Cat Ba Island

Wer nach Vietnam kommt und die Ha Long Bucht auslässt, der ist wohl selber Schuld. Nicht umsonst gehören die 1969 Kalkfelsen, welche zum Teil mehrere hundert Meter hoch aus dem Wasser ragen zum UNESCO Weltkulturerbe. Die Inseln und Felsen sind dabei meist unbewohnt und die größte Insel, Cat Ba, mit der vorgelagerten Lan Ha Bucht, der kleinen Schwester der Ha Long Bucht, war unser Ziel. Denn hier würden uns wohl weniger Touristen und riesige Vergnügungsschiffe erwarten.

Wir standen also in aller Hergottsfrühe auf – denn der frühe Vogel fängt ja bekanntlich den Wurm – frühstückten noch schnell im Hostel, schnallten unsere Rucksäcke auf unsere Motorräder und brausten los. Wobei brausen etwas übertrieben ist, denn auch wenn wir um 7 Uhr morgens der Hauptverkehrszeit noch entgingen, so war der Verkehr doch schon beträchtlich und so schlichen wir eher durch die Straßen Hanois in Richtung Osten. Am Hostel wurden wir noch verabschiedet mit „good weather, no sun, no rain“, wobei wir dem wolkenverhangenen Himmel schon eher skeptisch entgegen blickten. So dauerte es nicht besonders lange, bis wir mit allen anderen Rollerfahrern am Straßenrand hielten um sich diverse Regenschütze – in unserem Fall unsere Regenjacken – überzuwerfen und dann wieder weiterzudüsen. Es dauerte auch nicht lange, bis wir trotzdem komplett durchnässt waren und so waren unsere ersten Stunden auf den Motorrädern von Wasser und langsamen Geschwindigkeiten im prasselnden Monsunregen geprägt. Zum Glück ist der Regen hier so warm!

Irgendwie schafften wir es trotzdem bis nach Ha Long City, wo wir dann allerdings 2,5 Stunden auf die Fähre warten mussten. Auf dem Weg hatten wir nur einen platten Reifen, der nach 10 Minuten und 0,75 € auch wieder gerichtet war. Die Aussicht vom Hafen in Ha Long war ernüchternd, wir konnten nicht mal bis zu den ersten Felsen sehen, so neblig war es. Die Stunde auf der Fähre war dann trotzdem sehr schön, denn sie navigierte mitten durch die Karstlandschaft und so ragten links und rechts von uns meterhoch die Felsen aus dem Wasser. Dazwischen fühlten wir uns ganz schön klein und erfreuten uns vor allem an den kleinen Fischerdörfern und -booten, die dort herumschwammen. So spart man sich auch gleich das teure Geld für eine Kreuzfahrt durch die Bucht 😉 ! Auf Cat Ba angekommen entlohnte uns eine wunderschöne Passage über die Insel für den langen Tag. Die kleine Straße schlängelte sich bergauf, bergab durch saftig grünen Dschungel und bot uns ab und zu auch einen Blick aufs Meer und die Karstfelsen. Da war die ganze Nässe und Kälte gleich wieder vergessen.

Unseren ersten vollen Tag auf Cat Ba verbrachten wir eher gemütlich. Wir machten einen Ausflug zu einem schönen Strand und planschten bei Tröpfelregen in der riesengroßen Badewanne vor uns hin. Danach besichtigten wir die Hospital Cave, was sehr interessant war. In der Höhle wurde zu Zeiten des Vietnamkriegs ein verstecktes Krankenhaus betrieben, welches auf drei Stockwerken ebenso als Rückzugsort für die Generäle des Viet Cong diente. Auf einer Insel, in einer Höhle – besser versteckt geht es wohl kaum! Das ganze Projekt war sehr erfolgreich und wurde nie von feindlichen Truppen aufgespürt. Nach Ende des Kriegs, 1975, wurde das Krankenhaus dann geschlossen. Abends schlugen wir uns dann wieder einmal die Bäuche im Buddha Belly, einem super leckeren vegetarischen Resaurant, voll.

Den nächsten Tag verbrachten wir voll und ganz auf dem Meer. Über die Agentur Asia Outdoors buchten wir uns einen Tag Kayak fahren und Deep Water Soloing in der Lan Ha Bucht. Frühs ging es also mit dem „Home Boat“ zwischen Fischer-Farmen hindurch ab in die Bucht, wo wir erstmal ins Kayak einstiegen. Bis zum Mittagessen paddelte unsere Gruppe von 6 Booten mit unserem Guide Oskar dann durch die Umgebung. Wir fuhren in eine Lagune, badeten zwischendurch an einem Strand und erkundeten eine kleine Höhle. Dazwischen genossen wir einfach die Aussicht auf die überwältigende Landschaft!

Nach dem Mittagessen auf dem großen Boot ging es dann mit einer anderen Kleingruppe und unserem Guide Andrew zum Deep Water Soloing (DWS). Für alle die nicht wissen was das ist: Wir sprechen hier davon am Felsen zu klettern, allerdings ohne Sicherung. Wenn man zwischendurch fällt oder oben angekommen ist, dann springt man ins Wasser – ein natürlicher Fallschutz sozusagen. Nachdem wir mittlerweile eine Kletterpause von circa 5 Monaten haben, freuten wir uns gewaltig darauf, endlich mal wieder Fels unter den Fingern zu spüren. Mit gesundem Respekt vor der Höhe und Ungewissheit, wie viel Muskeln im Unterarm noch übrig waren, machten wir uns also daran DWS auszuprobieren und zu schauen, ob es uns gefällt. Unser Fazit: Es macht Spaß! Man hat die ganze Zeit Schiss, aber es macht unfassbar viel Spaß! Im Bikini/Badehose erklommen wir die Felsen, drehten uns dann auf kleinen Plattformen um und überwanden uns mit Blick auf den Horizont aus Höhen zwischen 7-10 Metern ins Wasser zu springen. Es bleibt einem ja auch kaum etwas anderes übrig. Schneller als wir schauen konnten waren unsere Arme leider wie ausgesaugt und keine Kraft mehr übrig. Dieser Ausflug hat uns auf jeden Fall wieder daran erinnert, warum wir beide dem Klettern verfallen sind und wie sehr wir es vermissen – vielleicht müssen wir unsere nächsten Reiseziele nochmal überdenken.

2 Comments

  1. Mega cool. 🙂
    Fast etwas neidisch. 😛 Müsst euch wieder schön jeden Abend an den Türrahmen hängen!?

    Übrigens auch super Anordnung mit den Bildern im Text eingebunden. ?

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