Um 4:30 Uhr klingelt der Wecker und wir laufen schlaftrunken Richtung Flughafen. Trotz aller morgendlichen Frühe schlägt uns feuchtheiße Luft entgegen und in der Dunkelheit plärrt uns schon wieder die Moschee durch den kratzigen Lautsprecher entgegen. Das erste Mal auf unserer Reise betreten wir einen Flughafen – verrückt. Das Gepäck ist schnell gekonnt verschnürt und abgegeben und bei der Ausreise ist die Reaktion der Beamten auf unseren Einreiseort nach Indonesien – Dumai, Sumatra – verschieden. Während Theresa vor lauter Stirnrunzeln fast nervös wird, wird Yannick deshalb ausgelacht. Europäer mit Einreise in Dumai und Ausreise in Bali gibt es wohl eher selten. Dann ist es soweit und wir sagen tschüss zum Festland, verabschieden uns von (Südost-)Asien und den vergangenen 5,5 Monaten.
Kurz darauf schweben wir auch schon dem zweiten Teil unserer Reise entgegen und müssen zugeben, dass das komfortable Flugzeug schon auch seinen Reiz und seine Vorteile hat! Die knappen vier Stunden verbringen wir mit Schlafen und aus dem Fenster schauen. Unter uns taucht rote Erde auf, soweit wir schauen können. Die Gefühlslage ist eine Mischung aus Vorfreude und Neugier und wir sind definitiv gespannt, was uns in Down Under erwartet.
Die Einreise ist anschließend etwas kurios. Nachdem wir die Pässe ohne jegliche Stempel zurückbekommen stehen wir etwas verloren herum. Die freundlichen Beamten fragen uns ob sie helfen können und wir fragen verwirrt zurück, ob wir für das Working Holiday Visum noch etwas tun müssten – Nein, das wäre alles elektronisch und bereits geregelt. Okay, das war also die einfachste Einreise aller Zeiten. Da auf unserer Zollkarte alles mit Ja angekreuzt ist (denn bei Unsicherheit kreuzt man auch ja an) fragt der junge Kontrolleur uns was wir denn dabei hätten. Daunenschlafsäcke und Holzkochlöffel sowie Tee scheint den Australiern aber keine Sorgen zu bereiten und so werden wir freundlich durchgewunken. Dann stehen wir draußen und schnuppern das erste Mal die herrliche frische Luft von Perth. Es ist etwas kühl, aber sonnig, der Himmel leuchtet blau und es ist wunderbar ruhig. Gut gelaunt spazieren wir zur Bushaltestelle, denn hier stürmen keine 30 Taxifahrer auf einen ein und nötig hat man die bei dem öffentlichen Verkehr sowieso nicht. Wir genießen jede Sekunde seit der Ankunft. Die Preise sind festgeschrieben, die Sprache verständlich, alles geregelt und es regiert keine Willkür. Noch dazu sind die Aussies sowohl ausgesprochen hilfsbereit und freundlich als auch sehr gemütlich, sodass einem Urlaubsgefühl rein gar nichts mehr im Weg steht.
Nachdem wir im Hostel eingecheckt haben erfolgt ein weiteres Highlight des ersten Tages: Der Besuch im Supermarkt. Hungrig einkaufen zu gehen war nach so vielen Monaten ohne selber kochen und Brotzeit vielleicht nicht die klügste Idee, und so wird daraus schnell ein ungeplanter Großeinkauf. Voll bepackt und mit Vorfreude läuft uns das Wasser im Mund zusammen, denn hier kann man alles kaufen wie bei uns daheim und das haben wir vermisst!
Nach dem Mittagessen schreiben wir eine To-Do-Liste, und beginnen gleich damit sie abzuarbeiten. Das dauert allerdings die folgenden Tage. Sim-Karte, neue Handys, Konto eröffnen, Steuernummer beantragen, Zertifikat für sicheren Umgang mit Alkohol erwerben (braucht man für die Gastronomie), Lebensläufe schreiben und drucken und dann natürlich einen Job suchen. Die ersten Tage sind nur so an uns vorbeigerauscht und zum Ausgleich der vielen Arbeit am Computer haben wir das Zentrum von Perth erkundet und uns dabei noch mehr in das hübsche Städtchen verliebt. Zum Abendspaziergang brauchten wir lange Hosen und Jacken, denn der Sommer hat noch etwas auf sich warten lassen, aber die für uns „herbstlichen“ Temperaturen waren uns eine willkommene Abwechslung. Die meiste Zeit liefen wir aber doch weiterhin mit Sommerklamotten rum, was definitiv etwas die Vorweihnachtsstimmung daran hindert, bei uns aufzukommen. Auch wenn die üblichen Weihnachtslieder im Supermarkt aus dem Radio schallen und alles bunt mit Lichterketten geschmückt ist, ist es einfach seltsam mit Top und Shorts an einem Weihnachtsmann vorbeizulaufen. Mal sehen, ob sich das noch ändert…
Bei einem weiteren Abendspaziergang trafen wir dann zufällig auf Nick, den wir bereits aus Kuala Lumpur kannten. Die Wiedersehensfreude war groß und wir verbrachten einige schöne Abende zusammen beim Kochen und Monopoly spielen. Außerdem besuchten wir gemeinsam die Pride Parade, von der wir zufällig erfahren hatten – dabei liefen auch viele „normale“ Vereine aus Perth mit, die sich für die Akzeptanz und Unterstützung der Schwulen- und Lesbenszene ausgesprochen haben. Unter anderem sahen wir die Pfadfinderinnen aus Perth!
Nach 5 Tagen in Australien hatten wir dann unseren ersten Job bei „HelloFresh“ – einer deutschen Firma, die sogenannte Meal-Kits produziert und liefert. Das Prinzip und das Produkt gefiel uns super, doch unser Job – Verkäufer an der Haustür – taugte uns leider nicht so. Deshalb schmissen wir nach einem Tag wieder hin, denn wir wussten beide, dass diese Arbeitsstelle uns weder viel Geld noch Zufriedenheit bringen würde. So kam es, dass wir unseren Plan die ersten Monate in Perth zu bleiben gleich wieder umschmissen und unsere zweite Woche dann mit der Suche nach einem Auto verbrachten… Wie dieses Projekt ausgegangen ist, erfahrt ihr dann beim nächsten Mal! 😉