Plan B: 3 Länder in 2 Tagen

Unsere Weiterreise von Singapur glich einer kleinen Odyssee. Und es war unbestreitbar anstrengend. Zunächst kam der angenehmere Teil: Die Busfahrt von Singapur nach Melaka. Der Grenzübergang zürück nach Malaysia war wieder unkompliziert und die 6 Stunden vergingen doch recht schnell, da wir uns die ganze Zeit mit der 18-jährigen Abiturientin Clara austauschten, die ihre Reise gerade erst gestartet hat.
Melaka zählt mit George Town gemeinsam zum UNESCO Weltkulturerbe, denn hier haben gleich drei Nationen kolonialen Einfluss genommen: Portugal, Holland und England. Das kulturelle Erbe ist allerdings vergleichsweise klein, sodass ein halbtägiger Stadtspaziergang hier in unseren Augen mehr als ausreichend ist. Wir nutzten die Zeit zwischen den sich entleerenden Regenwolken und erkundeten den roten Platz, die Ruine auf dem St.Pauls Hill und das Flussufer. Durch die chinesisch angehauchte Altstadt und den Nachtmarkt der gerade aufgebaut wurde ging es zum Abendessen: Ein letztes Mal indisch. Denn auch hier in Melaka gehört die indische Küche zu den örtlichen Spezialitäten, was uns natürlich ganz und gar nicht störten sollte. Anschließend amüsierten uns über die kitschigsten Fahrrad-Rickschas die wir auf der ganzen Reise gesehen hatten. Um Touristen anzulocken leuchteten sie mit Stofftieren und LEDs behängt um die Wette. Nachdem noch indonesische Rupien organisiert waren verbrachten wir den letzten Abend auf dem Festland. Natürlich waren wir zwischendrin immer wieder auf Inseln, aber nach Indonesien aufzubrechen ist für uns doch etwas besonderes. Nach so langer Überlandreise geht es jetzt zum Inselhopping im großen Stil.

Das Fährterminal war schnell gefunden, die telefonisch reservierten Tickets ausgelöst und die Ausreise gestempelt. Nach 2,5 h Fahrt, die wir vor allem mit Schlafen verbrachten, kamen wir in Dumai an. Während wir in Melaka direkt vor einer hübschen Kleinstadt abgelegt haben kamen wir hier etwas im Nirgendwo an. Kein Wunder, dass sich die Einheimischen gleich auf uns stürzten. Wie so oft gewann uns derjenige für sich, der am besten Englisch sprach. Ein Bus nach Padang würde heute Abend um 18 Uhr fahren und er brächte uns zum Busterminal, das 9 km entfernt ist. Ohne Karte und Internet waren wir aufgeschmissen und mussten ihm Glauben schenken, dass die Information richtig ist. Wir dachten mal wieder daran wie anders das Reisen vor der Existenz des Internets gewesen ist und das Abenteuer Sumatra startete.

Bereits bei der kurzen TukTuk Fahrt wurde uns klar, dass Indonesien eindeutig eins der ärmsten Länder in Südostasien ist, zumindest außerhalb der touristisch am besten erschlossenen Inseln Java und Bali. Vorbei an Bretterbuden und Müllbergen auf schlechten Straßen tuckerten wir der Bushütte entgegen. Vor allem nach Singapur und Malaysia war der Kontrast wirklich stark. Die Busstation entpuppte sich als kein offizielles Terminal, sondern als einen Stand der vermutlich wie viele andere Bustickets verkauft. Das Fernbussystem in ganz SOA haben wir bis heut nicht verstanden aber immerhin sind wir immer dort angekommen, wo wir auch hin wollten. Bis zur Abfahrt noch fünf Stunden Zeit machte unser Taxifahrer uns  mit „seinem Bruder“, dem Englischlehrer bekannt. Mr. Muchsin stellte sich als Privatlehrer hinaus, der Kindern und Erwachsenen zusätzlichen Englischunterricht gibt. Wir begleiteten ihn in seine Schule und übten die nächsten paar Stunden mit Kindern im Alter von 12-15 Jahren Englisch. Immerhin besser als an der Busstation rumzusitzen.

Entgegen aller Versprechungen hatte der Bus keine Klimaanlage und wir trauerten all den zumindest von außen noblen Bussen nach, die wir hatten vorbeifahren sehen. Immerhin konnte man die Sitze so weit nach hinten machen, das man liegen konnte. Nicht der komfortabelste Bus, aber ist ja nur eine Nacht, dachten wir uns… Doch nach zwei Stunden wurden wir leider geweckt und mussten den Bus wechseln. Dieser war wirklich schäbig. Alle Sitze voll, Lehne nach hinten machen nicht möglich, die Sitze durchgesessen und zu allem Übel war Theresas Sitz auch noch nassgeregnet. Das war der Moment an dem die Stimmung kippte. Einen anderen freien Sitz gab es nicht, die Leute verstanden kein Wort Englisch und für sie war das hier wahrscheinlich ein ganz normaler Service. Dazu raucht hier jeder egal wo er gerade ist und mit den offenen Fenstern, die wenigstens für etwas Fahrtwind sorgen, pustet einem dann der kalte Zigarettenrauch der vorderen Sitzreihen ins Gesicht. Vor uns lagen noch weitere 12 Stunden Busfahrt. Überfordert mit der Situation und die Müdigkeit der Reise der letzten Wochen in den Knochen steckend war irgendwie alles etwas zu viel. Am liebsten wäre Theresa aufgestanden, hätte den Leuten die Zigaretten aus den Mündern gerissen, sich den Frust aus der Seele geschrien und wäre aus dem Bus ausgestiegen. Stattdessen weinte sie stumme Tränen und Yannick tröstete sie mit Blicken und einem festen Händedruck. In solch einem Moment fragt man sich wahrlich: Was mache ich eigentlich hier? Tausend Mal haben wir die Frage und den Rat von Einheimischen und Daheimgebliebenen gehört, warum wir nicht einfach das Flugzeug nähmen? Das wäre am einfachsten, bequemsten, schnellsten und am günstigsten. Ja, unsere Odyssee hier ist nicht einmal günstiger als ein Flug von Singapur nach Jakarta! Aber wir sind eben Dickköpfe, und wollen es zumindest so weit ohne Flugzeug schaffen, wie es geht.
Nach dem anfänglichen Drama schliefen wir am Ende erstaunlich viel in diesem schlimmen Bus, trotzdem waren wir noch nie so froh, aus einem Gefährt auszusteigen wie diesmal. Theresas Hintern war trotz des untergelegten Handtuchs komplett nass und alles stank nach Zigarettenrauch. In Padang trafen wir zu unserem Glück ein englisch sprechendes Mädchen, die uns ein Taxi zu einem Hostel organisierte, welches in unserem Reiseführer sehr empfohlen wurde um Informationen über die Weiterreise zu bekommen. Dort angekommen buchten wir uns eine weitere Fahrt über Nacht nach Kersik Tuo, unserem eigentlichen Ziel auf Sumatra. Wir konnten den ganzen Tag dort verbringen, das WLan nutzen, eine Dusche nehmen (das hob die Laune erheblich) und sogar Essen gab es dort.

Unser Gefährt für diese Nacht entpuppte sich als sogenanntes travel, einem 7-Sitzer Minivan von Toyota. Da wir die einzigen Insassen waren konnte sich jeder von uns auf einer der beiden Rückbänke ausstrecken und wir schliefen fast die ganze Zeit. Nachts um 3 Uhr waren wir an unserer Wunschdestination angekommen und der Besitzer des „Surabandi Homestay“ war sichtlich verwirrt, schloss uns aber doch auf und zeigte uns ein Zimmer. Nach diesen beiden Busfahrten machten wir hier erstmal 2 Tage Pause um Yannicks Geburtstag zu feiern, aber dazu mehr im nächsten Blogeintrag!

2 Comments

  1. Es bildet sich mittlerweile wirklich eine beachtliche Reiseroute auf der Karte ab!!! Respekt ihr Zwei; auch wenn es nicht immer einfach ist. 🙂

    1. Ja, nun in Bali angekommen sind wir selber ganz erstaunt, wie weit wir es geschafft haben. Mit ein paar Tagen Abstand sind die Erlebnisse dann auch verschmerzbar und außerdem gehört so etwas zu einer Abenteuerreise auch dazu!

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