Hallo Kambodscha! Wie schön dich kennenzulernen…
Halt nein, erstmal zurückspulen. Der Wecker klingelte in aller Herrgottsfrühe, wir packten unsere Rucksäcke fertig, frühstückten und wurden dort von einem Mitarbeiter hektisch aufgesucht: Der Bus wäre bereits da. 15 Minuten zu früh, und zum Glück waren wir schon fertig mit frühstücken! Wir sprangen also auf, zahlten schnell unsere Hostelrechnung und sprinteten dann zum Reisebus. Einige Stopps später war das schaukelnde Gefährt dann gut gefüllt mit einem bunten Mix aus Touristen und Einheimischen und wir düsten los in Richtung Grenze. Wobei düsen in Südostasien wohl generell das falsche Wort ist, auch wenn sich in den klapprigen Fahrzeugen hier selbst die maximalen 60 km/h manchmal halsbrecherisch schnell anfühlen. Kurz darauf sammelte unser „Schleuser“ (wie wir ihn liebevoll getauft haben) unsere Pässe ein. Zusammen mit 35 $ und einem Passfoto. Letzteres war allerdings in unseren großen Rucksäcken und wir wurden angewiesen, es an der Grenze rauszuholen, sonst müssten wir extra bezahlen. Kurz bevor wir das erste Mal aus dem Bus sprangen, um verwirrt und orientierungslos ohne unsere Pässe auf ein Gebäude zuzusteuern war es dann doch zu aufwändig unseren Rucksack rauszusuchen und plötzlich auch gar nicht mehr so wichtig, dass wir kein Passfoto haben (Später sahen wir all die Passfotos durch seine Hemdbrusttasche durchschimmern und stellten fest: Geldmacherei, die Fotos landen sicher im Müll!).
Unser Schleuser stellte uns vor einem Schalter ab, der Beamte bearbeitete den ganzen Stapel Pässe, dann wurden sie ausgeteilt, wir zeigten sie einzeln vor, passierten die Ausreisegrenze und gaben unsere Pässe wieder ab. Rein in den Bus, nächste Grenze, gleiches Spiel. Gesammelt aussteigen, warten, Pass bekommen, Fingerabdrücke abgeben, Stempel rein und Einreisegrenze nach Kambodscha passieren. Diesmal durften wir den Pass behalten, stiegen wieder in den Bus ein und fuhren nach einer kurzen Mittagspause weiter nach Phnom Penh.
Der erste Unterschied, der uns zwischen den Nachbarländern auffiel war der Verkehr. In Kambodscha fahren mehr Autos und weniger Roller. Außerdem gibt es hier überall Tuk Tuks (Motorräder mit dahinter geschnalltem Anhänger, in dem 2-5 Leute sitzen können), die hier hauptsächlich als Taxis genutzt werden. Nach der langen Busfahrt wimmelten wir all die Tuk Tuk Fahrer jedoch freundlich ab und waren gerne bereit den einen Kilometer zu unserem Hostel zu laufen. Im Eighty8 Hostel erfrischten wir uns erstmal im Pool (nobel geht die Welt zugrunde) und befriedigten unsere knurrenden Mägen mit leckerem Essen. Spätestens dort fiel uns der nächste Unterschied auf: Die Einheimischen (auch Khmer genannt) haben eine viel dunklere Hautfarbe als die Vietnamesen. Und die lokale Speisekarte ist ähnlich, aber doch anders.
Der nächste Tag war eigentlich für Sightseeing vorgesehen, aber ein kränkelnder Yannick brachte uns zu einem weiteren faulen Hosteltag mit Billardspielen, schlafen, Blogeinträge schreiben und im Pool baden. Wir verbrachten auch einige Versuche damit die drei Katzenbabys zu ködern, damit sie mit uns kuscheln. Immerhin bei einem der drei Fellknäuel hatten wir Erfolg, und das Schnurren brachte Yannicks Heilung deutlich voran!
Am nächsten Morgen liehen wir uns dann Fahrräder aus und fuhren 8 km zu den Killing Fields, denn Kambodscha kann ebenfalls eine grausame Völkermordgeschichte vorzeigen, die noch nicht mal so lang her ist. Fahrrad fahren war allerdings leichter gesagt als getan, denn man kann entweder im Zickzack durch kleine Gässchen kurven, die öfters in Sackgassen enden oder auf der Hauptverkehrsstraße mit all den Autos und Motorrädern fahren. Wir probierten zunächst zweiteres und waren sehr erleichtert, als wir dann doch endlich auf kleinere Nebenstraßen abzweigen konnten. Nach einer guten Stunde kamen wir endlich an der Gedenkstätte an und lauschten die nächsten zwei Stunden unserem Audioguide, der uns über die furchtbaren Taten der Khmer Rouge, die in den 80er Jahren ihr eigenes Volk abschlachteten, aufklärte. Ähnlich wie im zweiten Weltkrieg mit den Konzentrationslagern wurden die Kambodschaner zu sog. Killing Fields gebracht und dort mit allem was gefunden wurde umgebracht und in Massengräbern zurückgelassen. Unter den Opfern waren auch Frauen, Kinder und Babys und die Tatwaffen reichten von Hammer über Axt bis zu einem Baum, gegen den man den Kinderkopf schlug. Grausam ist das richtige Wort, für das was hier stattgefunden hatte. Erschüttert über so viel Hass, der unter Menschen in dieser Welt unterwegs war und heutzutage vielleicht immer noch ist, machten wir uns auf den Rückweg Richtung Stadtzentrum.
Wir wählten eine andere Strecke ohne große Verkehrsstraßen, endeten dafür zwischendrin in einer Matschgrube und kamen dennoch erfolgreich beim Russischen Markt an. Unser Reiseführer pries diesen als den besten Markt in Phnom Penh an und wir genossen es durch die ruhigen Marktreihen zu schlendern. Im Gegensatz zu Vietnam konnten wir uns hier in Ruhe umschauen und Sachen anfassen, ohne dass uns tausend Leute am Arm und in den Ohren hingen bei ihrem Stand etwas zu erwerben. Die entspannte Atmosphäre gefiel uns und bot eine gute Abwechslung zu der heißen Fahrradfahrt durch die Stadt. Außerdem war der frisch zubereitete Eistee für 1$ einfach vorzüglich.
Unser nächstes Ziel war der Königspalast und trotz aufziehenden Wolken und fernem Donnergrollen entschieden wir uns dazu, das Gelände zu besichtigen. Wir stromerten etwas hin und her, fanden die Gebäude durchaus schön, aber waren auch nicht so richtig vom Hocker gehauen. Kurze Zeit später verließen wir den Komplex schon wieder. So richtig gelohnt hatten sich die 10$ hier wohl nicht, aber nachher ist man ja immer schlauer.
Im Hostel amüsierten wir uns einen weiteren Abend über zugedröhnte Leute, denn mindestens jeder zweite Gast steckte sich regelmäßig einen Joint an, den man auch an der Hotelbar erwerben konnte. Am besten gefiel uns ein vermutlich Kubaner, der mit seinem riesigen Schnauzbart und gestreiften Hemd fröhlich vor sich hin grinste und gluckste und für uns den Inbegriff des High-Seins verkörperte. Wir fragten uns, ob Marihuana in Kambodscha legal ist, und wissen die Antwort bis heute nicht.
Außerdem buchten wir uns noch einen Bus nach Sihanoukville für den nächsten Morgen, von wo aus wir eine Fähre auf die Insel Koh Rong Samloem nehmen wollen. Mal schauen, ob das alles so klappt!
Haha ? – Für viele gehört kiffen und reisen wohl zusammen. In Kolumbien ist es offiziell auch nicht erlaubt aber das stört hier ziemlich wenige.
Ja, wirklich verrückt. In anderen Ländern Asiens kommt man dafür ins Gefängnis oder kriegt die Todesstrafe, aber Kambodscha scheint das großzügig zu akzeptieren, auch wenn es wohl nicht legal ist.
https://www.cannabis.info/de/blog/rechtliche-status-kambodscha
So ungefähr sieht’s wohl aus. Gruß
Danke für die Info! 😉