Jadedrachen Schneegebirge – Yu Long Xueshan

Tibet liegt im Himalaya und die Dörfer und Sehenswürdigkeiten liegen auf Meereshöhen, die man in Deutschland nichtmal in den Alpen findet. Auch der Norden Yunnans ist geprägt von hohen Gebirgen, unter Anderem dem Yulong Xueshan, einem Bergmassiv unweit von Lijiang. Nachdem wir in Shangri-La bereits auf einer Höhe von 3200 m unsere Akklimatisation gestartet haben, nahmen wir uns als nächstes dieses Gebirge vor. Bei unserer Wanderung durch die Tigersprungschlucht hatten wir diese Berge ja bereits von Gegenüber bestaunt.

Nachdem der Eintritt für den Park gezollt war fuhr uns der Minivan zum Touristcenter, wo uns der Bus zur Talstation bringen würde. Auf dem Weg dorthin hatten wir schon einen tollen Blick auf die Gipfel, die uns in Kürze umgeben würden und freuten uns darüber, dass sie nicht wolkenverhangen waren. Eine ausgiebige Recherche hatte ergeben, dass es keine andere Möglichkeit, als die Seilbahn geben würde, um zu dem höchsten zugänglichen Punkt, nämlich 4680 m, zu gelangen. Seltsam, dass wir als wir so in der Gondel vor uns hin schaukelten unter uns eindeutig einen Wanderweg sahen, der sich in Serpentinen den Berg hoch schlängelte. Naja, da war es auch schon zu spät.

Da wir beide noch nie auf so einer großen Meereshöhe waren, war natürlich auch das Thema Höhenkrankheit im Vorhinein präsent. Wir kauften uns also vorsorglich eine Flasche Sauerstoff, damit wir auf Probleme vorbereitet waren. Auch unsere Daunenjacken waren im Gepäck und so waren wir bestens gerüstet. Da die Jacken und die Sauerstoffflasche im Rucksack verstaut waren, und wir in Augen der Chinesen deshalb sehr unvorbereitet wirkten, wurde dauernd versucht uns dazu zu bewegen uns am Berg einen Daunenmantel auszuleihen und überteuerten Sauerstoff zu kaufen. Überall wird vermittelt, dass man pro Person mindestens zwei Flaschen Sauerstoff mitnehmen sollte und die Tourguides erklärten ihren Klienten bereits im Tal, wie man diese benutzt. Das führte dazu, dass die Chinesen bereits im Bus im Tal reichlich Sauerstoff konsumierten und spätestens oben an der Bergstation war dann die erste Flasche leer. Unser Ausflug war also umgeben von einem Darth Vader-Ähnlichen Atemgeräusch à la tssschhhh rrggghhh.

Auf unserer Bergfahrt waren wir etwas traurig, da unser Ausblick vor allem Wolken beinhaltete und hofften, dass wir später mehr sehen würden. Wenn man dann mit der Gondel oben ankommt, muss man sich erstmal durch einen Marathon von weiteren Sauerstoffflaschen-Ständen, Green Screen-Fotoverkäufern und Ähnliches kämpfen, bis man dann auf einer Plattform an der frischen Luft steht. Von dort aus geht es dann noch 200 Höhenmeter auf einem Holzpfad/-treppe bis auf 4680 m Höhe. Auf dem kurzen „Wanderweg“ hat man einen tollen Blick auf den südlichsten Gletscher der eurasischen Platte. Bei den heutigen Bedingungen muss man ja schnell noch die überbliebenen Gletscher abklappern, bevor sie weg sind. Auch hier konnte man bereits deutlich sehen, dass die Eismasse Jahr für Jahr schrumpft. Wir hatten tatsächlich Glück und passten in den 1,5 Stunden die wir dort oben verbrachten ein gutes Wetterfenster ab, dass die Gipfel und den Gletscher um uns herum freigab und mit Sonne bestrahlte. Dabei wurde uns so warm, dass wir am Ende mit Pullover rumsaßen (wer braucht schon einen Daunenmantel bei 5 °C 😉 )… Wir genossen die grandiose Aussicht und belustigten uns an den Chinesen, die völlig erschöpft angekrochen kamen.

Zum Thema Höhenkrankheit ging es uns folgendermaßen. An der Talstation fühlten wir uns etwas benebelt, aber okay und am schlechtesten ging es uns eigentlich in der Gondel. Kein Wunder, wenn man in weniger als 15 Minuten über 1000 Höhenmeter nach oben braust. Nach einem kurzen Ruhemoment an der frischen Luft ging es uns dann aber ganz gut und wir nahmen die letzten Höhenmeter in Anspruch. Dabei ließen wir uns Zeit und liefen langsam aber kontinuierlich nach oben – wir merkten deutlich, dass es in der dünnen Luft anstrengender war, als unten im Tal, aber noch lange nicht unmöglich. Wir waren einfach etwas außer Atem, aber schlecht ging es uns nicht. Als wir dann oben auf der Aussichtsplattform Mittagspause machten und dort rumsaßen, merkten wir keinen Unterschied zum Tal. Unsere Sauerstoffflasche brauchten wir nicht und verkauften das Ding auf dem Rückweg an ausgelaugte Chinesen, die sich gerade auf dem Weg nach oben befanden. Wir denken, dass jeder, der sich in einigermaßen guter körperlicher Verfassung befindet und ab und zu Sport treibt dort zurecht kommt, wenn er schön langsam macht und sich die Zeit nimmt, die er braucht – zwei Flaschen Sauerstoff benötigt hier sicher kaum jemand!

 

Zurück im Tal machten wir noch einen Abstecher zum „Blue Moon Valley“. Dort mündet ein wunderschöner Gebirgsfluss in eine Folge von aufgestauten Seen, zwischen denen das Wasser über Terassen und Wasserfälle fließt. Nachdem die Wasserfälle immer spektakulärer und die Farbe des Wassers immer türkiser wurde kam uns das ganze etwas spanisch vor. Dann fiel es uns wie Schuppen von den Augen, dass in dieser Landschaft außer dem Gebirgsfluss am Anfang nichts natürlich war. Die Stufen sind aus Beton modelliert und das Wasser wahrscheinlich eingefärbt… Die spinnen die Chinesen!!! Trotzdem eine schöne Kulisse, die auch von den mindestens 16 Brautpaaren und ihren Fotografen um uns herum ausgiebig genutzt wurde. Der Massentourismus hier ging uns dann aber doch etwas gegen den Strich, weshalb wir dann lieber wieder nach Hause fuhren.

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