Mui Ne und der Märchenfluss

Als wir in Dalat aufbrachen, hatten wir immer wieder kleine Regenschauer. Indem wir dem Tal und dem Strand entgegenfuhren hofften wir auf eine Besserung des Wetters, die schlussendlich auch eintrat. Obwohl die Strecke mit knapp 150 km gar nicht so lang war brauchten wir am Ende doch eine ganze Weile. Denn was unser Navigationsgerät als Straße eingezeichnet hatte, ähnelte teilweise eher einer Schlammpiste. Das lag vor allem an temporären Baustellen, die uns ganz schön auf Trab hielten. Unsere Fahrt wechselte also von perfekt geteert, zu Slalom zwischen Schlaglöchern in Badewannenformat und weiter über rot-braune, nasse Sand-Lehm-Pisten, die uns von oben bis unten besprenkelten. So schlängelten wir uns in Serpentinen wieder dem Meer entgegen und brauchten für die erste Hälfte der Fahrt doppelt so lang wie für die zweite Hälfte.

In Mui Ne angekommen bezogen wir unsere Betten im ihome-Hostel, spielten Billard, Yannick versuchte zu Surfen, und vertrödelten unseren Abend. Am nächsten Vormittag machten wir uns dann zu Fuß auf den Weg zum Märchenfluss und der roten Schlucht. Zu Fuß deshalb, weil wir vor den zahlreichen Warnungen im Internet, dass die Polizei in Mui Ne gezielt Touristen auf Motorrädern rauszieht und ihnen Geld abknöpft, Angst hatten. Immerhin hatten auch wir keinen gültigen Führerschein und keine Lust zwischen 30 und 80 € sinnlos zu verlieren.
Am Märchenfluss angekommen zogen wir unsere Schuhe aus und stapften los, denn man spaziert hier barfuß durch das bis zu 20 cm tiefe Wasser. Die Füße gruben sich in den weichen Sandboden und genossen die sanfte Abkühlung des Wassers, die Augen weideten sich an der Natur. Die Umgebung war beruhigend und wohltuend für die Seele!

Wir schlenderten voran, immer weiter den Fluss aufwärts, gesäumt von feuerrot leuchtenden, sandigen Abbruchkanten. Die schlechte Stimmung des Morgens war endgültig verflogen und machte der guten Laune langsam aber sicher Platz. Da die meisten Touristen zum Sonnenauf- oder untergang in die Dünen fahren, weil es mittags in der Regel zu heiß ist, hatten wir auch ziemlich unsere Ruhe und mussten unsere Fotomotive nicht mit anderen Schnappschuss-jagenden Gästen teilen. Das bewölkte Wetter ist halt doch manchmal gut! Der schöne Ausflug zum Märchenfluss hat uns auch genügend befriedigt, sodass wir Risiken und Geld sparten und nicht mehr zu den weißen Sanddünen fuhren. Wir waren uns sicher, dass sie unsere Eindrücke aus der Wüste Gobi sowieso nicht übertreffen konnten und fanden den roten Sand sehr viel interessanter!

Den übrigen Nachmittag verbrachten wir beim Mechaniker, denn wir wollten unsere Motis auf den anstehenden Verkauf vorbereiten und möglichst viele Mängel beseitigen. 2 Stunden und 20 € später hatte Theresa eine neue Lichtmaschine und neue Glühbirnen, Yannick schon wieder eine neue Batterie und beide nochmal einen Ölwechsel. Wir drückten die Daumen, dass nichts mehr kaputt gehen würde und wir die Dinger gut verkauft kriegen.

Am nächsten Morgen hieß es ein letztes Mal Rucksäcke auf die Motorräder schnallen, denn unser Tagesziel war Ho Chi Minh City = Saigon. Die größte Stadt Vietnams (wenn auch nicht die Hauptstadt) sollte unser letzter Ort werden, den wir in Vietnam besuchten.

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