Etappe 3: Touring the Wild West

Nach den Tagen ohne Fahrrad freuten wir uns, wieder selbst unterwegs zu sein. Wir starteten den Abschnitt „Touring the Wild West“, der uns wie der Name verrät von Wanaka an die Westküste bis zum berühmten Franz Josef Gletscher brachte.

Logbucheintrag 14.März
Wanaka – Blue Pools 75,7 km
Muskelkater von gestern; neue Griffe gut. Schöne Etappe am See. Nette Australier (Sarah + Brad) getroffen. Baden (Theresa) in Blue Pools (Brrr!); Sandflies

Unser erster Tag wieder auf dem Fahrrad war schön. Wir fuhren um den Lake Wanaka herum und hatten die meiste Zeit ein schönes Panorama. Zwischendrin hatten wir einen kleinen Anstieg zu bewältigen, bei dem wir ganz schön aus der Puste kamen. Oben machten wir erstmal Brotzeit und kurz hinter uns trudelten zwei andere Fahrradfahrer ein, mit denen wir uns kurz unterhielten. Das frisch verheiratete australisch-englische Paar hat ebenfalls vor wenigen Wochen ihre Radreise durch Neuseeland gestartet. Es war nett Gleichgesinnte zu treffen und wir überholten uns auf dem restlichen Weg immer wieder gegenseitig.

Am Campingplatz angekommen unternahmen wir gemeinsam eine kurze Wanderung zu den Blue Pools, einem klaren Fluss mit Gletscherwasser. In diesem nahm Theresa auch gleich ein Bad, zog sich aber schnell wieder an, denn die für die Westküste berühmten Sandflies machten sich bereits bemerkbar.

Logbucheintrag 15.März
Blue Pools – Haast ca.70 km
Haast Pass geschafft (war gar nicht so schlimm)! Immer schön runter aber viel Regen -> Dorm Room

Auf dem Tagesplan stand der Haast Pass. Bereits am Morgen sah es nach Regen aus und wir stellten uns auf einen nassen Tag ein. Die erste Stunde war es noch trocken und der Pass kam gleich zu Beginn, stellte sich aber als gar nicht so schlimm heraus (waren von unserer Seite auch nur 200 Höhenmeter). Im Anschluss ging es für den restlichen Tag eigentlich nur noch langsam bergab oder geradeaus, aber es regnete sich richtig ein. In Haast angekommen waren wir nass bis auf die Unterhosen und entschieden uns aufgrund des immernoch strömenden Regens dazu uns 2 Betten in einem Schlafsaal des Motels zu nehmen statt unser Zelt aufzustellen. Wir waren aber nicht die einzigen Radfahrer die so entschieden und schnell füllten sich die Gemeinschaftsräume mit nassen Klamotten und aufgehängten Zelten. Wie es der Zufall so will waren unsere Zimmergenossen ausgerechnet Sarah und Brad, was irgendwie ganz nett war, da wir die beiden bereits kannten. Wir fanden heraus, dass es eine Wetterwarnung für die Gegend gibt und es bis zu 300 mm Niederschlag bis zum Morgen geben soll. Mit jeder Stunde die wir das Wasser draußen prasseln hörten waren wir froh um die Entscheidung für das Bett, denn die Zeltwiese stand auch bald unter Wasser und auf der Straße liefen Sturzbäche. Jeden einzelnen Cent waren die Betten wert!

Logbucheintrag 16.März
Haast – Pine Grove ca. 98 km
Mittagessen in Lake Paringa, Regen hatte frühs endlich gestoppt. Alles feucht!
Free Camp so hässlich (nur Schotter) -> weiter bis Pine Grove. 2 Tschechen; Theresa Speiche gebrochen und Achter!

Die ganze Nacht regnete es weiter und frühs stand alles immer noch unter Wasser. Wir hatten es geschafft, alle unsere Sachen trocken zu kriegen, lediglich die Schuhe waren noch etwas feucht. Schnell war alles zusammengepackt und wir starteten in einen neuen Tag. Die Sonne brach durch und verwandelte die nassen Straßen in ein Dampfbad, sodass wir uns ins feucht-heiße Klima von Südostasien zurückversetzt wurden. Trotzdem kamen wir gut voran und hatten bis zur Mittagspause schon 50 km geschafft. Wir visierten einen kostenlosen Campingplatz 20 Kilometer weiter an, doch dieser entpuppte sich als ein hässliches Stück Schotter, auf dem wir zwischen Autoreifen eingequetscht eine ungemütliche Nacht vor uns gehabt hätten. Also fuhren wir noch eine Weile weiter bis zum nächsten richtigen Campingplatz. Auf dem Weg knackte es plötzlich laut, doch wir konnten nichts an den Rädern entdecken. Am Campingplatz in Ruhe angekommen entdeckten wir, dass eine von Theresas Speichen gebrochen war. Durch das viele Gewicht auf dem Hinterreifen hatte sich durch die unausgeglichene Spannung auf der Felge natürlich auch ein beachtlicher Achter gebildet. Die Bremse schliff nun also und ebenso hatten wir keine Ersatzspeiche dabei. Naja, was bleibt uns anderes übrig als zu hoffen, dass der Reifen bis zum nächsten Radladen in ein paar Tagen durchhält! Gemeinsam mit zwei tschechischen Radfahrern verbrachten wir dann noch einen gemütlichen Abend in der urigen kleinen Küche des familienbetriebenen Zeltplatzes.

Logbucheintrag 17.März
Pine Grove – Franz Josef ca. 58 km
Nicht wert beim Fox Gletscher anzuhalten, da Straße gesperrt -> Franz Josef Gletscher. 3 x 200 m Anstiege gut geschafft. YHA Mitgliedschaft, da extra 25% Rabatt für Radfahrer. Super schönes Hostel, Sauna!

Kilometermäßig war die Strecke gar nicht so weit, aber dafür hatten wir heute viele Anstiege für uns. Bis Fox Glacier zog sich die Straße bereits langsam 200 m bergauf und danach hatten wir einen fiesen Doppel-Gipfel bei dem es steil 200 m hoch ging, dann wieder runter und anschließend wieder hoch. Jeder für sich in seinem Tempo strampelten wir uns also die Berge hoch, was wir beide gut schafften. Zum Schluss ging es dann bergab bis in die Ortschaft Franz Josef, was natürlich erst recht entschädigte. Wir suchten das örtliche Youth Hostel auf, denn am Vortag hatten wir erfahren, dass die emissionsfrei zertifizierte Organisation eine coole Aktion für Reisende hat, die emissionsfrei unterwegs sind. Radfahrer bekommen auf die 10% Rabatt für Mitglieder nochmal extra 25%. So sinken die Zimmerpreise ungefähr auf das, was wir in einer Stadt auch für einen Campingplatz zahlen würden und haben stattdessen aber mal ein normales Bett. Klingt doch super! Das Hostel in Franz-Josef ist wirklich schön, und wir fühlten uns auf Anhieb wohl. Neben dem guten Internet und den Betten genossen wir abends erstmal einen Gang in die Sauna, den uns unsere angestrengten Beine sehr dankten!

Logbucheintrag 18.März
Pausetag Franz Josef
Wanderung zum Roberts Point (von wegen Pausetag) -> anstrengend, aber lohnt sich. Gletscher beeindruckend, in wenigen Jahren sicher weg 🙁 Sauna 🙂

Nach den zwei letzten Tagen, die für unsere Beine sehr anstrengend gewesen waren, war es Zeit für einen Pausetag. Außerdem wollten wir uns ja sowieso den Gletscher ansehen. Ohne die Packtaschen waren die knapp 5 Kilometer zum Parkplatz schnell zurückgelegt und wir starteten die Wanderung. Ja, von wegen Pausetag. Ein wenig senkte es die Laune unterwegs schon, als der Weg steiler und stufiger, und dadurch anstrengender als erwartet wurde. Wieso machen wir an unserem Pausetag auch eine 5-Stunden Wanderung? Wahrscheinlich einfach, weil wir es können… Naja, oben angekommen war dann alle schlechte Laune verflogen, denn wir hatten einen fabelhaften Blick auf den Gletscher und noch dazu eine sonnige Brotzeit! Alle 5 Minuten kam ein Helikopter angeflogen und setzte Leute auf dem Gletscher ab, die dann über das Eis wandern durften. Ganz schön viel Geld, was damit verdient wird! Wir gaben uns damit zufrieden die Eismasse aus der Ferne anzuschauen und schätzten uns glücklich, das überhaupt sehen zu können. Denn im Tal gab es ein Schild, wie stark die Eismassen seit 1865 geschrumpft waren und alleine seit 2010 hat sich der Gletscher um mindestens 40% zurückgezogen. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis die Gletscher komplett abgeschmolzen sein werden… Immerhin haben wir jetzt ein Bild, das wir dann mal unseren Enkeln zeigen können und sagen „schaut her, so sah ein Gletscher aus“! Zurück am Hostel nutzten wir die freie Zeit für den Blog und am Abend hüpften wir nochmal in die Sauna. Ist schon was feines, für den müden Körper und Geist! 😉

 

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