schlängelnden Straße aus dem Canyon heraus folgten. Die Fahrt wurde von tollen Ausblicken begleitet, welche die Zeit schneller vergehen ließ.
Kurz darauf parkten wir unseren Sportflitzer beim ersten Riesenmammutbaum, dem General Grant Tree. Dieser ist volumenmäßig der zweitgrößte Baum der Erde und wir staunten nicht schlecht. Auch außenherum gibt es noch viele andere große Mammutbäume, die eine Sehenswürdigkeit für sich sind. So hatten wir beispielsweise einigen Spaß mit einem umgestürzten Baum, der ausgehöhlt ist, und durch welchen man durchlaufen kann. Da muss man sich schon mal ins Gedächtnis rufen, dass man gerade von Holz und nicht von Stein umgeben ist! Im Laufe des Tages arbeiteten wir uns immer weiter vor zur Hauptsehenswürdigkeit, dem größten Baum der Erde, General Sherman. Auf dem Weg dorthin besuchten wir z.B. noch einen riesigen Baumstumpf, auf den sogar eine Treppe führt und lernten einiges im Museum des Besucherzentrums.
Am General Sherman angekommen staunten wir nicht schlecht und besonders Yannick war sehr verzaubert von diesem riesen Baum! Eine ganze Weile saßen wir da und betrachteten die Köpfe in den Nacken gelegt das Ausmaß des mächtigen Holzstamms. Dann drehten wir eine Runde um den General Sherman und beäugten all seine Narben von Waldbränden und andere Details von allen Seiten. Viele Touristen tummelten sich mit uns, aber davon ließen wir uns nicht stören. Ja, schon ziemlich cool so einen Riesenmammutbaum mal gesehen zu haben. Der „Abstecher“ in den Kings Canyon-Sequoia NP hatte sich auf jeden Fall gelohnt!! 🙂
Letzter Stopp des Tages war dann der Moro Rock, ein Fels auf den man hinauf wandern kann. Leider war alle Anstrengung umsonst, denn die uns versprochene fantastische Aussicht wurde von einer dicken Nebelwand verdeckt, sodass wir uns schleunigst wieder auf den Rückweg machten.
Am nächsten Morgen hieß es dann auch schon wieder Abschied nehmen von den Nationalparks und wir machten uns auf den Heimweg nach San Francisco. Bei einem wunderschönen Park auf dem Weg hielten wir an und sortierten unsere Sachen, packten alles wieder in die Rucksäcke und putzten das Auto ein wenig. Dementsprechend unkompliziert erfolgte dann die Rückgabe des Mietwagens, worüber wir sehr froh waren. Nun folgte ein organisatorischer Nachmittag im Hostel, denn am nächsten Morgen hieß es mal wieder in aller Frühe aufstehen!
wie immer wunderbare Aufnahmen!
Wie karg und nichtssagend muss euch jetzt eure Heimat vorkommen!
Tja was sollen wir sagen?! Genau das Gegenteil ist der Fall! Wir sind ein ganzes Jahr mit offenen Augen durch die Welt gezogen und wenn man dann mit diesen Augen in die Heimat kommt sieht man noch viel deutlicher wie schön es bei uns eigentlich ist.