Beijing alias Peking – unser erster echter Kulturschock

Wie es in Peking war? Puh…wo sollen wir da bloß anfangen?!

 

Als wir mit dem Bus angekommen sind haben wir uns erstmal gefragt, wo wir überhaupt sind. Denn ein Busbahnhof oder ähnliches war weit und breit nicht in Sicht. Stattdessen fanden wir uns in einer schmierigen Seitenstraße bei feuchtwarmen Klima und allerhand merkwürdigen Gerüchen wieder. Wenigstens hatte ein Slovene aus unserem Bus eine funktionierende Kartenapp, die uns den Weg zur nächsten U-Bahnstation wies. Damit war er eine große Hilfe für uns und andere Touristen, denn in China ist das Internet zensiert und viele Internetseiten und auch Apps funktionieren dort nicht. Die U-Bahn dagegen funktioniert einwandfrei und ist sehr übersichtlich gestaltet. So konnten wir unseren weiteren Weg zum Hostel auch ohne Probleme finden.

Geschafft von der langen Busfahrt und dem krassen Wetterumschwung, beschlossen wir direkt beim Einchecken um eine Nacht zu verlängern und unsere Zeit in Peking etwas auszudehnen. Auch im Hostel mussten wir uns erstmal auf eine neue Situation einstellen, denn dort gab es nur geschlechtergetrennte Mehrbettzimmer und wir kamen uns ein bisschen vor wie damals im Schullandheim.

Den restlichen Tag nutzten wir um ein paar Erledigungen zu machen. Eine chinesische Simkarte, eine neue kurze Hose für Theresa (die alte ist leider irreparabel) und Schlappen für Yannick standen auf unserer Liste. Außerdem sind wir noch durch die alten Gassen Pekings, die sogenannten Hutongs, geschländert.

Am nächsten Morgen ging es früh raus, denn wir wollten den Menschenmassen zuvorkommen und den Kaiserpalast (Verbotene Stadt) besichtigen. Erstere waren auch tatsächlich nicht dort, was aber leider daran lag, dass Zweiterer heute nicht geöffnet hatte. Naja, ist dumm gelaufen, hätte man aber im Kleingedruckten des Reiseführers entdecken können. So sind wir also gleich zu unserem nächsten Tagesziel aufgebrochen, dem Hauptbahnhof. Dort kämpften wir uns durch eine beachtliche Menge von schweißgebadeten Menschen vor zum Ticketschalter um unsere Zugfahrkarten nach Shanghai zu kaufen. Den restlichen Tag verbrachten wir damit ein Restaurant aus dem Reiseführer vergeblich zu suchen und durch das Qianmen Virtel zu schländern. Dort haben wir ein Pärchen (Estland und Chile) wieder getroffen, welches uns in Russland bereits zweimal begegnete. Die beiden hatten bisher fast die gleiche Route wie wir und reisen ein paar Tage versetzt zu uns.

Über unseren Ausflug zur chinesischen Mauer berichten wir euch in unserem nächsten Blogeintrag.

An unserem vierten Tag in Chinas Hauptstadt wagten wir einen zweiten Versuch die verbotene Stadt zu besuchen. Diesmal waren schon deutlich (!) mehr Menschen auf den Beinen und die gigantischen Pforten waren geöffnet. Unser Besuch dort war allerdings „durchwachsen“. Einerseits ist diese größte Palastanlage der Welt zwar sehr beindruckend und schön, auf der anderen Seite ist es einfach zu viel, was man dort entdecken kann und irgendwann lässt die Aufnahmefähigkeit dann doch nach. Hinzu kommen die Menschenmassen. Wir waren noch nie in so einem Gedränge und Chaos unterwegs wie in der und um die verbotene Stadt herum und den Rest gibt einem dann noch das Wetter. Bei 36 °C und hoher Luftfeuchtigkeit ist man innerhalb kürzester Zeit schweißgebadet und das herumschlendern in den aufgeheizten Mauern ist nicht gerade erholsam. Die beste Szene dazu war ein beleibter Amerikaner, der hechelnd und mit hochrotem Kopf im Schatten saß und von seinem Sohn und seiner Frau Luft zu gefächert bekam. Schade fanden wir vor allem, dass man das Gefühl hat, die Sehenswürdigkeit ist nur zum Touristen durchschleusen und Geld verdienen geöffnet… Das Gefühl der alten Kaiserzeit bekommt man hier jedenfalls nicht.
Von all dem Wahnsinn geplättet flohen wir zurück in unsere Unterkunft um ein Mittagsschläfchen zu machen und neue Kraft für den Abend zu tanken. Dort sind wir nämlich in den ruhigen Beihai Park gegangen, wo uns eine schöne, fast meditative Stimmung erwartet hat (zu einer Uhrzeit, zu der die Sehenswürdigkeiten im Park bereits geschlossen hatten). Wir sind um den See flaniert und haben den Einheimischen beim Singen, Tanzen und Spielen zugesehen. Eine wahre Oase in dieser verrückten Stadt!

Mit Lust auf mehr von der ruhigen Seite Pekings quälten wir uns wieder früh aus dem Bett um den Himmelstempelpark zu besichtigen. Nachdem wir unsere Tickets gekauft hatten, mussten wir nur noch durch einen kleinen Selfie Marathon, denn einige Chinesen sind von unserem Äußeren schwer begeistert. Dann konnten wir auch diesen schönen Park mit seinem beeindruckenden Tempel des Erntegebets und seiner Echomauer, einer runden Mauer, über dessen Echo man sich über eine Distanz von ca. 50 m gut unterhalten konnte, besichtigen.

Wieder geschafft von der Hitze wollten wir noch dem alten Mao einen Besuch in seinem Mausoleum abstatten. Daraus wurde leider nichts, denn durch den gewaltigen Menschenandrang und die zahlreichen Sicherheits- und Passkontrollen am Tianmen Platz waren wir schon um 11 Uhr zu spät dran…

Die letzte Station unseres Städtetrips war dann noch das große Lamakloster. Wieder ein schöner Ort der Ruhe mit nicht zu vielen Menschen. Am schönsten war dort aber, dass dieser Ort noch mit Leben gefüllt ist und viele Menschen dort ihrem Glauben nachgehen. Das erzeugte gleich eine ganz andere Stimmung als an den großen Sehenswürdigkeiten wo man nur durchgeschleust wird.

Grundsätzlich zahlt man in Peking irgendwie überall und für alles Eintritt. Jeder Park, jedes Gebäude, egal wo man hin will muss man die Geldbörse zücken. Das einzig erfreuliche für uns war, dass es im Regelfall 50 % (manchmal sogar mehr) Studentenrabatt gibt und die Chinesen sich sogar mit den deutschen Studentenausweisen zufrieden geben und keine ISIC sehen wollen.

Wie ihr seht, hatten wir also tatsächlich einen kleinen Kulturschock und das extrem warme Wetter hat noch seinen Teil dazu beigetragen, dass wir jetzt ein bisschen müde aber mit vielen neuen Erfahrungen auf unsere Zeit in Peking zurückblicken können.

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