Koh Rong Samloem, du gefällst uns!

Um 5:30 Uhr wachen wir auf, schauen durch unser Moskitonetz auf einen wundervollen Beginn eines Sonnenuntergangs und schlafen weiter. So geht das dann im Halbstundentakt und die verschwommenen Bilder vor unseren schlafgefüllten Augen lösen ein schönes durch ein noch schöneres ab bis die Sonne uns um kurz nach 8 Uhr zu sehr einheizt und wir dann doch aufstehen. Eigentlich wollten wir auf dieser Insel ja an die Westseite, zum Sunset Beach, aber wir verschieben den Plan dort hinzugehen um ein paar Tage und entscheiden uns die heutige große Party zum dreijährigen Jubiläum des Mad Monkey Koh Rong Samloem nicht entgehen zu lassen.

Blick aus unserem Bett – da kann man sich nicht beschweren!

In Badekleidung marschieren wir zum Frühstück und waten danach durch das kristallklare Wasser, das einem seine eigenen Füße auch dann noch zeigt, wenn man bis zur Brust im Meer steht. Dann wird es zu tief und wir schwimmen zur Pierbar. Dort gibt es ein Schwingseil und wir lassen uns mehrmals vergnügt in die riesengroße Badewanne katapultieren. Für den Rückweg entscheiden wir uns wieder für den Wasser- statt den Fußweg und machen einen Abstecher zu den Hängematten die nur ein paar Zentimeter über der Wasseroberfläche sanft vor sich hinschaukeln. Im Nu haben wir Gesellschaft von anderen Gästen und unterhalten uns eine Weile, bis wir uns mit der Angst vor Sonnenbrand dann doch wieder in die überdachte Open-Air-Bar flüchten. Wozu Wände, wenn es sowieso das ganze Jahr warm ist? Um 13 Uhr beginnt dann bereits das Partyprogramm und wir finden uns zwischen lauter hysterischen Gästen wieder, die wie von der Tarantel gestochen den Fußweg zum Pier abrennen um eine der 20 kostenlosen Bierdosen zu ergattern die es auf der „Schatzsuche“ zu finden gibt. Wir sind eher am hinteren Ende der Masse und rennen auch nicht, trotzdem haben wir am Ende zumindest ein Bier gemeinsam und mehr wollen wir um die Uhrzeit auch nicht wirklich trinken. Unter den Touristen herrscht aber Festivalstimmung und es wird ausgiebig (sonnen)gebadet und Alkohol konsumiert. Wir spielen Karten, lesen Buch, trinken ab und zu auch was, verstecken uns vor der Sonne, unterhalten uns lange mit unseren neuen Freunden und haben am Ende doch alle Sonnenbrand. Der Abend wird lang, der Vollmond steht lächelnd am Himmel und erhellt nicht nur die Stimmung und wir fühlen uns trotz gar nicht so großer Partylaune wohl. Zwei weitere Engländer und Langzeitreisende, Alex und Allie sind am Abend angekommen und auch mit Ihnen verstehen wir uns super.

Der nächste Morgen startet ähnlich wie der vorherige, nur dass wir unsere um T-Shirts ergänzte Badebekleidung mit 25 anderen Touristen auf ein kleines Boot verfrachten und zum „Snorkeling- and Fishing-Trip“ aufbrechen. In den 10$ sind Mittagessen und zwei Bier enthalten, auf Nachfrage erhalten wir zu unserer Freude auch unalkoholische Getränke, doch die meisten verkaterten Gäste versuchen lieber gar nicht erst nüchtern zu werden und schütten sich morgens um 10:30 Uhr das nächste Bier rein. Ihr Interesse am Schnorcheln ist dementsprechend klein und so sind wir nach 10 Minuten schon wieder fast die Einzigen, die noch fröhlich im Wasser planschen, wovon wir uns aber nicht stören lassen. Zurück an Bord geht es dann zum Angeln. Eine Angelschnur mit Haken auf einer kleinen Plastiktrommel aufgewickelt in die Hand gedrückt, werfen wir alle verunsichert unsere Köder aus und versuchen geduldig zu fischen. Insgesamt haben 8 Leute Erfolg, wir gehören leider nicht dazu. Einige Fische haben zwar an unserem Tintenfischköder geknabbert, aber richtig angebissen hat keiner. Während an Bord dann Hühnchen, Gemüse und auch ein paar Fische gegrillt werden, dürfen wir am traumhaftesten Paradiesstrand den wir je gesehen haben rumplanschen. Wir ärgern uns, das wir die Kamera nicht dabei haben und speichern das Bild dafür umso fester in unseren Köpfen ab. Wir haben das Gefühl, das 9 von 10 Mitreisenden um uns herum rauchen und fragen uns, warum das bei so vielen jungen Leuten in dieser aufgeklärten Welt noch so „In“ ist. Dann gibt es Mittagessen, wir haben uns zum Glück als Vegetarier angemeldet und bekommen zum Reis deshalb einen Gemüsespieß, der das ganze zwar geschmacklich etwas aufbessert, am Ende aber auch nicht sättigend ist. Das Essen an Bord diente auch mehr zur Show, als dass es viel gebracht hätte, denn direkt am Anschluss fahren wir zurück zum Hostel und essen erstmal noch was.

Seit Ewigkeiten spielen wir mal wieder gemeinsam unser Kartenspiel Funghi und vertrödeln den restlichen Nachmittag. Am Abend gesellen wir uns mit all unseren englischen Freunden gemeinsam an einen Tisch, auch die australische Hailey gesellt sich dazu und wir alle haben keine Lust auf Party. Unsere Getränkewahl von Tee und Wasser wird von anderen Gästen mit einem ungläubigen „Come on, you’re still on water? Get on the game!“ kommentiert und auch die Tatsache, dass wir alle lieber weiter Karten spielen als die Tanzfläche zu stürmen um einen kostenlosen Shot zu bekommen stößt auf Unverständnis. Unsere kleine Gruppe unterscheidet sich von den Partytouristen in einer grundlegenden Sache: Wir sind alle Langzeitreisende. Wir lassen uns von der lautstark dröhnenden Musik nicht unterkriegen und verlegen unsere schöne Zusammenkunft anschließend zum Strand, wo wir uns ungestört unterhalten können. Wir alle sind uns einig, dass ein Lagerfeuer jetzt schön wäre, aber immerhin ist es in Kambodscha nachts nicht kalt und so halten wir es auch ohne eine ganze Weile hier aus.

Nach unserer dritten Nacht im Mad Monkeys heißt es dann Abschied nehmen. Wir wollen endlich auf die andere Seite der Insel zum Sunset Beach, die anderen bleiben hier noch eine Nacht. Durchaus etwas betrübt, aber vor allem dankbar für die gute Gesellschaft der letzten Tage sagen wir „Auf Wiedersehen“, denn die Wahrscheinlichkeit, dass man sich irgendwo wieder über den Weg läuft ist durchaus gegeben. Wir nehmen das Taxiboot zur Hauptbucht, denn unser Ziel ist nur zu Fuß von dort aus zu erreichen. Wir finden den Pfad und schwitzen mit den schweren Rucksäcken bis uns der Dschungel nach 30 Minuten an einem wunderschönen Strand ausspuckt.

Von den vier Unterkünften vor Ort entscheiden wir uns für das „Sleeping Trees“, das einem Franzosen gehört und uns irgendwie anspricht. Wir beziehen den Dormroom, der hier praktischerweise aus zwei Betten besteht und für uns damit ein Privatzimmer ist. Nach all dem Trubel um uns herum genießen wir die Stille und das die Anzahl der anderen Gäste an einer Hand abzuzählen ist. Wir belagern den Billardtisch gemeinsam mit dem spanischen Mario, essen fabelhafte Crêpes in allen Varianten und bestaunen einen weiteren wunderschönen Sonnenuntergang. Wir kuscheln mit einer Babykatze, die uns gar nicht mehr von der Seite weichen will und die Theresa kurzerhand „Simba“ tauft, weil sie wie ein kleiner Löwe aussieht. Wir sind im Paradies angekommen.

Am nächsten Morgen prasselt es aufs Dach und die Motivation aufzustehen wird nur von einer vollen Blase und einem leeren Magen angetrieben. Mit Regenschirm und -jacke schaffen wir es halbwegs trocken durch den Monsunregen bis zum überdachten Aufenthaltsraum und nach dem Frühstück zurück. Wir lesen bis zum Mittagessen, dann hat der Regen aufgehört. Nachmittags machen wir uns mit Schnorcheln bewaffnet noch einmal auf den Weg das Unterwasserleben zu erkunden und freuen uns darüber, dass wir Tintenfische sehen. Wir sind fasziniert, dass sie ihre Farbe auf dem Stein zu grau und auf dem Sand zu beige ändern und als wir mit unserer Kamera hinuntertauchen um sie näher zu fotografieren wird der eine plötzlich leuchtend gelb. Wir folgen der vermeintlichen Warnung und kommen ihnen lieber nicht zu nahe. Beim Sonnenuntergang freuen wir uns über die Begegnung mit einem Einsiedlerkrebs und fürchten uns beim Zähneputzen vor einem Gecko, der ohne Schwanz bestimmt 25 cm misst und bedrohlich über uns am Balken klebt. Aus Angst davor, dass er auf uns herab springen könnte meiden wir die Ecke des Badezimmers lieber…

Nach einer weiteren schlaflosen, feuchtwarmen Nacht (denn einen Ventilator gab es hier leider nicht) klingelte das erste Mal auf dieser Insel unser Wecker und wir packten routiniert unsere Rucksäcke. Nach dem Frühstück gab es eine letzte Runde Billard, bevor wir auscheckten und kurze Zeit später dem Inselparadies den Rücken kehrten. Der Rückweg durch den Dschungel kam uns anstrengender vor, als der Hinweg und bereits nach wenigen Metern rann das Wasser an uns herab. Durch den starken Regen des Vortags war es an manchen Stellen gar nicht so einfach trockenen Fußes zu bleiben, aber am Ende balancierten wir über alle Baumstämme hinweg ohne zu fallen. Unsere Fähre fuhr für südostasiatische Verhältnisse fast pünktlich (nur 25 Minuten Verspätung) und am Pier in Sihanoukville angekommen buchten wir uns direkt einen Bus für 45 Minuten später. Schneller als wir schauen konnten fuhren wir schon wieder in Richtung Phnom Penh. Von unserem Aufenthalt auf Koh Rong Samloem bleiben viele schöne Begegnungen, Gespräche und Momente, neue Freunde und tolle Bilder, die uns noch in den Köpfen herumschwirrten.

4 Comments

  1. Traumhafte Bilder!!! Da kann man gar nicht genug von bekommen und man möchte am liebsten auch sofort dahin. Aber die bunten Herbstblätter in Deutschland sind ja auch nicht schlecht (versuch ich mir zumindest einzureden…).
    Viel Spaß und weiter traumhafte Eindrücke!

    1. Dankeschön! Die bunten Herbstblätter und ein etwas kühleres Klima vermissen wir auf jeden Fall! Aber man kann ja bekanntlich nicht alles haben!
      Liebe Grüße aus der Ferne!

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