Moskva, Moscow, Moskau

In Moskau angekommen strömten die Massen aus dem Zug schnell in alle Richtungen und wir machten uns auf die Suche nach der Metrostation, um zu unserer allerliebsten Couchsurferin Lena zu fahren, die uns für die nächsten Tage beherbergen würde.

Unser erster Eindruck war, dass überall unfassbar viel Personal unterwegs war. An jeder Metro-Station findet man mehrere Personen an gebührenfreien Schaltern, Polizisten und Putzkolonnen vor, sodass man regelrecht den Verdacht bekommt, dass die Löhne nicht sehr hoch sein können, wenn man so viel Personal einstellen kann oder Russland sehr reich sein muss… Dieser Eindruck von viel Personal sollte sich unseren gesamten Aufenthalt in Moskau immer wieder bestätigen.

Das U-Bahn System in Moskau ist eigentlich klar und deutlich und dank einer App namens Yandex.Metro, die wir uns auf Lenas Empfehlung heruntergeladen haben, konnten wir einfach unsere Abfahrts- und Zielorte eingeben und das Ding spuckte sogar offline alle möglichen Verbindungen inklusive Dauer aus, die man nehmen könnte. Generell sind alle Linien sehr gut farbig markiert und nummeriert, sodass man sich eigentlich kaum verfahren kann. Da Lena etwas außerhalb wohnt mussten wir dann noch den Regionalzug nehmen, der circa. 30 Minuten fährt und sagenhafte 44 Rubel pro Person kostet (das entspricht etwa 65 ct). Ein kurzer Schwank zu den öffentlichen Verkehrsmitteln. Für deutsche Verhältnisse sind die Preise extrem billig, so kostet ein Drei-Tages-Ticket, welches Metro, Bus und Tram einschließt umgerechnet ca. 6 € pro Person und eine einfache Fahrt, bei der man beliebig lang fahren und oft umsteigen kann, kostet ca. 80 ct. Die Moskauer Metro selbst ist gleich in zweierlei Hinsicht eine Sehenswürdigkeit an sich. Erstens sind viele Stationen wirklich sehr hübsch, mit Kronleuchtern, Stuck und Deckenfresken, Goldverzierungen undsoweiter, sodass sich eine Fahrt mit Ausstieg an verschiedenen Stationen wirklich lohnt. Zweitens erstaunte uns die U-Bahn in der Hinsicht, dass sie so unglaublich laut und scheppernd fährt, das man sich weder unterhalten, noch die Durchsagen verstehen kann und sich gleichzeitig fragt, wie das Ding nicht auseinander fällt. Ebenso laut und robust waren auch die Regionalzüge, die uns von der Metro zu Lena brachten: Bei jedem Anfahren ruckelte es so heftig und krachte laut dazu, dass man dachte der Zug ist gerade kaputt gegangen. Die lustigste Situation war die, als wir tatsächlich mal kontrolliert wurden. Kaum kamen die Kontrolleure (wieder mal 6 Stück, denn die kosten wohl nix), stand gefühlt der halbe Zug auf, lief davon (kaum auffällig!) und stieg unkontrolliert an der nächsten Station aus. Da sieht man mal, wer sein Ticket bezahlt hat und wer nicht!

In Lobnya angekommen nahm Lena uns herzlich am Bahnhof in Empfang und wir liefen zu ihrer Wohnung. Nachdem wir geduscht hatten und sie uns mit original russischen Pfannkuchen mit Honig bekocht hat (Danke nochmal, die waren SEHR vorzüglich) beschlossen wir abends nochmal in die Stadt zu fahren, da Moskau bei Nacht auch sehr schön sein soll. Wir vertrieben uns die nächsten paar Stunden damit den berühmten roten Platz zu erkunden, den super viele schöne Gebäude (beinahe aus jedem Jahrhundert seit dem 14. Jhd eines dabei) umrahmen. Am bekanntesten sind wohl der Kreml und die St.Basilius-Kathedrale, doch auch die anderen Kirchen und Gebäude sind in ihrer Architektur nicht zu missachten. Da an diesem Wochenende ein Buchfestival auf dem roten Platz stattfand, mussten wir stets durch Sicherheitskontrollen und es war ganz schön viel los. So kamen wir abends noch in den Genuss eines klassischen Konzerts eines Streich- und Blasorchesters mit Opernsängerin, was wir uns allerdings nicht so lang anhörten. Nebenbei experimentierten wir etwas mit unserer Kamera herum, sodass wir gar nicht merkten, wie die Zeit wie im Fluge verging.

Erst um 1 Uhr im Bett gelegen mussten wir am Sonntagmorgen gleich wieder früh aufstehen, da wir um 10:45 Uhr eine Free City Tour in Moskau gebucht hatten und von Lena eine gute Stunde bis zum Treffpunkt brauchten. An der Statue von Sir Cyril und Methodius (Erfinder der kyrillischen Schrift) angekommen begrüßte uns bald darauf unser fröhlicher Zwergenguide Irina, die in Moskau geboren und aufgewachsen, klein und lustig war. Sie führte uns 2,5 Stunden durch das Zentrum von Moskau, vorbei an einem schönen Gebäude nach dem anderen und erzählte uns dabei die spannende Geschichte von ihrem Heimatland, wie Russland um seine Unabhängigkeit gegen die Mongolen kämpfte und schließlich zu diesem riesigen Reich anwuchs. Der Grund für die vielen und schönen Kirchen in Moskau sei der: „Fight the enemy, thank god, build a church“ – wonach nach jeder gewonnenen Schlacht eine Kirche gebaut wurde. Handelte es sich um einen besonders großen und schwierigen Krieg, so wurden die Kirchen und Kathedralen umso prunkvoller, weshalb beispielsweise auch die so bekannte Basiliuskathedrale, Moskaus buntes und wunderschönes Wahrzeichen entstand. Nach der Stadtführung hatten wir Hunger und besuchten auf Empfehlung unseres Guides ein Restaurant, in dem es „Vareniki“ – die (wie wir später von Lena erfahren haben) eigentlich ukrainische Variante von den polnischen Pieroggen. Wir entschieden uns für einen gemischten Topf mit vegetarischer Füllung und schlemmten mit größtem Genuss die kleinen Teigtaschen. Waren die lecker!!! Können wir also nur empfehlen J. Beim Besuch eines Souvenirshops fanden wir vor allem was vor? Richtig! Matruschkas, die kleinen ineinander steckbaren Puppen. Die gab es jedoch nicht nur im Standard-Design, sondern auch als Putin oder Fußballmannschaft, aufgrund der anstehenden WM. Generell bestand gefühlt der halbe Laden aus Putin-Souvenirs und wir rätselten, wie viel Prozent der Käufer sich darüber lustig machen und wie viele ihn verherrlichen. Dass in zwei Wochen bereits die WM in Russland beginnt merkte man nur selten, aber hier und da konnte man es bereits erahnen.

Abends gingen wir mit Lena in einen Pub bei ihr um die Ecke und luden sie als Dank zum Essen ein. Wir lachten viel, genossen die Zeit mit ihr und ließen uns von ihr alle möglichen russischen Spezialitäten aufschreiben, die man probieren könnte und sollte. Nach einem Abendspaziergang verschwand sie kurz im Supermarkt nebenan und kaufte gleich zwei Süßspeisen, die auf der Liste standen. Bei einem Tee probierten wir beide: Ptitze moloko, wortwörtlich übersetzt „Vogelmilch“ ist eine fluffige Creme (ähnlich wie in Schaumküssen aber etwas gelee-artiger), vor allem ziemlich süß und definitiv nicht Theresas Fall. Tulskij prianik, ein mit gekochter Kondensmilch gefüllter Teig ist eigentlich ziemlich lecker, weshalb wir den Rest auch gleich mit auf die Reise bekamen.

Am Montagmorgen war bereits die Zeit gekommen, uns von der super lieben Lena zu verabschieden. Das erste Mal waren wir nach einem Aufenthalt in einer Stadt traurig, dass wir nicht länger blieben. Moskau hat uns wirklich beeindruckt, die Bauwerke sind alle bunt und wunderschön und wir hätten gerne mehr Zeit gehabt, die Stadt noch weiter zu erkunden. Die Stadt haben wir gleich ins Herz geschlossen und wir würden jederzeit wieder hierher kommen. Wer weiß, vielleicht sind wir irgendwann wieder mal hier zu Besuch. Wir können jedenfalls nur allen empfehlen, den Weg in Russlands Hauptstadt auf sich zu nehmen. Allerdings sollte man dann genug Zeit mitbringen um die große Metropole zu entdecken.

Nun beginnt unser Transsibirisches Eisenbahn-Abenteuer, davon werden wir euch dann im nächsten Beitrag berichten…

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