Moderne trifft Kolonialzeit – Kuala Lumpur

Als wir in Kuala Lumpur aus der fahrenden Eistruhe aussteigen konnten, waren wir heilfroh. Die feuchtwarme Luft schlug uns entgegen und uns war immer noch schlecht, obwohl es die letzten zwei Stunden eigentlich nur geradeaus ging. Übelkeit hält sich eben hartnäckig… Wir entledigten uns der langen Kleidung und waren froher denn je, dass wir bereits genau rausgesucht hatten, wie wir zu unserem Hostel kommen. 3 Stationen mit der Metro und einen kurzen Fußmarsch später hatten wir das Gebäude erreicht und wurden von dem Besitzer in der Lobby abgeholt. Dann führte uns der Wäschereibesitzer kurz in das „Office“ (die Wäscherei) im 11. Stock, bevor er uns das „Hostel“ im 12. Stock zeigte. Hier handelte es sich um eine angemietete Wohnung mit einem gemischten und einem Frauenschlafsaal, zwei Bädern und einem großen Wohnzimmer. Das Feeling glich eher einem Studentenwohnheim als einem Hostel, was vor allem durch das schmutzige Geschirr, das sich in der Spüle stapelte, bestätigt wurde. Wir waren aber gar nicht so böse darum, dass hier keine lautstarken Partygäste anzutreffen waren und bezogen unsere Betten.

Am Abend machten wir uns auf der Suche nach Essen auf den Weg in die Alor-Straße. Dort tummeln sich abends lauter Straßenstände und werden von all den Touristen beäugt. Auch wir schoben uns durch die Masse und schauten uns erstmal alles an. Am Ende kauften wir uns Maiskolben, sowie frittierte Bananen und Kartoffeln. Wir sind wohl nicht so richtig für asiatisches Streetfood geeignet, denn erstens ist vieles mit Fleisch, zweitens sind die Portionen winzig und meist überteuert und drittens sind wir nicht die mutigsten Probierer, wenn wir nicht wissen, was das überhaupt ist. Trotzdem wurden wir satt und machten anschließend noch einen Spaziergang zum Wahrzeichen der Stadt, den Petrona Twin Towers. Mit ihren 452 Metern waren sie mal die höchsten Gebäude der Welt. Heute haben sie den Rang 8 aber zumindest sind sie noch das höchste Zwillingsgebäude. Auf dem Platz vor den Türmen drängten sich die Menschen wie Ameisen aneinander, denn jeder wollte ein Bild mit bunt beleuchteten Wasserfontänen und den Türmen ergattern. Vergeblich warteten wir noch eine Weile auf die Wassershow, von der wir gelesen hatten, doch nach 20 Minuten war es uns zu blöd und wir machten uns wieder auf den Weg in unsere Schlafstätte.

Am nächsten Morgen suchten wir als erstes den Forest Eco Park auf, der direkt um die Ecke von unserem Hostel lag. Die Fläche ist der einzige Ort in Kuala Lumpur, wo noch etwas von dem Dschungel übrig ist, der hier ursprünglich mal überall gewesen sein muss. Außerdem steht der Fernsehturm, der KL Tower, in dem Park auf dem Bukit Nanas, was so viel wie Ananasberg bedeutet. Schwitzend kamen wir oben an und machten uns daran, den Park etwas zu erkunden. Leider war die Beschilderung nicht nur schlecht, sondern eigentlich nicht vorhanden, und es kam uns vor als wäre der Park einmal hergerichtet und dann nie wieder gepflegt worden. Zuerst stießen wir auf den „Canopy Walk“, einen Baumwipfelpfad, der uns im Halbkreis Ausblicke auf die Stadt suchen ließ. Danach machten wir uns in die andere Richtung auf, fanden einen Campingplatz, der erstaunlich gut geeignet für ein Pfadfinderlager aussah, und weitere kleine Dschungeltrails. Über den Bamboowalk, ein Weg der von Bambus umsäumt war, ging es dann wieder Richtung Ausgang. Leider haben wir nicht weit genug gedacht, denn die Moskitos sehen hier wohl eher selten Gäste und fielen in Scharen über uns her. Schnell eilten wir aus dem Wald hinaus, um den Viechern zu entkommen. Trotzdem war es eine nette Abwechslung zum sonstigen Programm und der Begriff „Großstadtdschungel“ kriegt hiermit wohl eine ganz neue Bedeutung.

Danach ging es ins Krankenhaus. Aber nicht, weil jemand von uns ärztlichen Rat brauchte, sondern weil wir eine deutsche Bäckerei aufsuchen wollten. Wieso die Filiale nun genau in einem Krankenhaus ist haben wir auch nicht verstanden, und so ging unsere Odyssee los. Nach einer Stunde saßen wir glücklich mampfend vor unseren Leberkäsbrötchen, einer belegten Breze und Plunder. Die Backwaren waren sogar noch besser als in Bangkok und wir waren froh, extra hier raus gefahren zu sein. Mit einem Brot in der Tasche verließen wir den Bäcker wieder und fuhren in die Stadt, um uns mal ein wenig im historischen Zentrum umzuschauen.

Endlich mal was gscheids zum Essen!

Die erste Station war die Jamek-Moschee, die wirklich hübsch am Zusammenfluss von Klang und Gombak liegt. Nachdem wir mit angemessener Bekleidung ausgestattet waren durften wir einmal außenrum gehen und uns die Gebetshalle von innen anschauen. Während die Moscheen die wir bisher gesehen haben von außen immer sehr prachtvoll, aber trotzdem schlicht aussehen und damit sehr unseren Geschmack treffen, sind sie innen eigentlich ziemlich leer. Wir waren außerdem sehr positiv überrascht, wie freundlich man hier aufgenommen wird. Im Gegensatz zu buddhistischen Tempeln, wo es oft keine Tücher zum Ausleihen gibt, sondern man entweder Pech hat oder etwas zahlen darf, wenn man „unvorbereitet“ ankommt, so fühlten wir uns hier sehr willkommen, die Glaubensstätte zu besichtigen und waren überrascht mit welcher Selbstverständlichkeit die Bekleidung ausgegeben wurde.

Weiter ging es vorbei am wunderschönen Sultan Abdul Samad Gebäude, welches der britischen Kolonialzeit entstammt. Im Gegensatz zu sonstigen ehemaligen Kolonien wurde hier aber genauso wie bei der Jamek-Moschee eher im nordindischen, als im europäischen Baustil gebaut. Ein Schild verriet uns, dass das gesamte historische Zentrum von Kuala Lumpur auch als das schönste, das die britische Kolonialzeit hinterlassen hat, gilt. Das konnten wir sofort glauben. Am alten Postamt und dem Textilmuseum, sowie ein paar anderen Bauten vorbei ging es dann zum Merdekaplatz. An diesem wurde 1957 die Unabhängigkeit ausgerufen und an dem 95 m hohen Fahnenmast, der zu den weltweit höchsten zählt wehte stolz die malaysische Flagge in einem beträchtlichen Ausmaß.

Da wir noch genug Zeit hatten führte unser Weg uns noch zur Nationalmoschee. Diese wird von einem beeindruckenden Dach geschmückt: ein in verschiedenen Blautönen leuchtender Stern. Leider war der Blick von der Seite nicht so beeindruckend, wie die Bilder im Internet und wir waren genau zum Beginn einer Gebetszeit aufgeschlagen, sodass wir als Nicht-Muslime draußen bleiben mussten. 1,5 Stunden zu warten war aber auch keine Option und so ging es weiter nach Chinatown. Der Zentralmarkt versetzte uns schlagartig zurück nach China, zum Glück aber nur aufgrund der angebotenen Produkte und nicht der Atmosphäre wegen. Immerhin den obligatorischen Magneten konnten wir hier erwerben, ansonsten konnten wir dem Markt nicht sehr viel abgewinnen. Auf dem Weg Richtung Petaling-Straße, dem bekanntesten Nachtmarkt der Stadt, kamen wir an einem Stand vorbei, der wunderschönes Geschirr verkaufte. Am liebsten hätte Theresa hier kofferweise eingekauft, denn es war alles so günstig und schön!! Traurig, dass sie nichts mitnehmen konnte verließ sie den Stand schweren Herzens mit leeren Taschen. Auch auf dem Nachtmarkt blieb der Geldbeutel zu, denn die gefälschten Markensachen lösten in uns keinen Kaufrausch aus.

Da das Wetter zuzog machten wir uns auf den Rückweg zum Hostel, und als der Donner anfing zu knallen beschleunigten wir unseren Schritt. Gerade so kamen wir trocken an und kauften uns Nudeln und Tomatensoße im Supermarkt, denn es gab ja eine Küche oben. Wir freuten uns nach Ewigkeiten mal wieder selbst zu kochen, doch die Ernüchterung folgte schnell: Die Herdplatten funktionierten nicht. Nunja, dann wird eben mit Wasserkocher gekocht…

Am nächsten Tag stand gar nicht mehr so viel auf dem Plan, vor allem wollten wir eine Runde Bouldern gehen. „Die größte Kletterhalle in Asien“ war unser Ziel, und wenn das wirklich stimmt, dann sind asiatische Kletterhallen traurig klein. Wir taten uns anfangs etwas schwer, denn der Stil in dem die Boulder geschraubt waren unterschied sich von dem, was wir gewöhnt waren und außerdem fehlte uns die Kraft für viele Züge. Trotzdem powerten wir uns 4 Stunden lang gut aus und waren am Ende froh, dass wir mal wieder bouldern waren. Abends wollten wir eigentlich endlich die Heli Lounge Bar aufsuchen. Dabei handelt es sich um einen Helikopterlandeplatz, um den abends ein Absperrband gezogen wird und von wo aus man einen tollen Blick auf die Skyline hat. Leider zog das Wetter abermals zu und so wurde da eben nichts draus. Yannick kochte die restlichen Nudeln diesmal direkt im Wasserkocher, was erstaunlich gut funktionierte und so schmeckte das Abendessen noch besser als am Vorabend! Mit vollen Bäuchen erledigten wir wieder etwas PC-Arbeit und buchten uns einen Bus nach Singapur für den nächsten Tag. Anschließend versackten wir im Gespräch mit einem Deutschen und einer Russisch-Deutschen. Stundenlang tauschten wir Reiseerfahrungen aus, diskutierten über Gott und die Welt und lachten gemeinsam. Plötzlich war es bereits nachts um 3 Uhr und wir waren froh, dass unser Bus erst mittags fahren würde.

Mit Muskelkater wachten wir auf und packten mal wieder unsere sieben Sachen, was mittlerweile erstaunlich routiniert ist, selbst wenn der gesamte Rucksack ausgeleert war. Ein letztes Mal frühstückten wir Haferflocken mit Banane (herrlich!!!), checkten aus und machten uns auf den Weg zum Beryaja Times Square, wo unser Bus fahren würde. Nach kurzer Zeit war das Büro gefunden, die Tickets bestätigt, die restlichen Ringit in Singapurdollar getauscht und unsere Rucksäcke in den Bus verladen. Nun sitzen wir mal wieder in einem Kühlschrank und fahren der nächsten Grenze entgegen. Wir sind sehr gespannt auf Singapur und melden uns das nächste Mal von dort!

 

 

6 Comments

  1. Haha! Leberkäsebrötchen! Da war die Sehnsucht nach deutschem Essen wohl sehr groß!
    Die Gebäude der Stadt sind sagenhaft schön! Genau mein Ding! Sollte ich auch Mal hinfahren.
    Und das Geschirr gibt es bei uns auch : im Weltladen für viiiieeeel Geld!

    1. Mit der wachsenden Sehnsucht sinkt gleichzeitig der Qualitätsanspruch 😀
      Die Stadt war wirklich hübsch und das Geschirr… da kann man nur von träumen wenn man dann zurück in Deutschland ist und den Preis sieht.

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