Etappe 1: Christchurch to the Alps

Unser erster Abschnitt unseres Radabenteuers durch Neuseeland hat uns von Christchurch zum Lake Tekapo, der am Fuße der südlichen Alpen liegt, gebracht. Bis wir das wunderschöne Bergpanorama genießen durften und uns unseren ersten Pausetag gegönnt haben, haben wir uns 4 Tage die Beine abgestrampelt und dabei knapp 310 km zurückgelegt.

Logbucheintrag 26.Februar
Christchurch – Whitecliffs 88,9 km
Anstrengend! Fahrrad Feineinstellungen. Mehr Essen!

Nachdem das Zusammenpacken am ersten Tag länger gedauert hat als gedacht, und wir ja noch beim Fahrradladen vorbeischauen mussten um Yannicks Gepäckträger auszutauschen, kamen wir erst relativ spät los. Umso motivierter waren wir, endlich zu starten und so traten wir fleißig in die Pedale. Ziemlich bald merkten wir die Kilometer in unseren Oberschenkeln, denn die Beine hatten wir ja nun schon eine ganze Weile nicht mehr richtig trainiert. Unsere Strecke aus Christchurch war weitestgehend flach und wir radelten auf alten Landstraßen mit wenig Verkehr. Mit dem Fahrrad fühlt sich der Linksverkehr ehrlich gesagt gar nicht so komisch an. In Neuseeland hat Wildzelten so viele Regeln und Einschränkungen, dass man am Ende lieber auf einen offiziellen Campingplatz geht. Zum Glück gibt es auch kostenlose, aber durch den späten Start in unseren ersten Tag und unerwartet rauhen Asphalt kamen wir nur langsam voran. Hungrig waren wir trotz üppiger Brotzeit auch, und so gab es einfach nochmal schnell ein Brot zwischendurch, damit wir Energie für das letzte Stück hatten. Spät aber zufrieden fanden wir einen wirklich schönen Platz zwischen all den Autos, die auf der saftigen, grünen Wiese am Fluss standen. Mit vollen Mägen und frisch gewasxhen krochen wir müde ins Bett und gaben uns und unseren Muskeln eine wohlverdiente Erholungspause…

Logbucheintrag 27.Februar
Whitecliffs – Mayfield 76,9 km
Krasser Wind! Schnelle Stücke dazeischen. Rakaia Gorge -> Schieben, Mt. Somers Eis 🙂 Letztes Stück plötzlich kalt + Regen

Unser zweiter Tag meinte gleich, uns auf die Probe stellen zu müssen. Unermüdlich pustete der Wind uns entgegen, sodass wir teils im ersten Gang und gefühlt auf der Stelle fuhren. Dabei überholten uns so manche motorisierte Vehikel ganz schön knapp, sodass wir sogar einmal abgestiegen sind! Das Verhältnis von Campervan zu normalem Auto beträgt hier in Neuseeland jedenfalls vermutlich 1:1 und die dicken Wohnmobile sind beim Überholen am frechsten und unvorsichtigsten. Ganz schon ungeduldig diese Touristen! Nachdem wir uns so gegen den Wind vorarbeiteten ging es plötzlich um eine 90° Kurve und der Gegenwind wurde zu Rückenwind. In einem Affenzahntempo rasten wir in Richtung Rakaia Schlucht. Am Fuße angekommen stärkten wir uns erstmal bevor es steil nach oben ging. Mit dem mittlerweile wieder Gegenwind gab es keine Chance zu fahren und so schoben wir die Räder eben geduldig wieder aus der Schlucht. Zur Belohnung gab es dann fast am Ende der Etappe ein dickes Eis. Doch kurz danach endete die brüllende Hitze und wich dunklen Regenwolken die sich bald zu entleeren drohten. So bestritten wir schnell das letzte Stück des Tages und bauten unser mobiles Zuhause noch im Nieselregen auf. Zum Glück, denn der donnernde Regen ließ nicht mehr allzu lang auf sich warten.

Logbucheintrag 28.Februar
Mayfield – Lake Opuha 82,8 km

Nachts starker Regen -> später Aufstehen! Yannick Knieschmerzen, Highway 79 als Abkürzung Richtung Fairlie -> Verkehr!

Ja, am dritten Tag änderten wir unsere Route ein wenig und beschlossen die in unserem Fahrradführer direkte Straße Richtung Fairlie, den Highway 79, zu nehmen. Laut dem Buch sind wir nun Teil der „kühnen und furchtlosen“, denn wegen viel Verkehr ist das Fahren hier etwas anstrengend. In Neuseeland gibt es nämlich sogut wie keine Radwege und so fährt man praktisch auf Landstraßen mit allen Autos und dem Touristenverkehr. Sowas wie Autobahnen gibts hier nämlich auch nicht wirklich. Nunja, so schlimm fanden wir die Straße am Ende nicht, ehrlich gesagt gab es neben der Straßenbegrenzung meist einen kleinen Streifen Asphalt, sodass wir fast einen eigenen Radweg hatten und so fühlten wir uns hier sicherer als manchmal an den beiden Tagen zuvor. Es ging ziemlich viel bergauf und so brachten wir einen kleinen Anstieg nach dem anderen hinter uns, bis wir kurz vor Fairlie am höchsten Punkt dann zum Lake Opuha abzweigten. Immer nur bergab wartete hier ein kostenloser Campingplatz an einem wunderschönen See auf uns, und wir verdrängten die Gedanken, morgen wieder hoch zur Straße fahren zu müssen. Wir beobachteten Sonnenunter- und -aufgang und erfreuten uns an der Natur. Schneebedeckte Gipfel hinter glitzerndem Wasser sind eben doch was feines!

Logbucheintrag 01.März
Lake Opuha – Lake Tekapo 59,8 km
Wie im Flug nach Fairlie (perfekte Umgehung!) -> lecker Veggie-Pie 🙂 Über den Burke’s Pass, Hitze! Schweizer mit Verfolgungswahn, Linda aus New York, Philippe auf Campingplatz. Sehr schön in der Church of the good Shepherd 🙂

Ja, dieser Tag war geprägt von vielen Begegnungen mit anderen Radfahrern! Nach ein wenig Recherche hatten wir uns entschieden vom Campingplatz eine andere Straße Richtung Fairlie zu nehmen, in der Hoffnung uns den Anstieg und die anschließende Fahrt ins Tal zu sparen. Dieser Plan ging perfekt auf und so rollten wir die ersten 15 km des Tages ganz von alleine. In Fairlie besuchten wir dann eine Bäckerei, denn hier soll es die besten Pies aus Neuseeland geben. Zumindest schmeckte uns die mit Gemüse gefüllte Blätterteigtasche hervorragend und wir waren froh angehalten zu haben. Auf dem weiteren Weg wartete der nächste Pass auf uns, der uns diesmal bis auf 709 m brachte. In der Ferne konnten wir andere Radfahrer sehen, die wir bereits in den Vortagen ab und zu gesehen hatten. Sobald wir ihnen näher kamen peitschten sie ihr Tempo hoch und drehten sich dauernd um, um zu sehen wie weit wir weg waren. Später stellte sich heraus, dass es Schweizer waren und wir amüsierten uns ein wenig über ihren Verfolgungswahn. Wollten sie ein Foto machen vergewisserten sie sich stets über ausreichenden Abstand zu uns und rannten dann schnell zurück zum Fahrrad, um vor uns zu bleiben… Wir hofften nur, dass wir sie nicht zu sehr hetzten und sie sich nicht wegen uns überanstrengten 😀 Kurz vor Tekapo trafen wir dann noch auf die Radfahrerin Linda aus New York, deren Mutter aber deutsch ist und mit der wir uns eine ganze Weile unterhielten. Anschließend bezogen wir den Campingplatz und teilten unseren kleinen Rasenfleck „für Hiker und Biker“ auch mit Schweizer Philippe, der bereits seit 16 Monaten um die ganze Welt radelt! Es war sehr interessant sich auszutauschen. Dank der eher kurzen Etappe hatten wir nachmittags noch etwas Zeit den Lake Tekapo und das Dorf zu erkunden und so machten wir uns auf den Weg zum meistfotografierten Punkt hier… Direkt am Ufer steht eine kleine Steinkirche, die „Kirche des guten Hirten“. Außenrum turnte der Rummel, alle möglichen Leute fotografierten die Kirche, den See, die Steine davor undsoweiter. Wir flüchteten uns erst einmal in die Kirche, in welcher ruhige Musik spielte und keine Kameras erlaubt waren. Statt Bildern befand sich hinter dem kleinen Altar einfach ein riesiges Fenster, welches den türkisblauen See, die schneebedeckten Berge und Wald und Wiesen außenrum preisgab. Wieso sollte man hier auch ein Bild aufhängen, wenn direkt vor den eigenen Augen doch die gesamte Herrlichkeit unserer Welt liegt. Wir verweilten ein bisschen in der Kirche und genossen einfach die ruhige, friedliche Atmosphäre. Es breitete sich eine tiefe Zufriedenheit aus, und wir hätten hier ewig sitzen können. Trotzdem machten wir uns auf den Weg und mit etwas Geduld und Geschick schafften wir es sogar, die Kirche ohne tausend Leute im Bild abzulichten. Zum Sonnenuntergang kamen wir sogar extra nochmal ans Wasser und gingen zufrieden zu Bett!

Logbuch 02.März
Pausetag in Lake Tekapo
Schöner Campingplatz, Skypen, Philippe (furchtbargrausam.ch)

Wir entschieden uns noch einen Pausetag am Lake Tekapo einzulegen, da er uns so gut gefiel. Wir vertrödelten viel die Zeit, kümmerten uns um unseren Blog und unterhielten uns viel mit Philippe. Außerdem konnten wir mal wieder nach Hause skypen und uns ein wenig erholen und Kraft sammeln für die nächste Etappe.

 

4 Comments

    1. Ja, Servus!
      Wir können uns nicht beschweren 😛
      Wir hoffen auch, dass es euch gut geht und haben uns sehr über euren Kommentar gefreut 🙂

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