Mit welchem Tier verbindet man die Mongolei als erstes? Richtig! Dem Pferd. Nachdem wir bereits auf unserer Kanutour zahlreiche domestische Pferde gesehen hatten, hatten wir immer noch nicht genug. Kurzerhand sind wir gemeinsam mit Sanni in den Khustai Nationalpark gefahren, um dort die berühmten Przewalski-Wildpferde, die sogenannten Takhi zu Gesicht zu bekommen. Nach drei Stunden Fahrt von Ulaanbaatar waren wir auch schon da. Nachdem die Population dieser Tiere fast ausgestorben war beherbergt der Nationalpark seit 1992 wieder ausgewilderte Takhi, die aus europäischen Zoos in die Mongolei gebracht wurden. In dem Park leben sie geschützt und konnten sich in den letzten 25 Jahren auf eine stolze Population von ca. 350 Tieren vergrößern – damit ist hier das weltweit mit Abstand größte Vorkommen dieser Tiere. Bei einem kurzen Dokumentationsfilm und einer Ausstellung lernten wir bereits viel über die Przewalski-Pferde. Mit 2 Chromosomen mehr als domestische Pferde sind sie eine eigene Art und können sich nicht mit diesen paaren. Außerdem haben Takhi alle die gleiche Haarfarbe. Zu dem sandbraunen Fell kommt dann je nach Geschlecht eine schwarze oder eine schwarz-beige Mähne hinzu. Ihre Erscheinung ist etwas breiter und nicht so sanft wie die domestischen Pferde und ging von der Kopfform etwas in Richtung Esel.
Genug zur Theorie gelernt, wollten wir dann aber auch einen Blick auf die Pferde erhaschen und fuhren gemeinsam mit einem Nationalpark-Guide in den Park hinein. Gegen Abend kommen die zwischen 8 und 15 Tieren große Gruppen hinunter zum Fluss um zu trinken und dabei wollten wir sie beobachten. Nach einer knappen halben Stunde Fahrt hielten wir an und sahen auf einem entfernten Berggipfel bereits ein paar Punkte, die sich bewegten. Tushik, unser Guide, reichte uns sein Fernglas und lief mit uns etwas in ihre Nähe. Bereits 10 Minuten später lief die Herde in ca. 100 m Entfernung an uns vorbei zum Wasser, wohin wir ihnen folgten. Im Nu waren wir nicht mehr die einzigen Beobachter, sondern ca. 20 Autos umringten das Flussufer und alle wollten einen guten Blick auf die zahlreichen kleinen Herden haben. An diesem Tag kein Problem. 10-15 m neben uns tranken die Tiere fröhlich aus dem Wasser, grasten etwas und machten sich dann wieder aus dem Staub. Tushik versicherte uns, dass wir das große Los gezogen haben, denn er habe die Takhi in seinen vier Jahren die er im Nationalpark arbeitet noch nie von so nah gesehen. Echte Glückspilze also!
Zwei Tage später machten wir uns wieder mit Sanni auf den Weg in die Nähe von Baganuur um dort im bergigen Wald- und Wiesenland Pferde zu reiten. Eigentlich waren 2,5 Tage Reiten geplant, doch am ersten Tag fanden unsere Guides die Pferde erst nach 6 Stunden Suche und so verbrachten wir den Tag bei „Granny“ in der Ger. Die fleißige Oma produzierte verschiedene Milchprodukte und saß keine Sekunde still, wie man es eben kennt. Am nächsten morgen sattelten unsere Guides Ergi und Ültsi die Pferde und dann konnte es auch schon losgehen. Yannick und ich bekamen beide Medaillen-prämierte Naadam Rennpferde – und das beim ersten Mal Reiten in unserem Leben? Naja, was soll schon groß passieren… Unter Ergis achtsamen Blick starteten wir also unsere Reiterkarriere langsam aber sicher und lernten, wie man monglische Pferde zum laufen und anhalten bewegt, wie man sie lenkt und was sie mögen und was nicht. Der Schlüssel zum Erfolg? Keine raschelnden Regenjacken und einfach Selbstbewusstsein ausstrahlen, damit die Pferde nicht nervös werden. Über hügelige Blumenwiesen und durch den Wald ritten wir stundenlang und fingen irgendwann an etwas zu leiden. Denn mongolische Sättel sind so ziemlich alles, außer bequem. Ein Holz-Metall-Gestell, dass wenn man Glück hat noch mit Wolle und Leder überzogen ist, wenn man Pech hat nur eine Decke draufgeschnallt hat. Beim langsamen Trotten kein Problem, aber beim Trab dann doch. Das unregelmäßige Geruckel beim Trab scheuert dann halt doch. Entweder an den Oberschenkel-Innenseiten oder an den Knien, irgendwo tuts immer weh. Wir versuchten dann den Schmerz auszublenden und die schöne Landschaft zu genießen, denn wann reiten wir wohl mal wieder querfeldein durch den Wald oder vorbei an tausenden von Edelweiß? Ja richtig gehört! Selbst in den Alpen muss man nach dieser Blume suchen und hier wachsen mehr, als man anschauen kann. Das Tagesziel war dann eine heilige Quelle, aus der „super healthy water“ sprudelt, wie uns die Guides versicherten. Das Wasser enthält sicher Schwefel, denn es schmeckte wie gekochtes Ei. Gar nicht mal so schlecht zum Abendessen 😉 ! Da Yannick am Ende des ersten Tages wirklich schlimme Schmerzen hatte beschlossen wir am zweiten Tag zu routieren. Yannick bekommt Theresas Pferd, Theresa Sannis Pferd und Sanni ab auf Yannicks Foltersattel. So kam es, dass Yannick auf dem Rückweg glücklicher und Theresa unglücklicher war, denn die Steigbügel waren zu kurz eingestellt und so schmerzten die Knie gewaltig, bis wir nach 5 Stunden darum baten, sie zu verstellen. Durch weitere schöne Landschaften und nach ein paar wilden kleinen Erdbeeren und Johannisbeeren aus dem Wald erreichten wir gegen nachmittag wieder Grannys Ger und waren froh den Sattel verlassen zu können. Wir hatten wirklich eine schöne Zeit, auch wenn das sich oben vielleicht nicht so anhört und haken diesen Trip unter „Wir haben es ausprobiert und werden es vielleicht mal mit europäischen Sätteln wiederholen“ ab. Aber war man wirklich in der Mongolei, wenn man nicht Pferdereiten war? Vermutlich nicht, insofern sind wir froh um die Erfahrung und die schöne Natur, die wir gesehen haben.
Hallo Ihr beiden, eure Reiseberichte lesen sich echt klasse.. Weiter so..
Euch noch viel Spaß.
Viele Grüße aus Würzburg Achim und Heike, Gerald, Oma und Opa
Vielen Dank!
Ganz liebe Grüße zurück in die Heimat!