Letzte Station am Ende der Welt

Unsere letzte Woche in Neuseeland haben wir in Auckland verbracht. Obwohl es die größte Stadt ist, wurde ihr der Hauptstadtstatus von Wellington abgenommen. Dies hatte vor allem logistische Gründe, da Wellington ziemlich genau in der Mitte des Landes liegt. Genau wie in Wellington, waren wir auch in Auckland wieder im Youth Hostel untergebracht. Leider schliefen wir in getrennten Zimmern, da die günstigste Option, der 8-Bett-Schlafsaal nur geschlechtergetrennt angeboten wurde. Das war manchmal ein wenig anstrengend, denn man muss sich immer absprechen und manchmal braucht man Dinge, die beim anderen im Zimmer sind oder Ähnliches. Naja, dafür wars halt günstiger!

Wir hatten eine lange To-Do-Liste für die Woche. Ganz oben stand natürlich die Fahrräder zu verkaufen, und das gestaltete sich gar nicht so einfach. Denn im Gegensatz zu Australien gibt es hier in Neuseeland einen sehr ausgeprägten Saison-Tourismus. Im Hostel herrschte eine regelrechte Aufbruchsstimmung, alle verbrachten ihre letzten Tage in Neuseeland hier und warteten auf ihren Heim- oder Weiterflug. Im Umkehrschluss heißt das natürlich, dass im Moment kaum jemand neu ankommt. Somit sank die Zahl der potenziellen Interessenten und Käufer unserer Fahrräder ziemlich gegen Null. Wir inserierten unsere treuen Drahtesel mit Zubehör auf Facebook und dem lokalen Verkaufsportal tradeMe (ähnlich wie eBay Kleinanzeigen) und putzten sie blitz und blank. Jeden Tag kontrollierten wir hoffnungsvoll und sorgfältig den Posteingang, doch leider bekamen wir keine Nachrichten. Nach ein paar Tagen gingen wir dann zu einem Fahrradladen, der uns von dem Geschäft in Christchurch, wo wir die Räder gekauft hatten, empfohlen wurde. Dort sagte man uns, dass gerade keine Saison sei und er die Fahrräder nur ungern ankaufen würde, weil sie nun so lange rumstehen würden. Er würde sie im Zweifel schon nehmen, aber könne uns momentan keinen guten Preis dafür bieten, weil der Markt nun im Herbst nicht so gut sei.
Etwas frustriert folgten wir also seiner Empfehlung, es noch weiter privat zu versuchen und wenn wir keinen Erfolg hätten, sollten wir am letzten Tag vor unserer Abreise wieder vorbeikommen. Wir erneuerten unsere geschalteten Anzeigen, setzten die Räder mit Zubehör auf einen mittlerweile eher lächerlichen Preis runter und hofften weiter. Leider meldete sich am Ende keiner, sodass wir uns am Samstag dann wieder auf den Weg zum Fahrradladen gemacht haben. Dort verkauften wir unsere beiden treuen Arbeitstiere dann für 300$ (gezahlt hatten wir 1000$), ohne dass die Mitarbeiter auch nur einen Blick auf die Funktionalität warfen. Das allein zeigte uns schon, dass hier einfach nur die Machtposition hinterm längeren Hebel ausgenutzt wird, denn sie können beide Räder gemeinsam im Frühjahr wieder teuer verkaufen, sodass es sich selbst mit einigen Reparaturen lohnen würde. Für unser gesamtes Zubehör wollte er uns dann noch 50$ geben (wir haben 500$ gezahlt), sodass wir dankend ablehnten und es lieber trotzig wieder mitnahmen. In den Rachen schmeißen muss man denen ja auch nicht alles! Schnell verschwanden wir aus dem Laden, bevor sie feststellen konnten, dass Yannicks Hinterradbremse kaputt war und freuten uns über die Vorstellung, wie sie diesen Mängel entdecken – geschieht ihnen recht, wenn sie die Räder vor dem Ankauf nicht mal inspizieren.

Nunja, wir haben also mehr Verlust gemacht als vorher gedacht, aber immerhin haben wir die Räder überhaupt verkauft bekommen. Die Fahrradtaschen, Helme, usw. haben wir teils mitgenommen und den anderen Teil für wohltätige Zwecke gespendet und verschenkt. Den anderen Backpackern im Hostel mit ihren Autos erging es eigentlich noch schlimmer als uns. Die müssen sich nämlich mit irgendwelchen zwielichtigen Autohändlern rumschlagen, damit sie gerade noch 500$ für ihr Auto kriegen. Die meisten wollen dann nicht mal einen Kaufvertrag schließen, sondern lieber alles schwarz unter der Hand laufen lassen – Nein danke! Wir trafen also einige frustrierte Leute, die hofften ihre Autos loszubekommen und fühlten uns mit unseren 300$ für die Fahrräder dann gar nicht mehr so schlecht.

Außer die Fahrräder zu verkaufen, verbrachten wir (leider) auch viele Stunden am Schreibtisch. Wir recherchierten und planten für die weitere Reise, bearbeiteten Fotos und schrieben Blogeinträge. Das alles kostet mehr Zeit als man manchmal denkt und nicht selten rauchte uns beiden der Kopf und wir packten unser Zeug zusammen und flüchteten an die frische Luft. Besonders nach so viel Zeit draußen in den letzten zwei Monaten, fühlten wir uns drinnen etwas eingesperrt und kamen mit dem Raumklima nicht so gut klar. Es wirkte, als wollten unsere Körper sich nicht so schnell ans drinnen sein gewöhnen, und so vermissten wir manchmal das Fahrradfahren.

Damit unser Aufenthalt in Auckland nicht nur mit einer stressigen Planungswoche endet, sondern wir erstens was von der Stadt sehen und zweitens einen schönen Abschluss hier haben, unternahmen wir natürlich auch ein paar Dinge.
Wir machten mal wieder bei einer Free Walking Tour mit, die wirklich super war! Marty erzählte einfach so unterhaltsam, dass die Zeit schneller rum ging als wir schauen konnten. Außerdem empfahl er uns eine kleine Bäckerei, wo es den besten „Donut“ (sowas wie ein Himbeer-Vanille-Krapfen) geben sollte und was sollen wir sagen? Er war wirklich verdammt gut!!

Ein weiterer Ausflug ging in den Zoo. Lange haben wir gewartet uns irgendwo einen Kiwi anzuschauen, und nun war es so weit. Der Zoo an sich war generell sehr schön gestaltet und gefiel uns super. Wir schlenderten bei schönstem Sonnenschein zwischen den Gehegen entlang und entdeckten neben Giraffen, Löwen und Zebras das ein oder andere Tier, das wir noch gar nicht so intensiv kannten. Unter anderem den „Spider Monkey“, einem Affen, der seinen Schwanz wie eine 5. Hand benutzt. Es war sehr witzig und beeindruckend, wie sie sich manchmal einfach nur an ihrer Schwanzspitze in den Baum hingen und die Affenbabys auf dem Rücken wickelten ihren Schwanz um den der Mama, um sich festzuhalten. Am besondersten war für uns aber sicherlich die „Neuseeland“ Abteilung, in der es vor allem Vögel gab. Da es hier keinerlei einheimische Säugetiere gibt, hat sich die Vogelwelt ganz schön ausgeprägt und viele Arten sind heute leider bereits ausgestorben. Wir konnten hier aber ein paar wunderschöne Exemplare bestaunen, unter anderem den Kea (Alpenpapagei), Tui, Kaka und im Dunkelhaus natürlich auch den Kiwi. Der lustige Vogel ist größer als wir dachten (etwas größer als ein Fußball) und hat sich perfekt an das Leben auf dem Waldboden adaptiert. Der Kiwi kann nicht fliegen, dafür hat er zwei starke Beine auf denen er ganz schnell rennen kann (sieht sehr witzig aus). Seine Flügel sind nur noch in etwa so groß wie ein Daumen, aber sie stecken wohl ihren Schnabel drunter wenn sie schlafen (süß oder?). Der Schnabel ist sehr lang, damit sie Würmer und Insekten aus dem Waldboden futtern können. Das Federkleid ist auch eher ein Fell und besteht aus ganz feinen, kleinen Federn, die sehr flauschig aussehen (und wohl auch sind). Außerdem hat der Kiwi so etwas wie Schnurrhaare und einen ausgeprägten Geruchssinn, damit er seine Beute besser findet. Insgesamt ist er also das Säugetier unter den Vögeln, und wir waren super fasziniert dabei zuzusehen, wie flink die Vögel in ihrem Waldgehege im Dunkeln umhergeflitzt sind. Dementsprechend schwierig ist es, ein ordentliches Foto zu machen, aber man kann ja nicht alles haben! Der Ausflug in den Zoo war also ein voller Erfolg und wir hatten einen wirklich schönen Tag. Ein weiterer Punkt auf der To-Do-Liste, nämlich eines von Neuseelands stärksten Symbolen in echt zu sehen, abgehakt!

Zwischendrin erkundeten wir immer wieder ein paar Teile von Aucklands Innenstadt und schlenderten durch die Straßen. Dabei besuchten wir auch einen sehr coolen Fahrrad-/Fußweg, der sich zum Fotografieren natürlich besonders anbot:

An unserem letzten Tag machten wir dann noch den Coast-to-Coast Walkway. Die 16 km lange Wanderung führt vom tasmanischen Meer zum Pazifik einmal durch Auckland (es ist faszinierend, wie nahe die beiden Meere einem Kuss kommen). Dabei führte der Weg durch allerlei Stadtparks, darunter natürlich auch die größten Vulkane, One Tree Hill und Mount Eden. Insgesamt steht Auckland ja auf über 50 Vulkanen und manchmal ist diese Vorstellung schon etwas gruselig. Der Vorteil: Wenn man oben am Krater steht, dann hat man eine tolle Aussicht! Auch wenn das Wetter uns nicht mehr ganz so hold war und es immer wieder regnete, so hatten wir eine schöne Wanderung und genossen die Bewegung.

Zurück im Hostel ging es dann ans Packen. Das war leichter gesagt als getan, denn unsere Rucksäcke waren seit 2 Monaten nicht mehr in Benutzung und so musste alles neu sortiert werden. Unter anderem auch alles Essen, was wir noch übrig hatten. Manches kam ins Handgepäck, vieles ins Free-Food-Regal, damit andere Reisende was davon haben und aus dem Rest zauberten wir uns noch ein leckeres Abendessen. Später als gewünscht kamen wir ins Bett (wie immer) und freuten uns auf ganze 5 Stunden Schlaf, die noch übrig waren ehe der Wecker klingelte. Denn unser Abflug von Auckland war morgens um 6:30 Uhr, und so mussten wir um 3:00 Uhr aufstehen um den Bus zum 25 km außerhalb gelegenen Flughafen zu erwischen… Gute Nacht!

 

2 Comments

  1. Hallo, wir wollten euch noch ein paar schöne Tage und Abenteuer wünschen…und Danke sagen für die vielen tollen Bilder, Geschichten und Erzählungen…so lernen wir und die Kids unsre schöne Welt auf diesem Wege ein wenig besser kennen:-) Viele Grüße von den Weydt’s

    1. Hallo, und vielen Dank für den lieben Kommentar!
      Die letzten Wochen vergehen gerade wie im Fluge, hoffentlich schaffen wir es bald mal wieder einen neuen Eintrag hochzuladen. Aber wir machen immer so viele Fotos, die sortiert werden müssen… 😀
      Lieben Gruß zurück in die Heimat! 🙂

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