Etappe 7: Zurück am Meer

Unsere letzte Etappe mit dem Fahrrad führte uns weg aus Rotorua, wieder ans Meer. Erst besuchten wir Claudia & Basti und dann erkundeten wir noch die Halbinsel Coromandel.

Logbucheintrag 16.April: Rotorua – Tauranga ca.60km
Bergauf, Bergab, Bergauf, Bergab… Das Auenland eignet sich nicht zum Fahrradfahren!
Bei Claudi & Basti 🙂

Unsere Tagesetappe sah „nur“ 60 km vor (ja, an diesem Punkt der Fahrradtour sagen wir zu so einer Strecke schon „nur“), doch die Fahrt war dann doch anstrengender als erwartet. Denn so schön die hügelige Graslandschaft um uns herum auch war, so ging es eben doch die ganze Zeit bergauf und wieder bergab. Wir waren uns also einig, dass sich das Auenland nicht so gut zum Fahrradfahren eignet, kamen dann aber doch gut in Tauranga an. Hobbits haben wir auf dem Weg leider keine entdeckt, aber die sind ja auch gut darin, sich zu verstecken!
In Tauranga angekommen besuchten wir endlich unsere Münchner Freunde Claudi & Basti, die dort gerade wohnen und auf einer Kiwi-Farm arbeiten. Unverhofft hatten sie den Tag frei bekommen, und so konnten wir einen gemütlichen Nachmittag gemeinsam verbringen. Nachdem wir seit gut 5 Monaten durch Australien und Neuseeland „nebeneinander her“ gereist sind, haben wir es endlich geschafft uns zu sehen. Geht doch! Am Abend kam dann die Nachricht, dass sie morgen nocheinmal frei hätten und so beschlossen wir alle den Wecker lieber nicht zu früh zu stellen!

Logbucheintrag 17.April: Pause Tauranga
Spontan Tag mit Claudi & Basti verbracht, da sie frei hatten!

Nach einem späten Frühstück entschieden wir uns spontan dazu, noch eine Nacht hier zu bleiben und mit unseren Gastgebern ihren freien Tag zu verbringen. Wir machten uns auf den Weg zum Mauao (Mount Maunganui), einem Vulkan, der mitten im Hafen von Tauranga aufragt und auf den man drauf wandern kann. Wir fuhren mit dem Rad hin, die anderen beiden mit dem Bus und dann trafen wir uns am Fuß des Berges wieder. Die 232 Meter waren schnell erklommen und die Aussicht von oben über die Bucht und den Hafen wirklich schön! Anschließend genossen wir noch unser Picknick in der Sonne, bevor wir uns wieder auf den Heimweg machten. Heute ging es etwas früher ins Bett, denn morgen wird gearbeitet/geradelt!

Die Bay of Plenty mit Tauranga im Hintergrund

Logbucheintrag 18.April: Tauranga – Dickey’s Flat 76 km
Erst Highway – gefühlte Autobahn, laut & stressig!
Dann Hauraki Rail Trail -> sehr schön und nur geradeaus.
Unsere Fahrt in den Herbst Teil II. 😉

So hügelig wie die Straßen nach Tauranga rein gewesen waren, so gingen sie nun auf der anderen Seite weiter. Nur leider auf einem ziemlich geschäftigen Highway, der sich nicht mehr nach Bundesstraße sondern mehr nach Autobahn anfühlte. Etwas unsicher mit all dem Verkehr, dem lauten Asphalt und dem oft fehlenden Randstreifen war die erste Tageshälfte also ziemlich stressig. Von Waihi aus zweigten wir dann auf den Hauraki Rail Trail ab, einen weiteren Great Ride, der durch die Karangahake Schlucht fährt und vom Fahrradweg her eher einfach ist. Mit dem beginnenden Osterwochenende und dem schönen sonnigen Herbstwetter, war der Radweg gut gefüllt mit Familien und anderen Radfahrern, doch das sollte uns nicht stören. So langsam färben sich die Blätter hier in Masse bunt und fallen auf die Wege, sodass wir uns richtig über den Herbstanfang freuen können. Nach so vielen Monaten Sommer ist das eine wirklich willkommene Abwechslung! An einem schönen Campingplatz stellten wir unser kleines Zeltchen auf und neben all den Riesenpalästen, die sich die Ostercamper da aufbauten wirkte unsere Dackelgarage etwas verloren. Naja, für uns reichts… Dann gab es noch ein schnelles Bad im eiskalten Fluss und wir krochen seit längerem mal wieder in unsere Schlafsäcke!

Logbucheintrag 19.April: Dickey’s Flat – Tapu 70 km
Hauraki Rail Trail -> super schön!
Karfreitag = alle Läden zu – ups!
Mega schöner Zeltplatz direkt am Meer in Tapu, Sonnenuntergang 🙂

Am Morgen waren wir etwas verwirrt von den kleinen Mädels, die mit ihren Körbchen umhermarschierten und Ostereier suchten – heute ist doch erst Karfreitag?! Naja, andere Länder, andere Sitten… Wir folgten weiterhin dem Hauraki Rail Trail, der uns mal wieder durch einen langen Tunnel und heute dann auch durch die Karangahake Schlucht brachte. Das war sehr interessant, denn hier wurde früher Gold abgebaut und aufwändig aus dem Stein herausgewaschen. Dann ging es weiter und der Radweg brachte uns an den Beginn der Coromandel Halbinsel. Dort zweigten wir dann ab und folgten der malerischen Küstenstraße, die sich in Schlangenlinien ums Meer herumwand, noch 25 km bis nach Tapu. Der Campingplatz dort war bereits ziemlich voll, und das mit gutem Grund. Wir stellten unser Zelt direkt mit Meerblick auf und genossen einen fabelhaften Sonnenuntergang am Strand. Und manche Leute sagen, sie haben eine tolle Aussicht aus ihrem Hotelzimmer!

Logbucheintrag 20.April: Tapu – Hot Water Beach – Cathedral Cove – Whitianga ca. 77 km
1000 Höhenmeter + Sightseeing = Anstrengend! Square Kauri Tree verpasst -> nochmal zurück.
Hot Water Beach VOLL, aber lustig! Cathedral Cove super schön und beeindruckend.
Kleine Fähre nach Whitianga. Abends spontan Ostergottesdienst. Coromandel Peninsula ist schön, anders und hügelig!!

Heute war früh aufstehen angesagt, denn wir hatten ein straffes Programm geplant. Erst ging es einmal von der Westküste der Halbinsel an die Ostküste. Doch dazwischen liegen ca. 30 Kilometer Strecke über die Bergkette Coromandel Range. Im Schneckentempo strampelten wir auf der verwundenen Schotterstraße also den Berg hoch, dessen höchster Punkt ungefähr bei 450 Meter lag. Oben angekommen stellten wir dann fest, dass wir die erste Sehenswürdigkeit des Tages, den Square Kauri Tree, verpasst hatten. Die Kauri Bäume sind ziemlich große und beeindruckende, jahrhunderte bis -tausende alte Bäume, die in Neuseeland heimisch sind. Leider haben die Briten fast den gesamten Bestand abgeholzt, als sie Neuseeland besiedelt haben, da das Holz sehr beliebt war. Nun sind nicht mehr so viele übrig und der Square Kauri Tree ist ein 1200 Jahre altes Exemplar. Wir schnappten uns also unsere Fahrradtaschen, versteckten sie hinter einem Busch und fuhren 2.5 km wieder nach unten. Dann fanden wir auch den Baum, machten Fotos und strampelten uns den Weg wieder nach oben. Ohne Gepäck ging das zwar deutlich einfacher, aber ein wenig ärgerten wir uns doch über den unnötigen Umweg. Immerhin war der Baum tatsächlich sehr beeindruckend und wir waren froh, nocheinmal zurückgefahren zu sein.

Dann ging es erstmal eine Weile bergab und auf der anderen Seite der Berge noch ein paar Kilometer weiter zum Hot Water Beach. Dort sprudeln direkt am Strand heiße Quellen aus dem Boden, sodass man sich zwei Stunden vor und nach Ebbe mit einer Schaufel seinen eigenen Pool graben und direkt am Strand im warmen Wasser liegen kann. Nur leider waren wir nicht die einzigen, die den Weg hierher gefunden hatten. Schulferien und Karsamstag sorgten dafür, dass der Abschnitt in dem die heißen Quellen liegen bereits aus weiter Entfernung einfach auszumachen war. Die Leute stapelten sich gefühlt schon in den Pools, aber nach kurzer Suche brachen ein paar Leute auf und wir konnten ihren Pool übernehmen. Wir gruben noch etwas daran herum und legten uns eine Weile in das warme Wasser. Mit all den Leuten um uns herum war es etwas anstrengend, aber irgendwie auch lustig, in diesem einzigen Buddel-Land zu sitzen.

Wieder abgeduscht und angezogen ging es weiter auf den Rädern, zur Cathedral Cove. Die wunderschöne Höhle, beziehungsweise der Höhlenbogen direkt am Strand, war ebenfalls gut besucht und gefiel uns wirklich sehr. Der gesamte Strandabschnitt versetzte uns etwas zurück nach Vietnam, denn hier standen ebenfalls solch große Steinfelsen vor der Küste.

Zurück am Parkplatz mussten wir nun noch bis zum Ende der kleinen Halbinsel fahren auf der wir uns befanden, um dort die Fußgänger-Fähre nach Whitianga zu bekommen. Direkt nach Ankunft ging die 5-minütige Überfahrt los und schon befanden wir uns wieder in einer Stadt. Mittlerweile waren wir ganz schön müde, denn solch ein Sightseeing-Programm in der hügeligen Landschaft von Coromandel schlaucht ganz schön! Nach dem Einkaufen fuhren wir an einer katholischen Kirche vorbei und stellten fest, dass der Ostergottesdienst in 10 Minuten beginnt. Spontan entschieden wir uns dazu, ihm beizuwohnen und fanden es sehr spannend, wie sehr sich der Gottesdienst zu daheim unterscheidet. Im Anschluss an das späte Abendessen krochen wir wohlverdient in unser Zeltchen und schliefen schnell ein!

Logbucheintrag 21.April: Whitianga – Te Kouma 35 km
Letzter Tag Radfahren. Kauri Grove, Stuart & the pigs.
Entspannter Nachmittag im Park, Fähre nach Auckland.

So schnell war er gekommen. Unser letzter Tag der Fahrradtour durch Neuseeland. Doch bevor es aufs Fahrrad ging, wurden frühs erstmal (erfolgreich) Osterhasen gesucht. Obwohl die Beine vom Vortag ganz schön müde waren, fuhren wir heute gut gelaunt erneut durch die Coromandel Range. Denn die Fähre nach Auckland geht wieder auf der Westseite der Halbinsel, und auf der wollten wir heute nachmittag mitfahren. Mit genügend Zeitpuffer für eventuelle Pannen traten wir also gemütlich in die Pedale und kamen in der warmen Herbstsonne ins Schwitzen. Kurve um Kurve, bis wir schon wieder oben waren – war gar nicht so schlimm! Danach kam dann wieder eine schöne Abfahrt, auf der wir aber ein paar Stops einlegten. Erst war da die Kauri Grove, an der ebenfalls ein paar dicke alte Kauri Bäume stehen, die wir uns anschauten. Und dann kam ein sehr amüsanter, aber unverhoffter Stop. Mitten im Nirgendwo tauchten links und rechts der Straße plötzlich ein Haufen Hausschweine auf. Und mitten im Matsch stand Stuart, dem die Schweine gehören. Er hält sie sich nur zum Spaß und sah ein bisschen verrückt aus. Leider haben wir kein Foto gemacht. Später sahen wir auf Google Maps, dass dieser Ort als Sehenswürdigkeit, betitelt als Stuart and the pigs eingetragen ist. Das widerum fanden wir noch lustiger und umso mehr schade, dass wir kein Foto gemacht haben.

Einen Kilometer vom Fährsteg entfernt gab es einen kleinen Park, in dem wir den Nachmittag entspannt verbrachten. Da wir keine Panne gehabt hatten, waren es nämlich noch ein paar Stunden bis zur Abfahrt der Fähre. Dafür konnten wir zusehen, wie ein lokales Fischerboot seine riesen Säcke mit Muscheln in LKWs verfrachtete, wir denken dass ein solcher Sack bestimmt ca. 1 Tonne gewogen hat und auf dem Boot waren rund 30 solcher Säcke. Außerdem ließen viele Leute ihre Motorboote ins Wasser oder kamen vom Osterausflug zurück ans Land, sodass ein reger Betrieb herrschte.
Auf der kleinen Fußgängerfähre waren die Räder dann schnell verladen und dann ging es zwei Stunden übers Meer, zwischen lauter kleinen Inseln hindurch, in Neuseelands größte Stadt. Bis wir dort ankamen war es bereits dunkel, und die Skyline leuchtete uns entgegen. Ziemlich zufrieden mit der Fahrradtour und auch ein wenig stolz kamen wir an und checkten ein letztes Mal in ein Hostel in Neuseeland ein.

Insgesamt sind wir ca 2.200 km durch Neuseeland geradelt, und dabei sind die ganzen kleinen Fahrten vor Ort nicht mitgerechnet. Die Radtour hat uns viel Spaß gemacht, uns gefordert aber gleichzeitig dem Kopf eine Auszeit gegeben. Wir hatten Zeit nachzudenken, Erlebtes zu reflektieren und zu verarbeiten. Haben die Natur und das viele draußen sein genossen, uns über unser Zelt geärgert, sind manchmal an unsere Grenzen gestoßen aber haben am Ende doch alles gut gemeistert. Die Fahrradtour war wirklich schön, Neuseeland war schön. Ein bisschen schade ist es schon, dass sie nun vorbei ist und wir weiterreisen (müssen), doch neben dem weinenden Auge gibt es auch ein lachendes. Denn wir freuen uns darauf, dass es bald weitergeht, in den letzten Reisemonat und wir bald wieder nach Hause zurückkommen. Ab jetzt zählt alles zum Heimweg 😉
Nun haben wir noch eine Woche hier, die wir in Auckland verbringen. Wir müssen die Räder wieder loswerden und die Weiterreise fertig organisieren. Und außerdem waren da ja noch die vielen Blogeinträge, die neben der Fahrradtour ein wenig auf der Strecke geblieben sind… 😀

6 Comments

  1. Es war wirklich eine sehr schöne Zeit mit euch! Tolle Gespräche, leckeres Essen und viel Spaß 🙂

    Wir sind immer noch platt, dass ihr ganz Neuseeland mit dem Radl besucht habt! RESPEKT!

    Jetzt aber noch eine schöne Restreise ohne Radl & wir sehen uns daheim! ♡

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