Oh, wie schön ist Bali

Noch am gleichen Tag, an dem wir nachts den Kawah Ijen bestiegen hatten machten wir uns auf den Weg nach Bali, genauer gesagt in die Stadt Ubud. Am Ende dauerte auch diese Reise statt 5 Stunden wieder 8 und kostete uns das doppelte als erwartet. Als unser Taxifahrer in Ubud uns an der Straßenecke absetzte regnete es gerade in Strömen und so waren wir in den 5 Minuten bis zu unserem Hostel komplett durchnässt. Als Abendessen folgte eine von vielen Pizzas, denn der Italiener war nur wenige Meter entfernt, preiswert und vor allem lecker.

Am nächsten Morgen begannen wir unsere erste Erkundungstour und verliebten uns gleich in Ubud. Die kleinen geschäftigen, verwinkelten Gassen entführten uns, die Hindu-Tempel verzauberten uns und die gesamte Atmosphäre legte ein tiefes Gefühl von Zufriedenheit in uns. Zwar ist Ubud touristisch überlaufen, aber trotzdem konnten wir dem Trubel etwas entfliehen, als wir einen Spaziergang in die Reisfelder unternahmen. Beim Sari Organik gab es ein hervorragendes vegetarisches Mittagessen mit Blick auf endloses Grün, dass einige kleine Resorthütten zu verschlucken versuchte. Wir begegneten zahlreichen Damen in Sportleggins, denn die Unterkünfte hier draußen kennt man auch aus dem Film „Eat, Pray, Love“ und Yoga kann man hier auch machen.
Zurück in der Innenstadt erschlugen uns die Menschenmassen etwas und so verkrochen wir uns nach einem weiteren Erkundungsgang eine Weile in unserem Zimmer.

Am nächsten Morgen hieß es früh aufstehen, denn wir wollten einer Yogastunde in den Reisfeldern beiwohnen. Dort angekommen leitete Ketut, unser balinesischer Yogalehrer, 1,5 Stunden lang durch verschiedene Übungen und Posen – umgeben von Flussplätschern, Vogelgezwitscher und einer sanften Brise inmitten von Reisfeldern, soweit das Auge reicht. Da kann man sich wohl nicht beschweren! Ausgeglichen und ruhig ging es zurück ins Zentrum der kleinen Ansiedlung. Den Tag vertrödelten wir mit diesem und jenem und abends ging es dann zu einem Balinese Dance. Die traditionelle Tanzaufführung erzählte uns in mehreren Akten die Geschichte des Barong, wie er das Volk und alle Betroffenen vom Zauber einer bösen Hexe befreit. Anfangs war es uns etwas sehr träge, denn die musikalische Begleitung ist sehr speziell und wir als europäische Musiker haben den Takt wirklich nicht verstanden. Uns erschien es so, als haute jeder dann auf sein Instrument, wann er gerade mag, doch am Ende ergab sich eine Melodie, die in unseren Ohren zwar ungewöhnlich, aber trotzdem nicht unmusikalisch klang. Die verschiedenen Tänze und Akte waren sehr interessant, auch wenn uns oft die halbe Zeit auch gereicht hätte, um einen Eindruck von der Szene zu bekommen. Am Ende waren wir etwas platt, aber auch sehr beeindruckt von dieser speziellen kulturellen Darbietung und finden, dass das keiner verpassen sollt, der mal auf Bali ist!

Unseren letzten vollen Tag in Ubud begannen wir wieder mit einer Stunde Yoga bei Ketut – ein hervorragender Weg um den Tag zu starten, wie wir finden. Erfrischt und munter organisierten wir uns einen Roller und fuhren zu unserem ersten Ziel: Dem Pura Tirta Tarwa Tempel. Dort wollte man uns schon wieder einen Sari andrehen, obwohl man am Eingang einen umsonst bekam, also wimmelten wir die Verkäufer ab. Anschließend ging es vieeeele Stufen nach unten um die alten Gräber und anderen Tempelgebäude zu begutachten, die von Reisterassen umringt sind. Durch einen Geocache liefen wir einen kleinen Pfad entlang, der uns an Wasserfällen vorbei noch zu weiteren Tempeln führte, die sich stumm und ungesehen aber nicht minder beeindruckend hier versteckt hielten.
Halt Nummer 2 war der Holy Spring Tempel (Pura Tirta Empul), an welchem sich Gläubige in dem Quellwasser, das in einem Becken aufgefangen wird waschen. Wir sahen eine Weile zu, entschieden uns aber gegen ein Bad, denn wir gehören dieser Religion schließlich nicht an.
Unser letzter Stopp auf der Spritztour waren die Tegallalang Reisterassen und endlich kam Theresa dazu, mal welche zu bestaunen. So oft haben wir sie aufgrund von Umwegen ausgelassen und nun standen wir in dem endlos steilen Grün, mit seinen geschwungenen Feldern, reich bestellt und fast erntereif. Schön sieht es aus, wenn alles so grünt und wir freuten uns über so viel Natur, die wir in den letzten Wochen aufsaugen konnten.

Bevor uns der Bus am nächsten Morgen nach Kuta brachte besuchten wir ganz früh den Affenwald. Dort leben rund 700 Makaken, die bereits mächtig herumturnten. Wir konnten kleine Babyaffen sehen, die sich ängstlich nur wenige Meter von der Mutter entfernten und unbeholfen erste Kletterversuche unternahmen. Jugendliche, die sich gegenseitig durch die umliegenden Baumwipfel jagten und Männchen, die den Weibachen zu imponieren versuchten – teils mit Erfolg ;)! Leider sahen wir auch einen Affen, der auf einer Batterie herumkaute und Leute, die den Affen ihr Handy praktisch ins Gesicht drückten, um ein Foto zu machen. Umso mehr freuten wir uns, als der Affe einfach nach dem Gerät patschte und es zu Boden fiel  – 1:0 Affe gegen Mensch!

Unsere letzten drei Tage in Kuta vergingen dann noch entspannter als die vorherigen in Ubud. Wir nahmen uns am ersten Tag eine Surfstunde und probierten an den weiteren Tagen das Surfen selbst aus – mit zufriedenstellendem Erfolg, denn die ein oder andere Welle standen wir bis ganz vorne am Strand auf dem Brett. Wir lernten die Wellen besser einzuschätzen und hatten definitiv Spaß, waren aber ebenso erstaunt, wie anstrengend das ganze war. Leider verletzte sich Theresa am letzten Tag am Finger, als eine besonders große Welle sie verschluckte und umherwirbelte… Hoffentlich verheilt das schnell wieder (Mittlerweile wissen wir, dass der Finger gebrochen ist, aber dazu beim demnächst mehr). Abends genossen wir stets die Sonnenuntergänge, die wunderschön waren und sogen die Ruhe und Harmonie in uns auf. In Bali dachten wir viel über die vergangenen Monate nach. Über unsere Lieblingsmomente und die schlimmsten Augenblicke. Wir reflektierten die Zeit und machten unseren Kopf frei für das nächste Kapitel: Australien.

Insgesamt hat uns Bali gut gefallen und gut getan. Wir hatten eine super schöne entspannte Zeit, gutes Wetter, leckeres Essen und die Atmosphäre war mit Sumatra und Java nicht zu vergleichen. Letzteres liegt wohl doch mitunter an der Religion, denn Bali ist hinduistisch (und generell auch indisch) geprägt, was uns ja bereits in Malaysia gut gefallen hatte. Jederzeit würden wir hier her zurückkommen und uns das nächste Mal noch intensiver mit Yoga oder Surfen auseinandersetzen. Ein guter Abschluss für unser erste Etappe, auf die wir mächtig stolz sind. Ohne auch nur eine Sekunde im Flugzeug haben wir uns von Deutschland bis nach Bali durchgeschlagen. Schöne Erlebnisse, wie die transsibirische Eisenbahn in Russland und das Motorradfahren im Vietnam wechselten sich mit Grenzerfahrungen wie Zugfahren in China und Busfahren in Sumatra ab. Wir haben viel gelacht, manchmal geweint, uns zusammengerissen, unsere Grenzen erfahren und sie überwunden, unseren Horizont erweitert, unendlich viel über uns selbst und die Länder auf dem Weg gelernt und vor allem immer zusammengehalten. Gemeinsam sind wir stark, gemeinsam haben wir alle Hürden überwunden und gemeinsam stehen wir stolz in Bali.

6 Comments

  1. Wieder einmal beeindruckende Bilder!
    Ich wünsche Euch einen aufregenden zweiten Teil der Reise und uns Lesern viele tolle Bilder!
    Und natürlich gute Besserung an den Finger!
    Viele Grüße
    Monique

  2. Da kriegt man ja so richtig Lust auf eine Runde “ eat , pray, love“
    Dafür würd ich mir sogar eine Elefantenjeans kaufen. ( Insider aus dem Film wer´s nicht weiß)

    1. Ja, leider fällt sowohl Yoga als auch Surfen wegen dem Finger gerade erstmal aus 🙁 Eigentlich hatten wir uns vorgenommen, beides in Australien weiter zu machen 😉

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