Lange Hosen und warmer Tee

Immer wenn wir uns über das nächste Land informieren, lesen wir kreuz und quer in diversen Reiseführern und Blogs. Dann schreiben wir endlos lange Listen mit Orten, die uns gefallen und Highlights die man besuchen sollte. Dem folgt ein Sortieren und rigoroses Wegstreichen inklusive Prioritäten setzen, bis wir nur noch ein paar wenige Ziele übrige haben. Für Malaysia haben wir das genauso gemacht und uns als nächstes Ziel eigentlich Taman Negara ausgesucht. Dort findet man noch echten Dschungel, einen der ältesten der Welt und das las sich alles sooo schön… Leider fanden wir dann heraus, dass es dort im Moment mit am meisten regnet und viele Teile des Dschungels deshalb gerade überhaupt nicht mehr zugänglich sind. Lange Rede, kurzer Sinn: Wir haben uns schweren Herzens gegen einen Ausflug dorthin entschieden, da das ganze auch noch weitere 8 Stunden Busfahrt von unserem Alternativziel, den Cameron Highlands, bedeutet hätte.

Unsere Busfahrt in die Cameron Highlands war erstaunlich lange, für die eigentlich kurze Entfernung, aber da die Hälfte der Strecke in kleinen Serpentinen bergauf ging, war uns schnell klar, warum 5-6 Stunden Busfahrt angesetzt waren. Immer wieder schütteten sich die Wolken aus, und auch bei unserer Ankunft nieselte es leicht. Mit Freuden packten wir unsere Regenjacken aus und froren auf dem kurzen Weg zum Hostel. Ja, ihr habt richtig gehört: Wir haben gefroren! Der Ort Tanah Rata befindet sich auf 1440 m Höhe und ist die größte Ansiedlung in den Cameron Highlands. Die „Map Travellodge“ war schnell gefunden und gleich darauf machten wir uns auf den Weg etwas Essbares zu finden, denn unsere Mägen machten bereits lautstark auf sich aufmerksam. Wir landeten bei „Kumar“, einem indischen Restaurant, in dem wir günstig und lecker dinierten. Es schmeckte so gut, dass wir zu all unseren Mahlzeiten hierher zurückkehrten 😉 ! Generell war uns bereits aufgefallen, dass die malaysische Bevölkerung am ehesten als eine Mischung aus Chinesen und Indern zu beschreiben ist, was unter Anderem auch an der britischen Kolonialzeit liegt.

Am nächsten Morgen liehen wir uns einen Roller aus und düsten los in Richtung Boh Teeplantage. Diese war die erste Plantage in den Cameron Highlands, hat eine angeschlossene Teefabrik und ist für Touristen zu besichtigen. Im Linksverkehr schlängelten wir uns also bergauf, bergab an Autos vorbei bis wir irgendwann ankamen. Wir stellten fest: Links abbiegen ist jetzt ja ganz einfach! Außerdem hatten wir RIESEN Glück mit dem Wetter. Denn hier oben regnet es im Oktober durchschnittlich 23 von 31 Tagen und wir hatten nur ein paar Wölkchen und sogar die Sonne schien uns dann und wann entgegen. An der Plantage angekommen stiegen wir erst auf den Aussichtspunkt und bestaunten das Panorama. In alle Himmelsrichtungen ergoss sich ein Teppich aus grün. Die kleinen Teebäumchen mit ihren Wegen dazwischen erinnerten uns an die Weinberge daheim. Alle 3-6 Wochen werden die frischen hellgrünen Blätter geerntet, was dazu führt dass die Pflanzen in allen Grünfärbungen erstrahlen und man auch immer Arbeiter bei der Ernte sieht. Wir genossen den Ausblick eine Weile, bis eine Gruppe von Chinesen unser Idyll zerstörte und wir uns in die Fabrik verkrümelten. Die Maschinen von 1929 liefen einwandfrei und wir lernten, dass es 5 große Schritte braucht, bis man (Schwarz)Tee in den Händen hält: 1. Trocknen (ca. 60 % des Wassers), 2. Zerkleinern, 3. Fermentieren, 4. Trocknen (Komplett), 5. Sortieren nach Größe. Jede Körnung hat dabei einen ganz unterschiedlichen Geschmack und bildet somit eine andere Teesorte ab. Sehr interessant! Den lokalen Tee probierten wir jeden Abend zum Essen beim Inder und er schmeckte wirklich gut.

Unser nächstes Ziel war der Mossy Forest, ein kleines Waldstück, in welchem bemooste Bäume ihr zuhause haben und der ein bisschen wie ein Zauberwald aussieht. Beim Verleih des Motis wurde uns gesagt, wir dürften nicht bis zum Berg oben hochfahren, es käme dann eine Absperrung, ab dort sollten wir laufen. So fuhren wir fröhlich die Straße auf der Suche nach der Absperrung entlang, bis wir plötzlich bereits am Parkplatz am Gipfel standen. Naja, dann eben nicht erwischen lassen und schnell den Mooswald erkunden, bevor wir durch ewiges Teepanorama wieder hinuntergebraust sind. Denn hier befindet sich die zweite große Teeplantage von BOH und die Sonne gab sich alle Mühe uns gemeinsam mit den grünen Feldern ein wundervolles Bild zu malen. Auf der Rückfahrt zog es dann langsam zu und pünktlich beim Abgeben des Rollers startete der Regen – da haben wir wohl alle verfügbaren Sonnenstunden gut ausgenutzt! Anschließend zog es uns ins Lord’s Café um eine britische Teezeit zu gönnen – mit super leckerem Apfelkuchen und Scones – himmlisch! Gut gesättigt und glücklich legten wir eine lange Planungssession für Kuala Lumpur ein und buchten uns einen Bus. Am Abend gings ein letztes Mal zum Inder und dann verkrochen wir uns guten Gewissens in unsere Schlafbox, denn draußen goss es wie in Strömen.

Unser Ausflug an die kühle, frische Luft und das wunderschöne Tee-Panorama hat uns wirklich gut gefallen und gut getan. Ein bisschen komisch war es schon, mal wieder eine lange Hose und Fleece-Westen zu tragen, aber ein kleiner Abstecher in den Herbst, der uns gerade wirklich fehlt war genau das, was wir mal gebraucht haben.

Das einzige, was uns an den Cameron Highlands nicht gefallen hat, war die Busfahrt nach Kuala Lumpur. Denn erstens war die Temperatur nicht auf Kühlschrank, sondern auf Eisschrank eingestellt, sodass wir selbst mit langen Klamotten noch froren und zweites rauschte der Busfahrer die engen Serpentinen in so einem Tempo nach unten, dass uns nach ganz kurzer Zeit beiden schlecht war. Diese Übelkeit hielt sich nachhaltig, sodass wir diese Busfahrt definitiv nicht in guter Erinnerung behalten werden – Immerhin haben wir es geschafft, uns nicht zu übergeben.

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