Vom Regen und dem Frieren…

Nach unserem schönen Aufenthalt in Bai Xep verbrachten wir eine Nacht in Tuy Hoa und anschließend eine Nacht in Nha Trang. Während Tuy Hoa von Anfang an nur als Zwischenstopp geplant war um eine lange Strecke aufzuteilen, waren wir von Nha Trang wirklich enttäuscht. Was einst mal ein schöner Strand gewesen sein muss, mit Resort dahinter angesiedelt ist zum russischen Ballermann angewachsen. Gläserne Riesen wachsen als Hoteltürme hinter dem Strand empor, die Beschriftungen der lauten Stadt sind ebenso in kyrillisch (damit konnten wir allerdings mehr anfangen, als mit vietnamesisch 😀 ) und vom schönen Naturidyll fanden zumindest wir keine Spur.

Umso mehr freuten wir uns auf die kommenden Tage, die wir in den Bergen in Dalat verbringen würden. 1500 m hoch liegt das „Bergdorf“, dass uns in seiner ganzen Struktur faszinierte. Mit unseren Motis schlängelten wir uns Höhenmeter um Höhenmeter nach oben, quälten die Motoren im dritten Gang und sahen der Tanknadel beim Sinken zu. Wir hatten Spaß, kaum Verkehr, schöne Straßen, in Serpentinen in die Höhe schrauben und wieder etwas dem Tal entgegensausen. Mit jedem Kilometer wurde es zunehmend kälter, sodass wir unterwegs unsere Regenjacken anzogen, da es uns zu kalt wurde. Wir sogen die frische Luft ein und genossen den Ausblick auf zahlreiche Wasserfälle, die am Straßenrand in die Tiefe sürzten. 30 km vor unserem Ziel fing es dann an zu regnen und der Spaß wurde schnell weniger. Der Regen prasselte auf uns herab und erschwerte die Sicht. Das Temperaturempfinden entwickelte sich von angenehm kühl zu scheiß kalt und innerhalb von Minuten waren wir durchnässt. Die entgegenkommenden LKWs schossen mit ihren Reifen das Regenwasser wie Raketen zielgenau in unsere Gesichter, wo es wie ein Nadelsturm landete. Autsch. Beim Entdecken des „noch 16 km“-Schildes sprangen die Gedanken zwischen „scheiße nochmal so lang“ und „yeah, nur noch 16 km = 20 Minuten“ hin und her. Wir hatten Glück, denn kurz hinter diesem Schild milderte der Regen sich wieder etwas und hörte schließlich ganz auf. Zurückgelassen wie ein begossener Hund fuhren wir nass auf den Motorrädern weiter und auch wenn die Sicht besser wurde, so war uns immer noch kalt. Irgendwann kamen wir dann in unserem Hostel an, fuhren lebensmüde die 15 m steilen Pfad zum Eingang hinunter und wurden herzlich empfangen. Schneller als wir schauen konnten waren unsere Rucksäcke nach oben getragen, uns Handtücher gebracht und angeraten, eine heiße Dusche zu nehmen. Überraschung, es gab hier tatsächlich mal gescheit heißes Wasser, sodass wir uns wieder aufwärmen konnten. Irgendwie geschafft und unternehmungsfaul verbrachten wir den Nachmittag im Bett und ruhten uns aus.

Unseren einzigen übrigen vollen Tag in Dalat begannen wir planlos und tragen beim Frühstück zum Gkück auf Laurence, die wir am Vorabend schon kennengelernt hatten. Die junge Belgierin hat ein 6-wöchiges Praktikum in Ho Chi Minh City gemacht und war am Wochenende immer auf Erkundungstour. Kurzerhand schlossen wir uns ihren Plänen an, da wir sie für gut befanden und ja eh keinen eigenen Plan hatten. Kurz darauf fanden wir uns in einem verlassenen Hotelkomplex wieder, der wohl nie fertig gestellt wurde. Eins nach dem anderen erkundeten wir die meisten der mindestens 15 Häuser und malten uns aus, wie das ganze fertig mal ausgesehen haben muss. Von Ziegel-Rohbau, bis eingelassene Fensterrähmen und Start der Kabelverlegung fanden wir alle Baustadien vor. Besonders Laurence, die Architektur studiert, war natürlich interessiert und ließ ihrer Fantasie freien Raum, wie das hier mal ausgesehen haben könnte. Yannick erklomm wackelig einen Schornstein und wir waren uns alle einig, dass es sehr schade und irgendwie verrückt ist, dass man so einen großen Hotelkomplex mit so vielen Häusern halbfertig baut und dann von einem auf den anderen Tag aufhört. Auf jeden Fall eine Verschwendung von Ressourcen.

Weiter ging es dann ein Stück um den See herum zu einem großen Tempelkomplex und dann zurück mit der Seilbahn über den Pinienwald. Ein schöner Ausflug, wir waren froh, dass Laurence uns mitgenommen hatte.

Am Nachmittag machten wir uns dann nochmal zu zweit auf den Weg zu einem für Dalat typischem Ziel: einem der zahlreichen Wasserfälle. Wenn man Lust hat, kann man hier sicher 10 verschiedene beeindruckende reißende Wassermassen betrachten, aber wir entschieden uns dafür, es bei einer zu belassen, den sogenannten Elephant Falls. Nach 40 Minuten Fahrt mit dem Moti waren wir angekommen und waren froh, unsere Regenjacken mitgenommen zu haben. Denn aufgrund der Regenzeit führte der Fluss gerade extrem viel Wasser und als der Wind drehte, gab es kein Entkommen von der Gischt mehr. Innerhalb von Minuten waren wir vollkommen nass und trauten uns kaum, die Kameras für Fotos zu zücken, weil wir Angst hatten, dass sie kaputt gehen könnten. Den Stein in der Form eines Elephantenkopfes konnten wir bei der schlechten Sicht leider nicht entdecken, aber das war uns dann auch egal. Während der Regen vor sich hinnieselte saßen wir zum Abendessen trocken auf dem überdachten Balkon, genossen den Ausblick auf die vielen verstreuten (Gewächs-)Häuser und freuten uns über die kühle frische Luft.

Bevor wir uns am nächsten Morgen wieder in Richtung Sonnenschein aufmachten wollten wir noch das „Crazy House“ besuchen, das am Wochenende nicht geöffnet hatte. Die im Moment aus vier Häusern bestehende Sehenswürdigkeit wirkt, als wäre sie aus einem Tim Burton Film in die Wirklichkeit gehüpft. Die vietnamesische Architektin hat hier wirklich ganze Arbeit geleistet, ein märchenhaftes Gebilde zu erschaffen, dass allen Regeln widerspricht, die man so kennt. Die Treppen sind ungleichmäßig und verschnörkelt, alles ist bunt, schief und krumm und bloß nicht in der Form, wie man sie ursprünglich von diesem Gegenstand kennt. Türen sind unsymmetrisch, Betten sind ins Eck gebaut, wie ein Kind eine Sonne in die Ecke seines Blatt Papiers malt. Man hat auf jeden Fall mehr als genügend Sachen zum bestaunen und erkunden und sich dabei nicht im Labyrinth zu verlaufen. Nachdem wir das Gefühl hatten, wir hätten nun geschafft zu jedem Gebäude einen Weg zu finden und alle Stockwerke gesehen zu haben, machten wir uns auf den Rückweg zum Hostel um unser Gepäck einzusammeln und uns auf den Weg zurück an den Strand, nach Mui Ne zu machen.

4 Comments

    1. Ja, die Natur hat hier definitiv das Sagen übernommen.
      Die Leute um uns rum haben uns ganz schön blöd angeschaut, als wir uns auf den Boden gelegt und die außenrumstehenden Leute verscheucht haben 😀

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