Great Baikal Trail & Listvyanka

Nach unserem Aufenthalt auf der Insel Olchon blieben wir nochmals für zwei Nächte im Rolling Stones Hostel in Irkutsk (unserem neuen Heimatort, so wohl fühlen wir uns da 😉 ). Dort organisierten wir alles, was es für unser nächstes Abenteuer brauchte: 3 Tage Wandern an der Küste des Baikalsees, von Bol’shoye Goloustnoye über Bol’shie Koty nach Listvyanka.

Nach einer holprigen Fahrt mit der Marschrutka kamen wir an unserem Startort an. Da die Wanderung durch den Pribaikalski Nationalpark führt mussten wir uns noch um eine Erlaubnis kümmern. Irgendwie konnten wir der netten Dame im Cafe auch klar machen, was wir brauchten und so fuhr 10 Minuten später ein junger Ranger vor, der uns im Austausch gegen ein paar Scheinchen den gewünschten Zettel überreichte. Jetzt kann’s also los gehen!

Am ersten Nachmittag schafften wir noch gut 8 km. Entlang der malerischen Küste führte uns die Wanderung über Kiesstrände und Pfade an der Steilküste. Die Sonne lachte vom Himmel und der kalte Wind vom Baikalsee blies uns ab und zu um die Ohren. Gegen 16 Uhr fanden wir einen Zeltplatz, der uns so gut gefiel, dass wir unser Lager aufschlugen. Zur Erfrischung dachten wir uns wäre ein Bad im kühlen Nass ganz nett. Bad kann man das genau genommen wohl doch nicht nennen, denn einmal reinrennen und wieder raussprinten, weil man das Gefühl hat zu erfrieren ist zwar erfrischend, aber mehr ist auch nicht drin. Den meisten Reisenden haben wir damit trotzdem etwas vorraus, denn es nimmt sich quasi jeder vor einmal im Baikalsee unterzutauchen, bei fast allen wird es aber nicht mehr als eine Fingerspitze oder der große Zeh.
Den restlichen Abend verbrachten wir damit die fantastische unberührte Natur zu genießen und die Atmosphäre in uns aufzusaugen. Kleine Bachstelzen, die sich an tausenden von Fliegen und Schmetterlingen satt futtern und der atemberaubend still daliegende kühle See sind Momente, die sich ganz fest einbrennen und einem den Grund der Reise bestätigen.

Unser zweiter Tag begann mit einer fantastischen Aussicht. Es hat schon was für sich, wenn man sein Zelt öffnet und sich das Panorama des Baikals vor einem eröffnet. Dieser und unser dritter Tag am Baikalsee sahen recht ähnlich aus. Der Wanderweg führte uns abwechselnd direkt am Kiesstrand und dann wieder etwas oberhalb der Steilküste auf schattigen Waldwegen entlang. Außerdem gibt es hier noch echte saftige Blumenwiesen und ein reges Treiben an diversen Insektengruppen. Manchmal war der Weg auch sehr ausgesetzt und gefährlich. Vor allem auf den sandigen Passagen bestand große Ausrutschgefahr und so war ab und zu vor allem der großen Rucksäcke wegen Konzentration gefragt. Mit dem Wetter hatten wir auch Glück, bis auf ein paar Wolken strahlte die Sonne uns fast pausenlos entgegen. Nur eines änderte sich nie: der fantastische Blick auf den Baikal erfreute uns durchgehend und machte alle Anstrengung und Mühen wieder wett. Die Tierwelt am Baikalsee entschädigte uns auch: Gigantische Ameisenhaufen, Nerpas (Süßwasserrobben) in der morgentlichen Ruhe am Zeltplatz und ein süßer Huskywelpe, den wir am liebsten adoptiert hätten in Bol’shie Koty. Eine ganz besondere Szene war auch das Entdecken eines Möwenbabys kurz unterhalb der Felskante – auch wenn es wirklich gut getarnt war! Viel Erfolg beim Finden auf unserem Such-Foto unten 😉 !

Am Ende unserer Wanderung wartete das Dörfchen Listvyanka und um es zu erreichen gibt es zwei Wege. Entweder läuft man direkt an den steilen Klippen am Ufer entlang oder man nimmt den etwas längeren Weg der einen in Serpentinen 400 Höhenmeter den Berg hochjagt um sie anschließend auf der anderen Seite wieder herunterzulaufen. Da uns bereits mehrere Backpacker vor dem direkten Weg an der Küste gewarnt hatten und dort auch jährlich Leute tödlich verunglücken entschieden wir uns vernünftigerweise für den Weg über den Berg. Auch wenn er uns einige Nerven und Anstrengung kostete kamen wir schließlich erschöpft und nach insgesamt knapp 60 km in Listvyanka an.

In dem kleinen Hostel am Rande der Stadt herrschte doch ein reges Treiben und so folgte ein lustiger Abend mit Reisenden von verschiedensten Nationen. Besonders gut freundeten wir uns mit Niudun (Newton) aus China an, der Mathematik-Doktorant in den USA und definitiv fußballbegeistert ist. Unseren Pausetag verbrachten wir in der kleinen Stadt am Baikalufer, wobei es hier eigentlich nicht besonders viel zu sehen gibt. Unsere Beine und Rücken dankten uns jedenfalls, dass sie heute mal Ruhe hatten.
Am Abend gingen wir mit Niudun in die Banya, was auch ein Erlebnis für sich war. Außerdem lernte er von Andre das russische Alphabet und wir haben wohl noch nie so etwas lustiges gesehen, wie einen russich lernenden Chinesen und seinem ernsthaften Versuch ein „r“ auszusprechen. Selbst beim Gedanken daran müssen wir heute gleich wieder loslachen. Danke für diesen Moment!!! Gemeinsam fuhren wir am nächsten Morgen wieder zurück nach Irkutsk, wo wir am Abend gemeinsam Fußball schauten und er uns ein paar chinesische Wörter beibrachte. Natürlich gingen wir wieder in unsere altbekannte Bleibe – wer hätts gedacht. Mehrmals baten wir unseren neuen Freund darum, das „r“ nochmal zu probieren, was jedesmal in Lachtränen endete.

Hier im Hostel haben wir natürlich auch viele andere Reisende und Gleichgesinnte getroffen. Der stete Austausch der Reisepläne und Erfahrungen enthält oft auch viele nützliche Tipps für unsere zukünftigen Destinationen und meist ist es einfach spannend andere Geschichten zu hören. Im Rolling Stones Hostel fühlen wir uns wie ihr vielleicht bereits gemerkt habt sehr wohl, wir würden immer hierher zurückkommen und sind froh so einen Ort gefunden zu haben. Die Mitarbeiter begrüßen uns jedenfalls schon immer fröhlich, da sie uns alle bereits kennen 😀

4 Comments

    1. Vielen Dank für das Lob, wir freuen uns immer, wenn wir auch mal rückgemeldet bekommen, dass hier jemand liest 🙂
      Schöne Grüße zurück!

  1. Hallo Yannick und Theresa,

    wir planen ebenfalls ein Stück des Great Baikal Trails zu laufen und sind uns noch sehr unsicher bezüglich der Schuhwahl. Habt Ihr Wanderschuhe getragen?

    Viele Grüße,
    Amelie

    1. Hallo Amelie,

      wir hatten auf der gesamten Reise nur Laufschuhe dabei und haben alle unsere Wanderungen, selbst mit Wanderrucksack damit bestritten. Wir haben uns dazu entschieden, um insgesamt weniger Gepäck auf dieser langen Reise dabei zu haben. Das hat ganz gut geklappt, wir sind aber auch sehr trittsicher und geübt im Wandern. Trotzdem kamen wir mit den Schuhen das ein oder andere Mal aber schon an die Grenzen!
      An sich würden wir für den GBT auf jeden Fall Wanderschuhe empfehlen, je nachdem wie geübt ihr seid, reichen niedrige aus, mit Knöchelschutz seid ihr aber für das unebene Gelände optimal gerüstet. Wenn ihr mit dem Wetter etwas weniger Glück habt wie wir und es vielleicht auch etwas matschig ist, sind Wanderschuhe erst recht die bessere Wahl 😉

      Ganz liebe Grüße,
      Yannick und Theresa

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