Delfine und der Cape to Cape Track

Das Visitor Centre in Bunbury wurde für zwei Tage unsere Anlaufstelle. Kostenloses WLan 24/7 und Steckdosen während der Öffnungszeiten, Toiletten, Parkplätze und zahlreiche kostenlose Broschüren waren genug Gründe, dort einige Zeit zu verbringen. Wir recherchierten, was man in der Gegend alles machen könnte und organisierten unser nächstes Abenteuer, den Cape-to-Cape-Track.
Bevor wir zu der Wanderung aufbrachen besuchten wir am nächsten Morgen aber noch das Delfin-Entdeckungs-Center, beziehungsweise die davorliegende Bucht. Hier kommen jeden Morgen wilde Delfine zu Besuch und die Freiwilligen Arbeiter versuchen sie zu identifizieren. Insgesamt kennen sie 40 verschiedene Individuen und wir hatten das Glück von 6-7 Großen Tümmlern, darunter auch einem spielend aus dem Wasser hüpfenden Baby, umgeben zu sein. Anscheinend waren das recht viele auf einmal und ein ansehnliches Schauspiel und ähnlich wie bei den Wildpferden in der Mongolei hatten wir ein riesen Glück, denn so eine Situation war wohl alles andere als alltäglich. So standen wir ca. eine halbe Stunde im hüfthohen Wasser und ließen uns von diesen magischen Tieren beeindrucken, während sie bis zu 20 cm nah an uns vorbeischwammen. Darum hieß es nicht bewegen, aber wir hätten die Delfine einfach streicheln können, wenn es erlaubt gewesen wäre. Das Beste an allem: Da das Dolphin Centre gerade noch wegen Umbau geschlossen war zahlten wir nicht einmal Eintritt für die Show, die uns geboten wurde. Zufrieden mit der Delfin-Bekanntschaft stiegen wir dann ins Auto und fuhren an den Ausgangspunkt für unsere Wanderung.

Der Cape-to-Cape Track geht 135 km an der Küste entlang, vom Leuchtturm am Kap Naturaliste bis zum Leuchtturm am Kap Leeuwin. 6 Tage hatten wir uns vorgenommen, und unser Auto konnten wir glücklicherweise am oberen Kap kostenlos parken. Die erste Tagesetappe war recht kurz, aber bis die Rucksäcke gepackt waren dauerte es eine Weile und so ging es um 15 Uhr endlich mal wieder zu Fuß auf den Weg. Mit Blick auf ein fantastisch türkisblaues Meer und weiße Sandstrände, umgeben von grünem Buschwerk und mit strahlendem Sonnenschein legten wir die ersten Kilometer zurück. Hier und da sammelten wir einen Geocache ein und um 18 Uhr erreichten wir unseren ersten Zeltplatz. Zu uns gesellte sich später noch eine australische Familie, bestehend aus Opa, Papa und zwei Teenagern, die wir auch an den nächsten beiden Tagen abends trafen, bis sie frühzeitig abbrachen.

Die restlichen Tage wurden schnell routiniert: Aufstehen um 7 Uhr, frühstücken, zusammenpacken, loslaufen um 8 Uhr und dann erstmal ordentlich Strecke zurücklegen, solange es noch kühl ist. In der sengenden Mittagshitze Brotzeit machen, da nirgends Schatten zu finden ist und anschließend die restlichen Kilometer bis zum Zeltplatz laufen. Dort zwischen 16 und 17 Uhr ankommen, erst einmal chillen, Wasser auffüllen und Zelt aufbauen, kochen und ab ins Bett. Am dritten Tag hatten wir morgens eine Stunde lang Starkregen, sodass wir bis auf die Unterhose nass waren, aber bis zum Mittagessen waren wir bereits wieder trocken. Die restliche Zeit war geprägt von strahlendem Sonnenschein und trotz Sonnencreme hatten wir beide etwas Sonnenbrand.

Die meiste Zeit liefen wir entweder direkt am Strand, oder auf den Klippen mit Blick aufs Meer. Unser Weg war aber selbst da oben meist sandig, und wer mal am Strand spazieren gegangen ist, weiß wie anstrengend das ist. Nun stellt euch vor, ihr habt noch 10 kg extra Gepäck auf dem Rücken und lauft mal 6 km am Strand entlang – Das ist anstrengend!! Obwohl die Tagesetappen im Schnitt „nur“ 25 km lang waren, so waren wir abends immer sehr erschöpft, da wir das Wandern auf Sand nicht gewöhnt sind und man doch einiges an Kraft verschwendet, wenn der Boden so nachgibt. Trotzdem war die Aussicht wunderschön und wir genossen es, den Surfern dabei zuzuschauen wie sie mit den Wellen tanzten. Wenn wir nicht direkt am Meer liefen waren wir meist umgeben von hüfthohem Buschwerk und ganz selten Mal von Bäumen die höher waren als wir und uns dadurch etwas Schatten bieten konnten. Neben Sand, Wasser und Pflanzen trafen wir auch auf ein paar interessante Steinformationen und natürlich auf ein paar Tiere. Am besten gefielen uns die wilden Kängurus, auch wenn wir einmal guten Respekt vor einem „Boomer“ hatten, der bestimmt 1,80 m groß war und seine Brustmuskeln ordentlich zur Schau stellte. Ab und zu trafen wir Echsen und kleinere Tiere und die unschönste Begegnung ereignete sich an dem Morgen, als wir tatsächlich mal durch ein richtiges Waldstück liefen. Durch den harten Boden und den Schatten waren wir mit flottem Schritt unterwegs und unsere angeregte Unterhaltung lenkte uns ab. Im letzten Moment konnte Yannick gerade noch eine Schlange entdecken, die kerzengerade und stocksteif auf dem Weg lag. Theresa, die einen halben Meter vor ihm lief reagierte mit Blick auf den Boden und sah ihren Fuß schon auf den Kopf der Schlange treten. Im letzten Moment manövrierte sie ihn wenige Zentimeter daneben und rannte dann erstmal 5 Meter weg. Zum Glück hatte die Schlange sich nicht erschreckt und blieb einfach liegen, aber das hätte auch ganz anders ausgehen können. Den restlichen Tag blieb der Blick fest auf den Boden gerichtet, um so einen Schreck nicht noch einmal zu erleben, denn wir sind hier schließlich im giftigsten Land der Erde. Als wir das Erlebnis später Einheimischen erzählten waren sie sich einig, dass das ja ganz schön knapp gewesen sei und wir umso froher, dass nichts passiert war!!

Aber hier einfach ein paar Eindrücke von der Natur und der Wanderung:

Am 6. Tag brachen wir dann zur letzten Tagesetappe auf und erreichten Mittags den südlichen Leuchtturm am Kap Leeuwin. Glücklich über die schöne Wanderung durch die fantastische Natur stellten wir uns nun die Frage, wie wir zurück zu unserem Auto kommen.

Wir hatten keine Lust mehr die 5 km zum nächsten Ort zu laufen, wo ein Bus fahren würde und stellten uns deshalb mit dem Daumen an die Straße. Nach kurzer Zeit hielt eine Frau an, erzählte uns, dass Trampen in Australien illegal sei, sie uns aber trotzdem mitnehmen würde, da wir vertrauenswürdig aussehen. Nach einem kurzen Gespräch bot Karen uns an, uns bis zu unserem Auto zu fahren, da sie sowieso noch nach Perth müsste und das ja praktisch auf dem Weg läge. Dankend nahmen wir dieses Angebot an und besuchten gemeinsam mit ihr noch eine Nuss- und Schokoladenfabrik, wo wir uns erstmal für unsere Wanderung belohnten und etwas schleckerten. Wir verstanden uns super mit Karen, die eigentlich von der Ostküste kommt und nur arbeitsbedingt für ein paar Wochen in Perth war und versprachen, sie und ihre Familie zu besuchen, sobald wir an der Ostküste ankommen würden. Unser Auto wartete unversehrt auf uns und alle Sachen waren noch da, sodass wir nach einem Besuch im Einkaufsladen den Abend genießen konnten.
Die Wanderung war insgesamt wirklich schön und wird sich weit oben in den Favoriten Erlebnissen einreihen. Trotzdem war sie anstrengender als erwartet, sodass wir froh waren, uns die Zeit genommen hatten und die Strecke in 6 Tagen zu bewältigen.

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