Etappe 4: West Coast Wilderness

Von Franz-Josef arbeiteten wir uns weiter die Westküste nach oben und fuhren für zwei Tage den West Coast Wilderness Trail, der uns nach Greymouth brachte. Dort machten wir erst mal zwei Tage Pause und planten die weitere Route für Neuseeland!

Logbucheintrag 19.März
Franz Josef – Hot Springs – Ross 112 km
Vormittags gut Strecke gemacht; nach Hari Hari zu Amethyst Hot Springs -> Weg abenteuerlich + cool 🙂
Weiterfahren + ordentlich Strecke machen bis Ross -> müde + anstrengend!
Zelten an altem Hotel; Touring the Wild West fertig!

Nach unserem Pausetag in Franz-Josef sind wir mit frischem Elan auf die Räder gestiegen. Die Sonne schien, wir hatten leichten Rückenwind und bereits bei der Mittagspause gut 60 km geschafft. Kurz dahinter wartete ein ganz besonderes Highlight. Die beiden tschechischen Radfahrer die wir ein paar Tage vorher getroffen hatten, hatten uns den Geheimtipp gegeben die „Amethyst Hot Springs“, also heiße Quellen zu besuchen. Diese sind wild und nicht sehr bekannt, der Weg dort hin ein kleines Abenteur und dementsprechend sind sie auch nicht allzu häufig besucht. Der Grund dafür: Autos können nicht direkt hinfahren. Die Alternative ist ein 30-minütiger Fußmarsch, oder man hat eben Fahrräder! Die kurze Stelle an der die Autos auf dem Weg scheitern war schnell bewältigt und im Anschluss hatten wir einen ganz normalen schlagloch-freien Schotterweg. Dieser brachte uns an einen kleinen Flussarm, wo wir die Räder stehen ließen, unsere Badesachen schnappten und dann barfuß durchstiefelten. Auf der anderen Seite erwartete uns dann ein kleiner Trampelpfad, und kleine Pfeile an Boden und Steinen wiesen uns den Weg. Kurz darauf kamen wir am großen eiskalten (!) Gebirgsfluss an, an dessen Seite aus aufgeschichteten Steinen ein paar kleine Pools gebaut waren. Und dort sprudelte tatsächlich heißes Wasser aus dem Boden dazu, sodass die kleinen Badewannen angenehm warm waren. Mit einer rostigen Schaufel grub Yannick noch etwas tiefer, um die Temperatur noch zu erhöhen und dann wechselten wir zwischen heißer Quelle und eiskaltem Fluss hin und her. Sauna-Wechsel-Bad sozusagen. Das einzige nervige waren die Sandflies, für die wir in unseren Badeklamotten natürlich riesige Angriffsflächen boten, die die Viecher auch gleich nutzten. Draußen stehen war also keine Option, sondern nur im Wasser liegen und so machten wir uns nach ein paar mal heiß-kalt-heiß-kalt auch wieder auf den Weg. Da der Nachmittag noch relativ früh war entschieden wir uns dazu weiterzufahren und machten dann spontan noch ganz schön viel Strecke. Bis nach Ross, dem offiziellen Ende vom Abschnitt „Touring the Wild West“, fuhren wir noch. In der kleinen ehemaligen Goldgräberstadt suchten wir das alte Hotel auf, dessen Bar und Restaurant tüchtig mit Einheimischen und Touristen beschäftigt war und schlugen dort unser Zelt auf. Ganz schön müde und geschafft, aber trotzdem zufrieden mit den zurückgelegten Kilometern schliefen wir schnell ein.

Logbucheintrag 20.März
Ross – Lake Kaniere ca.55 km
West Coast Wilderness Trail -> schön 🙂
Lustiger Typ mit Schwein; Fahrradreparatur in Hokitika; Gangschaltung selbst repariert; sehr schöner Campground am See!

Mit vom Vortag müden Beinen begonnen wir heute einen „Great Ride“ – eine besonders schöne Fahrradtour. Der „West Coast Wilderness Trail“ führt über 137 km von Ross nach Greymouth, und das auf abgelegenen Schotter-Radwegen ohne Autoverkehr quer durch die Wildnis der Westküste. Wir freuten uns, endlich mal nicht auf der Straße unterwegs zu sein, nebeneinander zu fahren und nicht auf den Verkehr achten zu müssen. Wir genossen den Weg wirklich sehr und trafen viele andere Radfahrer, die nur einen Abschnitt als Tagesausflug oder den ganzen Trail als 3-Tagestour radelten. Kurz vor Hokitika trafen wir auch noch einen lustigen Typen, der mitten im Wald an einem kleinen Fluss stand, sich dort Wasser abfüllte und neben sich sein Hängebauchschwein stehen hatte. Er stellte es uns vor als „This is my pig. He is very friendly!“, und mahnte das Schwein dann, ihn nicht in den Bach zu schubsen. Wir fanden das ziemlich amüsant, fuhren aber gleich weiter und machten leider auch kein Foto der kuriosen Begegnung.

In Hokitika stand dann endlich die Radreparatur an, und wir waren froh, dass Theresas Hinterreifen bis hier durchgehalten hatte. Mittlerweile eierte er schon ordentlich, doch der freundliche Besitzer des Fahrradladens meinte, dass der Achter gar nicht so schlimm sei, und er es ziemlich sicher richten könnte. Drei Stunden später kamen wir wieder und die Speiche war ersetzt, der Achter aus der Speiche ausgebessert und das Hinterrad lief wieder einwandfrei. Nun wurde es Zeit sich auf die Räder zu schwingen, damit wir nicht allzu spät an unserem Zeltplatz ankommen würden, doch erst mussten wir noch die Gangschaltung reparieren, da Yannicks Rad nicht mehr schalten wollte. Schon fast auf dem Weg in den Radladen um Hilfe zu erbitten, fanden wir dann doch das Problem. Ein Steinchen hatte sich fies verklemmt und hinderte die Kette dadurch daran, das Kettenblatt zu wechseln. Ha, also doch selbst geschafft! Die restlichen 20 Kilometer bis zum Lake Kaniere vergingen dann angenehm, mal auf einem engen gewundenen Trail, mal auf einem etwas breiteren Weg, wo wir nebeneinander fahren konnten. Der Zeltplatz am See war wirklich schön, und ein schnelles Bad im kühlen Nass ließen wir uns natürlich auch nicht nehmen. Rundum war das also ein gelungener Tag!

Logbucheintrag 21.März
Lake Kaniere – Greymouth 78 km
West Coast Wilderness Trail fertig -> sehr schön 🙂 aber auch anstrengend! Cooles Hostel in Greymouth. Lecker Lasagne 🙂 !!

Nach einer ruhigen Nacht packten wir mal wieder unsere sieben Sachen zusammen und machten vor der Abfahrt noch schnell ein paar Fotos am wunderschönen, spiegelglatten See. Plumps, und schon war der Objektivdeckel im Wasser gelandet. Ups! Tja, unfreiwillig schon wieder waschen… zum Glück konnte Yannick den Deckel aber schnell wieder hochtauchen. Dann kanns ja losgehen!
Den ganzen Tag wand sich unser Weg in schönen Serpentinen durch wilden Regenwald, über Stege mit Moor auf beiden Seiten und an Seen vorbei. Ohne Autos und mit solch schöner Augenweide vergingen die Kilometer wie im Fluge. Seht einfach selbst, wie schön es dort war! 🙂
In Greymouth angekommen checkten wir im „Global Village“, einem super schönen, kleinen, gemütlichen Hostel ein, das uns Thereasa Bruder empfohlen hatte. Auch dort stellten wir mal wieder unser Zelt im Garten auf, konnten so aber alle Gemeinschaftsräume des Hostels benutzen. Zur Feier des Tages und der schönen Küche kochten wir uns eine leckere Gemüselasagne, die unsere Bäuche ganz schön vollstopfte. Mmmmmmmmmh!

Logbucheintrag 22. und 23.März
Pausetag Greymouth
Im Hostel rumschlumpfen, planen, nix tun.
Skypen, TV-Room -> wie geht es mit unserer Reise weiter?

Den drei anstregenden Tagen Radfahren folgten gleich zwei Pausetage in Greymouth, an denen wir gar nicht so viel machten. Ehrlich gesagt gibt es in Greymouth aber auch nicht wirklich was zu sehen, außer dem schönen Hostel. Das wir gleich zwei Tage pausierten hatte mehrere Gründe. Irgendwie war bei uns ein bisschen die Luft raus, und wir wollten herausfinden woran das lag, und vor allem wie wir das ändern können.

Schnell waren wir uns einig, dass die Fahrradtour uns beiden super gefällt. Wieso wollen wir dann trotzdem an jedem Ort an dem es uns gefällt am liebsten da bleiben? Keine Lust auf Fahrrad fahren per se, ist definitiv nicht der Grund. Denn sobald wir da draußen sind und radeln, sind wir zufrieden und freuen uns an der Art des Reisens. Wir gruben also in unseren Gedanken weiter und stellten fest, dass wir nach 10 Monaten Reisezeit einfach ein bisschen des Reisens müde sind. Seit wir von daheim aufgebrochen sind haben wir so viele Länder bereist, Eindrücke gesammelt, Ausflüge unternommen und Dinge angeschaut. Der Ort an dem wir am längsten waren, war die Blaubeerfarm in Australien mit 3 Wochen – und da haben wir gearbeitet. Wir haben also nirgends mal länger Pause gemacht und sind nun an dem Punkt angekommen, wo wir eine Pause brauchen. Die Reise ist also nach wie vor schön, aber wir sind trotzdem ein wenig ausgelaugt und sehnen uns auch nach Zuhause. Die Heimkehr ist ja auch schon in Sicht, aber trotzdem fiel es uns schwer, von einem Hostel oder schönen Campingplatz in dem wir uns einnisten und verkriechen können, wieder aufzubrechen und weiterzureisen.

Nun sind wir ja aber gerade in Neuseeland, einer Wunschdestination seit jeher und wollen die Zeit hier trotzdem gut nutzen und möglichst viel sehen, ohne dass wir uns nur zu irgendwas zwingen und die Reise nicht mehr genießen. Deshalb verbrachten wir in Greymouth viel Zeit mit der Nase im Reiseführer oder vor dem Laptop, sammelten Ideen und entwarfen verschiedene Pläne, wie es nun weitergeht. Nach vielem Hin und Her waren wir uns einig: Die gesamte Strecke bis nach Auckland noch mit dem Fahrrad zu bewältigen ist uns zu stressig, und nur zu radeln, damit man alles mit dem Rad gefahren ist, erscheint uns wenig sinnvoll. Außerdem sehnen wir beide uns nach ein wenig Pause. Einfach mal ein paar Tage nichts tun, kein Fahrradfahren, Dinge die sich aufstauen und für die wir beim Radfahren keine Zeit haben aufarbeiten (zum Beispiel den Blog hier) und am allerwichtigsten einfach mal ein wenig Zeit für sich selbst haben und das tun, worauf man gerade Lust hat. Quasi einfach ein wenig Urlaub von der Reise, wenn Ihr wisst was wir meinen. Wir dachten zuerst daran, ein paar Tage „Workaway“ zu machen (arbeiten für Kost & Logie) und fragten auch jemanden an, wurden aber leider nicht angenommen. So änderten wir unseren Plan erneut, und was wir nun am Ende wirklich gemacht haben? Das seht ihr dann in den nächsten Blogeinträgen… 😉

2 Comments

  1. Eure Tour klingt atemberaubend schön! Die Bilder sprechen für sich.
    Natur pur, Fazination der Wildnis…… mir fehlen die Worte.
    Aber den Pilz habt ihr doch bestimmt angemalt, oder?

    1. Ja, es war wirklich schön da! Und der Pilz hat uns ganz schön überrascht und fasziniert – Was für prächtige Farben die Natur doch hervorbringt, nicht wahr?

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