Australiens Outback – Ab zum Uluru

Wenn man Leute fragen würde, was es in Australien zu sehen gibt, dann würden die Meisten vermutlich ähnlich antworten. Sydney, mit seinem berühmten Opernhaus. Das Great Barrier Reef. Kängurus. Wüste. Und mit Sicherheit würden einige Leute ebenfalls antworten: Den Ayers Rock. Oder eben auch Uluru.

Der Inselberg in der Mitte Australiens, der von überall ziemlich weit entfernt ist. Als wir in Port Augusta saßen und bereits zwei lange Tage Autofahrt hinter uns hatten, überlegten wir abermals, ob wir wirklich nur für den Ayers Rock eine so weite Strecke zurücklegen wollten. 1300 km einfach ist eben doch ein Wort. Nach kurzem Hin und Her entschieden wir uns aber endgültig dafür – nicht umsonst ist der Berg ein so bekanntes Wahrzeichen. Von unserem Nachtlager knapp hinter Port Augusta, bis zum letzten kostenlosen Campingplatz vor dem Uluru-Kata-Tjuta-Nationalpark waren es 1200 km. Da wir ein ganz gutes Wetterfenster mit kühleren Temperaturen vor uns liegen hatten, nahmen wir uns vor die Strecke in einem Tag zu bewältigen.

Wir standen zeitig auf und starteten eine lange Autofahrt… Alle 2 bis 2,5 Stunden wechselten wir uns mit Fahren ab, sodass wir nie zu müde wurden. Wir hatten wirklich Glück mit dem Wetter, denn es regnete fast die ganze Zeit, was es einerseit schön kühl machte und einem andererseits das Gefühl gab, dass man sowieso nicht viel unternehmen könnte. So schafften wir es tatsächlich bis zu dem besagten Campingplatz. Müde und etwas erschöpft von der langen Fahrt warfen wir von hier bereits den ersten Blick auf das Naturwunder. In knapp 50 km Entfernung tauchte der Berg auf dem Nichts aus und wurde von den letzten Sonnenstrahlen angeleuchtet.

Am nächsten Morgen klingelte der Wecker noch vor Sonnenaufgang, doch der bewölkte Himmel überzeugte uns davon, dass die Sonne sowieso nicht wirklich zu sehen sei und so schlummerten wir noch ein weiteres Stündchen. Dann ging es los zum Nationalpark, wo wir unser 3 Tage gültiges Ticket erwarben und erst einmal zum Besucherzentrum fuhren. Dort gibt es viele Informationen über die Geschichte und Traditionen der Anangu, dem Aborigine-Stamm, die seit über 10.000 Jahren im Gebiet des Uluru leben.

Am Besucherzentrum – der Fels bereits im Hintergrund

Zunächst also ein wenig zur Geschichte: Die Anangu tauften den Felsen auf den Namen Uluru und für sie ist der Berg heilig. Genauer genommen sind für sie bestimmte Unregelmäßigkeiten im Fels heilig und sie versuchen diese durch Geschichten der Traumzeit, also gewisse Legenden, zu erklären. Meistens geht es dabei um tier-menschliche Urwesen, die durch bestimmte Handlungen den Fels geformt haben und die Legenden haben meistens eine moralische Botschaft, ähnlich wie bei uns Tierfabeln.
1873 entdeckte der erste Europäer auf einer Expedition den Uluru und gab ihm den Kolonialnamen Ayers Rock. Mit dem Ziel das Gebiet landwirtschaftlich zu erschließen folgten weitere Expeditionen, doch man kam schnell zu dem Schluss, dass das Land hier zu unfruchtbar sei. So machten sich Forscher auf den Weg um den Berg zu untersuchen und ab 1936 startete der Tourismus. Straßen wurden gebaut, eine Siedlung in der Nähe errichtet und die Anangu wurden zurückgedrängt. Zwar hatten sie im Nationalpark ein gewisses Territorium, aber mit Touristen die auf ihrer heiligen Stätte herum kletterten und direkt am Fuße im Motel schliefen zogen sie sich zurück. Nach Gerichtsprozessen bekamen die Anangu am 26. Oktober 1985 die Eigentumsurkunde für den Uluru zurück – ein großer Schritt. Im Anschluss verpachteten sie den Nationalpark an die Regierung Australiens für 99 Jahre, doch seither haben sie natürlich ein gewisses Mitspracherecht. Das Basislager direkt am Uluru gibt es nicht mehr, Touristen müssen außerhalb des Nationalparks schlafen. Der offizielle Name lautet mittlerweile Uluru/Ayers Rock mit dem einheimischen Namen an erster Stelle.
Ein aktuell großes Thema: „Der Climb“ auf den Felsen. Die Anangu möchten nicht, dass Touristen auf ihren heiligen Uluru steigen und haben dafür mehrere Gründe. Erstens sind bei dem anstrengenden Aufstieg über die Jahre insgesamt mindestens 80 Unfälle passiert, wobei 35 Personen ums Leben gekommen sind. Zweitens haben Leute dort oben Handys etc. verloren und außerdem ihr Geschäft dort oben verrichtet, da es keine Toilette auf dem Berg gibt (wieso man so dämlich sein kann verstehen wir auch nicht). All die Verschmutzungen, ob natürlicher oder technischer Art, werden mit dem Regen heruntergewaschen und verseuchten so die Wasserlöcher, die seit Jahrtausenden die Lebensader für die Anangu und ihre Beute, Kängurus und Emus, waren. Tiere hat man an den Wasserlöchern des Uluru seit Jahren nicht mehr gesehen. Der wohl wichtigste Grund ist aber, dass eine Legende besagt, dass beim ersten traditionellen Fest am Uluru zwei Männer auserkoren wurden, die einen geschmückten großen Baumstamm ohne Hilfsmittel auf den Berg tragen mussten und diesen Pfahl auf dem höchsten Punkt des Berges errichteten. Damit zeigten sie, dass ihr Fest in vollem Gange ist und sie Anspruch auf den Uluru haben. Im Glauben der Aborigines waren diese Männer so etwas wie Halbgötter oder Superhelden und es ist eine Beleidigung, wenn dann ein Haufen weißer Leute einfach mal da hoch klettert. Die Anangu selbst besteigen den Felsen übrigens nie. Nun wurde durchgesetzt, dass der Climb ab Oktober 2019 komplett geschlossen wird, man hat also nur noch in diesem Jahr Zeit, den Uluru zu erklimmen.

Nachdem wir ein wenig über die Kultur und Traditionen gelesen haben fuhren wir zum Parkplatz direkt am Fuße des Berges. Dort beginnt auch der Climb, der zugegebenermaßen wirklich steil ist. Auf der ganzen Länge sind Pfähle, die mit Ketten verbunden sind errichtet, damit man sich sozusagen hochziehen kann. Es sah ziemlich anstrengend aus, und wir konnten schon eher verstehen, warum hier so viele (tödliche) Unfälle passiert waren. In den Sommermonaten wird der Aufstieg ab 8 Uhr morgens geschlossen und vorher darf man ihn auch nur machen, wenn es nicht nass ist, keine Regenwahrscheinlichkeit herrscht, die Temperaturen/-vorhersage unter 35 °C sind, … Kurz und knapp: Es wird einem ziemlich schwer gemacht, überhaupt ein Fenster zu finden, in dem man da noch hoch darf. Unabhängig davon hatten wir uns dagegen entschieden hochzusteigen, da wir den Glauben und Wunsch der Aborigines respektieren wollten. Wenn bei uns jemand in der Kirche auf dem Altar rumtanzen würde, fänden wir das ja auch nicht gut…

Am Parkplatz schlossen wir uns einer kleinen Free Walking Tour an. Mit einem Aborigine-Ranger liefen wir den Mala Walk, ca. 2.5 km am Fuße des Uluru entlang, während er uns allerlei über Kultur, Traditionen, Höhlenmalereien, Pflanzen, Legenden usw. erzählte. Das war recht interessant, leider wirkte unser Ranger aber, als wäre er der Ersatz vom Ersatz. Er hatte keinen roten Faden und fühlte sich nicht so wohl in der Rolle, vorne zu stehen und zu der Gruppe zu sprechen, was etwas schade war. Trotzdem lernten wir viel dazu und erfuhren Dinge, die man auf keinem Schild lesen konnte.

Nach der Tour wanderten wir noch die restlichen 8 km um den Felsen herum, und waren erstaunt, wie unterschiedlich der Uluru von jeder Seite aussieht. Zu unserem Leid kam die Sonne langsam heraus, womit wir nicht gerechnet hatten und so schmorten wir etwas in der Hitze, bis wir wieder am Auto waren. Der Uluru gefiel uns, mit all seinen Facetten, den Legenden und Geschichten, und wir genossen die ruhige Atmosphäre, denn auf dem Wanderweg waren wir (fast) allein.

Nach der anstrengenden Wanderung ruhten wir uns erstmal aus und überlegten dann, wie wir die nächsten Stunden verbringen wollten. Bis zum Sonnenuntergang, den wir uns auf keinen Fall entgehen lassen wollten, dauerte es noch eine ganze Weile. So schlenderten wir am Besucherzentrum durch den Souvenirshop, aßen ein Eis, bearbeiteten Fotos und schrieben einen Blogeintrag, dösten ein wenig und besuchten die Kunstgalerie mit Atelier. Dort malen Anangu in ihrer traditionellen Darstellung, meistens über gewisse Legenden, mit Acryl auf Leinwand. Die Kunstwerke gefielen uns teilweise richtig gut, aber so ein riesen Bild lässt sich nicht so gut mitnehmen, und außerdem waren die Bilder auch nicht ganz günstig. Nachdem wir uns Abendessen gekocht hatten machten wir uns auf den Weg zum Sonnenuntergang-Parkplatz. Wir waren ziemlich rechtzeitig dran, hatten aber trotzdem schon einige Mitstreiter, die ebenfalls auf das sich senkende Sonnenlicht warteten, welches den Uluru in eine leuchtend rote Farbe verwandeln soll.

Nachdem wir das Auto geparkt hatten packten wir unsere Campingstühle aus um die Atmosphäre zu genießen. Leider machten all die anderen Leute einem das ziemlich schwer, da sie lieber mit laufendem Motor und Klimaanlage im Auto sitzen blieben… Trotzdem genossen wir den Anblick auf den roten Fels und hofften, dass sich die Wolken noch verziehen würden. So richtig wollten sie das nicht tun, aber ab und zu blitzten die Strahlen Mal zwischen der Watte hindurch. Es war wirklich interessant zu sehen, wie Sonne und Wolken die gesamte Stimmung verändert haben! Wir genossen den Sonnenuntergang sehr, und wären da nicht die hundert anderen Autos gewesen wäre es sicher genauso ruhig und friedlich geworden wie damals in den Sanddünen in der Mongolei.

Am nächsten Morgen ging es zeitig in den zweiten Teil des Nationalparks, den „Olgas“. Dir Anangu nennen diese Felsformationen Kata Tjuta und es handelt sich um 36 einzelne große Felsen die aneinander gereiht dann ein ahnliches Ausmaß annehmen wie der Uluru. Genauer genommen ist der höchste Gipfel, der Mount Olga, sogar etwasetwas  als sein prominenter Bruder. Auch hier unternahmen wir ein paar kleine Wanderungen. Es war schon ganz nett aber im Vergleich zum Uluru haute uns das nicht so aus den Socken. Hat wohl seine Gründe, dass schon jeder vom Ayers Rock aber noch niemand der nicht dort war, vom Mount Olga gehört hat.

Nachdem wir Kata Tjuta ausgiebig erkundet hatten hielten wir auf dem Rückweg durch den Nationalpark nochmal am Uluru an und betrachteten ihn für eine Weile. Dann machten wir uns zufrieden langsam bereit für die lange Rückfahrt, die wir dieses Mal aber in 3 Teilen bewältigten und dabei einige spannende Sachen anschauten.

Insgesamt war der Ausflug zum Uluru ein voller Erfolg. Auch wenn es eine weite Strecke war, bereuen wir es nicht dort extra hingefahren zu sein, da uns der rote Inselberg ganz schön beeindruckt hat. Wir sind auf jeden Fall sehr dankbar, dass wir die Möglichkeit hatten ihn anzuschauen.

5 Comments

  1. Richtig schön. Tolle Entscheidung von euch den bestimmten lohnenswerten ‚Climb‘, aufgrund der dortigen Kultur nicht zu machen. 🙂

  2. Ja, den Respekt den ihr vor anderen Kulturen habt, würde man sich von mehr Menschen wünschen.
    Die Olgas sehen aus wie dicke Elefantenbeine finde ich. Gibt es da wohl auch Legenden?

    1. Vielen Dank euch beiden.
      Die Olgas sind irgendwie auch „heilig“ für die Anangu, aber ob und wie viele Legenden es da jetzt genau gibt, wissen wir nicht. Leider war der ganze Trubel und dementsprechend auch die Erklärungen undsoweiter ziemlich auf den Uluru beschränkt…

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