Die drittgrößte Stadt Russlands erreichten wir abends um 18 Uhr. In kochender Hitze trudelten wir die Straße entlang und suchten unsere Bleibe für die nächsten zwei Nächte. Der „Fuchsbau“ (Foxhole Hostel) stellte sich als ein schnuckliges kleines Hostel heraus. Der Name erklärt sich durch die lange steile Kellertreppe zum Zugang der Unterkunft. Unser Zimmer war dann aber ein wirklich süßes Sous-Terrain-Doppelzimmer, wo wir uns sofort heimisch fühlten.
Von der langen Zugfahrt erschöpft brachten wir an diesem Abend gerade noch ein paar Nudeln mit Soße zustande und sanken dann – endlich in einem richtigen Bett und mit angenehmen Temperaturen – in einen langen erholsamen Schlaf.
Am nächsten Morgen wollten wir uns auf den Weg in den „Novosibirskaya Zoopark“ machen um die seltene Kreuzung von Löwe und Tiger – den Liger – und auch andere Tiere zu bestaunen. Da es Yannick nicht so gut ging verlegten wir das Vormittagsprogramm auf den Nachmittag und so kam es dazu, dass wir durch die sengende Mittagshitze an einer staubigen Autostraße entlang immer geradeausliefen, bis wir endlich am Zoo ankamen. Novosibirsk zeigte sich von seiner unidyllischen, verschmutzten Großstadtseite, die dort vermutlich im größten Teil der Stadt vorherrschend ist. Aufgehitzt und durchgeschwitzt von der „Anreise“ befanden wir den Zoo mit seinen schattigen Wegen als wahre Abkühlung. Unser Besuch führte uns an erstaunlich vielen Katzenarten vorbei. Durch die Hitze waren die Tiere leider relativ träge, weshalb wir den Liger zwar sehen konnten, aber nun doch kein Bild davon gemacht haben (So spektakulär sieht er auch gar nicht aus 😉 ). Dass wir dort generell so wenig Fotos gemacht haben liegt vorallem an den Stahlgitterstäben, aus denen die meisten Gehege bestehen. Man kommt so zwar recht nah an die Tiere ran, ein gutes Foto ist dadurch aber gleichzeitig unmöglich. Dafür, dass der Zoo so nah am Stadtzentrum liegt, entpuppte er sich doch als erstaunlich weitläufig. Sicher gab es einige Gehege, die uns für die ihre Bewohner etwas zu klein vorkamen, doch nach und nach wird dort versucht die Behausungen umzubauen um den Tieren eine möglichst artengerechte Unterkunft zu bieten. Ein kleines Highlight waren für uns die Wüstenfüchse, die gerade mit Küken gefüttert wurden und sich alle panisch mit 1-2 leckeren Tierchen im Maul in eine geheime Ecke verzogen um dort ungestört schmausen zu können. Am liebsten hätten wir uns bei all den verrückten Katzentierchen gleich eins ausgesucht, favorisiert war der sehr kuschelig aussehende Manul. 😀 Ohne neues Haustier verließen wir den Zoo und machten uns dann wieder langsam auf den Rückweg zum Hostel. Auch an diesem Abend kochten wir uns wieder etwas und verbrachten den restlichen Abend gemütlich in unserem Zimmer.
An unserem zweiten Tag packten wir vormittags alle unsere Sachen zusammen und checkten aus dem Zimmer aus. Glücklicherweise durften wir unsere Rucksäcke tagsüber kostenlos dort lassen und verschwanden dann in Richtung „Innenstadt“. Ein echtes Stadtzentrum hat Novosibirsk nicht und bei der Online-Recherche konnten wir bis auf den Zoo und das Ballett/Oper/Theater auch nicht wirklich was sehenswertes herausfinden. So beschränkte sich unser Tag darauf, einfach etwas umherzuschlendern, im Park zu liegen, unsere ersten englischsprachigen Lektüren zu erwerben und die beiden Sehenswürdigkeiten aufzusuchen, die man sicher in jeder russischen Stadt findet: eine kleine Kirche mit goldenem Zwiebeldach (in diesem Fall St.Nicolai Kirche) und einen Lenin-Statue (meist an der Leninstraße oder dem Leninplatz lokalisiert). Außerdem findet man in russischen Städten ganz gewiss ein paar hübsche Springbrunnen.
Um 18 Uhr warfen wir uns dann in unsere Sonntagskleidung und machten uns auf den Weg zum NOVAT – Novosibirsk State Academic Opera and Ballet Theatre. Wir haben uns gefragt, wofür Russland besonders bekannt ist und kamen zu dem Entschluss, dass russisches Ballett bestimmt einen Besuch wert wäre. Für uns beide war es das erste Ballett, dass wir sehen sollten. Im pompösen, vornehmen Gebäude angekommen suchten wir unsere Plätze auf und bestaunten die nächsten 2,5 h die Tänzer, die „Spartacus“ fantastisch vortrugen. Die Kulissen waren unglaublich, und das Ballett selbst sehr faszinierend. Unser Fazit: Das kann man sich schon ab und zu mal anschauen und die Tickets in Novosibirsk waren wirklich preiswert. 🙂 Das Abendprogramm war also rundum gelungen und wir können nur empfehlen, dem NOVAT einen Besuch abzustatten, wenn man mal dort ist und genug Zeit hat.
Kaum aus dem Theatergebäude entkommen, schlüpften wir wieder in die kurzen Hosen und gingen im schnellen Schritt unsere Rucksäcke am Hostel abholen und ab zum Bahnhof. Unser Transsib-Erfahrungsschatz sollte sich in den nächsten 31 Stunden Zugfahrt nämlich noch erweitern. Nächster Halt: Irkutsk.