Bei der Planung unseres China-Aufenthalts haben wir natürlich auch in Betracht gezogen nach Tibet zu gehen. Wir haben uns informiert und recherchiert und dann etwas frustriert festgestellt, dass es ohne Reiseanbieter und mit dem kleinen Geldbeutel definitiv unmöglich ist. Um trotzdem etwas das Feeling von Tibet zu bekommen empfohlen uns mehrere Leute den Norden Yunnans und explizit die Stadt Shangri-La. Ursprünglich ein fiktiver Ort, der irgendwo in Tibet liegen soll und von einem Schriftsteller erfunden wurde, meinten Reisende hier den beschriebenen Ort gefunden zu haben. Das ermutigte die örtliche Tourismusbranche natürlich dazu, Zhongdian im Jahre 2001 dann in Shangri-La umzubenennen. Seitdem boomt die Stadt als Reiseziel und ist sicher schon lange kein Geheimtipp mehr. Hier leben neben Han-Chinesen überwiegend Tibeter und Naxi, weshalb wir uns von Anfang an fühlten, als wären wir in einem anderen Land angekommen.
Vom Bus am frühen Abend mal wieder irgendwo im nirgendwo am Straßenrand rausgeschmissen strömten wir gemeinsam mit allen anderen Europäern der Altstadt entgegen. Wir streiften durch das kleine Gewirr aus Gassen, dass größtenteils aus Holzhäusern besteht, und fanden kurzerhand tatsächlich das richtige Hostel. Kaum eingecheckt flitzten wir schon wieder los, um den Guishan Tempel und die Zhuangjin Tong – die mit 21 m größte Gebetsmühle der Welt – im Abendlicht zu bewundern. Anschließend landeten wir im unscheinbaren kleinen Restaurant Lhasa, einem authentischen Familienbetrieb, den wir nur empfehlen können. Es gefiel uns dort gleich so gut, dass wir am nächsten Tag wieder dort essen gingen. Am zweiten Abend waren sie dann auch weniger erstaunt als beim ersten Mal und freuten sich sichtlich, dass wir wieder gekommen waren.
An unserem einzigen vollen Tag in Shangri-La besichtigten wir den Guishan Tempel bei Tageslicht und mieteten uns anschließend einen Elektroroller bei unserem Hostel. Mit unserem „Rolli“ flitzten wir dann Ganden Sumtseling Gompa – einer 300 Jahre alten Klosteranlage nördlich der Innenstadt, in der rund 600 tibetische Mönche leben. Es ist das bedeutendste Kloster im Südwesten Chinas und erfüllte genau die Vorstellung, die wir uns von Tibet erhofft hatten. Hier in Shangri-La wehte definitiv etwas tibetische Luft um uns herum. Nach der Besichtigung fuhren wir einfach noch etwas umher, bis der Akku leer war und legten den Abendspaziergang durch die Innenstadt dann zu Fuß zurück. Wir sogen den herzlichen Flair auf und genossen die friedliche Atmosphäre. Wir beobachteten etwas die tanzenden Einheimischen auf den Marktplätzen und schlupften durch die geschäftigen Gassen. Shangri-La hat uns super gut gefallen und auch gut getan. Es war schön für einen kurzen Moment mal in diese andere Welt einzutauchen und dem chinesischen komplizierten Chaos zu entkommen. Leider sind wir nur so kurz hier geblieben, da unser Monat in China sich schon wieder dem Ende neigt… Und das nächste Abenteuer wartete schon auf uns!