Paddeln in der Mongolei – 9 Tage im Kanu auf dem Orkhon River

Kaum in der Mongolei angekommen sind wir erstmal gleich wieder vom Radar verschwunden. Die Zugfahrt und Einreise waren unkompliziert und so kamen wir am 01.Juli morgens um sieben verschlafen in Ulanbaatar, oder auch UB, an. In unserem Hostel angekommen machte der Besitzer Erik uns erstmal ein leckeres Frühstück und so konnte der stressige erste Tag in der Mongolei dann gut beginnen. Wir schlenderten etwas durch die Stadt, kauften eine SIM-Card und tätigten Lebensmitteleinkäufe, trafen uns mit unserem Kanuverleiher Ernst um alle Details zu besprechen und packten unsere Sachen um. Bezahlt haben wir das Kanu mit 1.2 Millionen Tugrik, das war ein ganz schön großer Stapel Geld. Der größte Schein ist 20.000, das sind umgerechnet nicht einmal 10€. Man schleppt also eine Menge Papier mit sich herum, denn Münzen gibt es keine. Dann kann es ja losgehen, oder?

Am nächsten morgen sammelte unser Fahrer uns mit unseren sieben Sachen ein und wir machten uns auf den Weg zum Orkhon River. Dort abgesetzt paddelten wir dann mittags um 13 Uhr endlich los. Im strahlenden Sonnenschein legten wir endlich die ersten Kilometer auf dem ruhigen, abgelegenen Fluss zurück. Bereits an diesem ersten Tag begegneten uns immer wieder Gruppen von Pferden und Kühen, die sich im kühlen Nass abkühlten, den Fluss durchquerten oder einfach nur am Ufer grasten. Diese Szenerien sollten uns in Abwechslung mit Ziegen- und Schafherden, diversen Vögeln und sonstigen Tierchen die nächsten Tage immer wieder öfter begleiten. Wir genossen das ruhige und beständige Vorangleiten mit unserem Boot und entkamen mal wieder nur knapp einem Sonnenbrand. Die ersten Tage waren wirklich heiß und sonnig, sodass das Paddeln zum schmoren in der Sonne wurde. Dafür nutzten wir das gute Wetter um ordentlich Kilometer zu machen und ausgiebig im leider nicht ganz sauberen Fluß zu baden. Wir haben insgesamt 230 Flußkilometer und 125km Luftlinie zurückgelegt. Der Fluß mäandert sehr stark und so zogen wir den ganzen Tag unsere Schleifchen durch die Landschaft.

Zweimal haben wir für unser Nachtlager an einer Mongolischen Jurte (Ger) angehalten um die ländliche Bevölkerung näher kennenzulernen. So lernten wir zuerst Bog kennen, der im Sommer am Fluß lebt um dort Gemüse anzubauen. Stolz zeigte er uns seine Feldfrüchte (Kartoffeln, Zwiebeln, Kürbis, Kohl, Rote Beete, Lauchzwiebeln und Karotten), spendierte uns Mongolischen Tee (der ist gesalzen) und lud uns zum Übernachten in sein Zelt ein. Wir hatten eine interessante Zeit mit ihm, auch wenn die Sprachbarriere zum Mongolischen immens ist. Er freute sich aber über uns als Gäste und wollte öfters, dass wir ihn und sein Hab und Gut mit uns fotografisch dokumentieren. Außerdem half er uns aus der Patsche, denn bereits am zweiten Tag waren zwei unserer drei Brote zur Ungenießbarkeit verschimmelt und er gab uns etwas von seinem Mehlvorrat ab. Damit konnten wir zur Brotzeit leckere Fladen backen.

Die Zweite Begegnung hatten wir mit einem über 70 jährigen Rinderhirten, dessen Name leider für uns unaussprechlich war. Er beobachtete uns interessiert, als wir unser Zelt nach seinem Einverständniss neben seiner Ger aufbauten. Schnell bot er auch sein Pferd zum reiten an. Die Gelegenheit nutzten wir natürlich gleich und nach einer kurzen Einweisung ritten wir abwechselnd sein Pferd durch die Steppe.

Das Wetter wurde in der Zweiten Hälfte deutlich kühler und wir mussten so manchen starken Wind oder Regenschauer aussitzen. Unser typischer Tag beinhaltete Auf- und Abbauen des Zeltes, das Boot be- und entladen, ca. 5h paddeln, Kochen, Kartenspielen und die Natur genießen. Die Landschaft konnten wir selbst aus dem Boot oft gut beobachten, da die Steppe recht flach ist. In der Ferne ragten eigentlich immer irgendwo ein paar Berge auf. Und auch wenn die Mongolei das am wenigsten besiedeldste Land der Erde ist hat man eigentlich ständig Gers am Fluß oder in der Ferne erspähen können. Ein Fluss bedeutet eben fruchtbares Land und Wasser für die Tiere, was die Nomaden magisch anzieht.

Der Orkhon hielt auch eine Stromschnelle für uns bereit, die wir nach Angaben des Kanuverleihers umtragen müssten, allerdings kam es für uns anders… denn wir haben ca. zwei Kilometer vor dem Wildwasser einen kleinen Seitenarm befahren, da wir eine Abkürzung witterten und kamen glücklicherweise 200 m hinter den Stromschnellen wieder auf den Hauptstrom zurück. Wir haben uns also  gefreut keine Umtragung machen zu müssen und hatten aufregende Neuigkeiten für Ernst, dem die Umfahrung noch nicht bekannt war.

Abgeholt wurden wir in Sukhbataar, ganz im Norden der Mongolei an der russischen Grenze. Obwohl es nur 300 km waren dauerte es einen ganzen Tag wieder in die Hauptstadt nach Ulanbataar zu fahren, aber der Verkehr hier ist eben nicht mit unserem vergleichbar. Besonders die Verkehrslage in UB ist eine Katastrophe, da es nur eine große Hauptstraße gibt und dort den ganzen Tag ein gewaltiger Stau zu finden ist.

Jetzt erleben wir gerade das berühmte Nadaam Fest und brechen bald in die Gobi Wüste auf, der nächste Eintrag wird also wieder etwas auf sich warten lassen…

 

6 Comments

    1. Das Kanu selbst war vielleicht mal teuer, hat aber sicher die besten Zeiten hinter sich 😉 Teure Kanumiete trotzdem.
      Wildpferde gibt es in der Mongolei an sich schon, aber hier am Orkhon River waren es alles Herden in Menschenbesitz. Wären die Brandings nicht, könnte man aber denken, dass die alle wild leben 🙂

  1. Hallo ihr beiden!
    Ein toller Blog, ihr habt ja schon eine Menge erlebt.
    Mein Freund Robert und ich wollen diesen Sommer in der Mongolei paddeln.
    Allerdings gibt es nur eine handvoll Reiseberichte und meist nicht viel Infos über das Organisieren eines Kanus bzw. Abholung etc.
    Daher meine Frage; wie seid ihr vorgegangen, habt ihr euch vor Ort etwas gesucht oder schon vorher im Internet gebucht?
    Wir sind erfahrene Paddler und möchten ungern eine geführte Tour machen, sondern lieber allein unterwegs sein.
    Könnt Ihr uns ein paar Infos geben?
    Gerne auch über meine Emailadresse!

    Liebe Grüße aus Berlin,

    Bekki und Rob

    1. Hallo Bekki und Rob,
      vielen Dank für euren lieben Kommentar und entschuldigt, dass die Antwort solange gedauert hat, aber wir lagen die letzten Tage beide krank im Bett 😉

      Wir haben uns damals an Ernst von https://www.kanutouren-mongolei.de/ gewendet und ihm unser Anliegen geschrieben, eine ungeführte Kanutour zu machen. Wir schrieben ihm ein paar Wochen vorher unseren möglichen Zeitraum und welche Erfahrungen beim Paddeln wir bisher hatten und fragten, welche seiner normalen Kanu-Routen dafür evtl. in Frage käme, bzw. ob er alternative Routen für uns hätte.
      Auf uns zugeschnitten bot er uns dann die Route auf dem Orkhon-River an, die uns gefiel und wir sagten zu. Es erfolgte eine Anzahlung und nach Ankunft in der Mongolei trafen wir uns mit ihm und besprachen die Details, sowie bezahlten wir den Rest für das Kanu (in Tugruk) + Kaution (in USD).
      Am nächsten Morgen holte sein Fahrer uns ab, fuhr uns zum Anfangsort und setzte uns mit Kanu, unserem selbst eingekauften Essen und Paddeln, Schwimmwesten, Tonnen, … (alles was man braucht und wir vorher besprochen hatten) ab. Treffpunkt in 10 Tagen war ausgemacht, und dort wurden wir dann auch erfolgreich wieder eingesammelt.
      Alles was wir nicht brauchten konnten wir bei Ernst daheim lassen (überschüssige Kleidung etc.).

      Hoffentlich hilft euch das schonmal weiter,
      ganz liebe Grüße aus Franken,
      Yannick und Theresa

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