Es geht weiter in der Transsibirischen Eisenbahn

Am Bahnhof darauf wartend, dass das Gleis bekannt gegeben wird an dem unser Zug fährt trafen wir auf ein reisendes deutsches Pärchen, die auch nach Irkutsk unterwegs waren. Allerdings hatten Anne und Christian sich für diesen Abschnitt ein erste Klasse Abteil gegönnt, während wir „for the real russian experience“ natürlich wieder dritte Klasse fuhren. Nach einem kurzen Gespräch verabschiedeten wir uns also in unterschiedlichenWaggons, verabredeten uns aber für den nächsten Tag im Zug.

Um Mitternacht fuhr unsere Bahn dann ab und auf unserem zweiten Abschnitt mit der Transsibirischen Eisenbahn fielen wir nicht mehr ganz so sehr als Neulinge auf. Nun wussten wir ja bereits, wie man die Plätze findet, bezogen unsere Betten und schliefen direkt los. In den Betten unter und neben uns reiste Albina mit ihrer etwa 14-jährigen Tochter Natascha, die gleich alte Aljona und eine ältere Frau, deren Namen wir nicht kennen. Die drei Mädels waren super lieb und ebenso interessiert an uns. Albina räumte extra ihre untere Liege frei, damit wir uns dort ans Fenster setzten konnten. Das versüßte uns den ganzen Tag, da wir so nicht wieder liegend an unser Bett gefesselt waren. Wir bekamen von ihr außerdem ein Brot geschmiert, welches wir natürlich unmöglich ablehnen konnten. Die typisch russische brennende Neugierde konnten wir glaube ich auch einigermaßen stillen. Mit den wenigen Brocken Englisch, die sie sprach und unseren wenigen Brocken Russisch, dazu ein wenig Google-Translater konnten wir doch die wichtigsten Infos austauschen. Zwar brauchten wir für den inhaltlich etwa zwanzigminütigen Smalltalk drei Stunden, aber wir hatten viel Spaß dabei.

Nachmittags kam Anne zu uns und nahm uns mit in deren Abteil, das sie ja nur zu zweit bewohnten. Wir tauschten uns angeregt über aktuelle aber auch vergangene Reisen aus, bis den beiden ihr Abendessen serviert wurde – da wollten wir dann nicht zuschauen und stören.

Zurück in unserem Abteil wurden wir gleich von unseren drei russischen Nachbarinnen in Empfang genommen. Als wir unser Kartenspiel Fungi spielten fragten sie uns, ob wir nicht mit ihnen gemeinsam spielen wollen, sie möchten uns gerne ein Kartenspiel beibringen. Aber klar – so haben wir uns das Transsib-Abenteuer schließlich vorgestellt. Mit gemeinsam im Team spielen, Händen, Füßen, Lachen, etwas Verzweiflung und vor allem viel Aufregung schafften sie es tatsächlich uns das Spiel „Durak“ in ein paar Runden beizubringen. Im Gegenzug brachten wir ihnen anschließend das deutsche Kartenspiel „Arschloch“ bei, wobei wir ebenfalls das Vergnügen hatten die riesigen Fragezeichen in den Gesichtern Runde für Runde zu minimieren, bis alle das Spiel verstanden hatten. Durak bedeutet übrigens so viel wie Idiot, weshalb wir auch immer wieder hörten „don’t say Durak, don’t say it“ – begleitet von viel Gelächter. Dasselbe sagten wir zu ihnen fairerweise natürlich über den Spielnamen Arschloch 😉 .

Die zweite Nacht begann spät und endete früh, denn wir kamen bereits um 8 Uhr morgens in Irkutsk an. Unser zweiter Transsib-Abschnitt entsprach deutlich mehr den Erwartungen an diese Zugfahrt. Es war so, wie man es sich vorstellt: man kommuniziert mit den Einheimischen irgendwie und versteht sich auch ohne viele Worte. Die Sprachbarriere hat nicht den Spaß gemindert, den wir gemeinsam hatten. Diese Zugfahrt wird uns wohl lange in Erinnerung bleiben.

Natascha, Albina, Theresa und Aljona im Zug

P.S. Dieses Mal sind wir sogar in der dritten Klasse mit Klimaanlage gefahren… Auch wenn sie ab und zu mal ausgefallen ist lag die durchschnittliche Temperatur dadurch bei 26 °C statt 33 °C. Die 5€ lohnen sich also sehr! 😀

 

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