Doch noch Sommer und Überraschungsbesuch!

TAG 7 Fortsetzung

Nachdem wir das schlechte Wetter ausgesessen haben, machten wir uns auf die Suche nach einer Pizzeria. Da wir zwei Tage vorher beim Abendspaziergang schon das Lokal ausgesucht hatten, in das wir gehen wollten sollte das ja nicht so schwer werden… Falsch gedacht: Diese Woche waren plötzlich alle L’Osterias die uns von außen ansprachen „chiuso“. Na toll. Also doch ab in die Pizzeria am Anfang der Straße, die geöffnet hatte. Nach Calzone und Steinpilz-Pizza waren unsere Bäuche gut gefüllt und wir legten uns zufrieden in die Schlafsäcke. Das hatte übrigens auch schon so sein Ritual: Ab zum Zähneputzen, dabei jeder eine Klean Kanteen Flasche mitgenommen, die mit kochend heißem Wasser aufgefüllt wurde. Mit der konnte man dann die Schlaf-Kuschel-Socken und den Fußraum des Schlafsacks aufwärmen und danach die ganze Nacht damit kuscheln. Die perfekte Outdoor-Wärmflasche also! J

TAG 8

Mittwochmorgen, die zweite Urlaubswoche bricht an. Nach einer weiteren Nacht erwachten wir bei mehr oder minder blauem Himmel im trockenen, aber eiskalten. Wie war das noch mit Sommerurlaub? Wir entschlossen uns eine Wanderung auf den nahe gelegenen COL PELOUS und den geheimnisvoll schön aussehenden Gipfel daneben zu machen, die man von unserem Campingplatz aus wunderbar sehen konnte. Die Sachen waren schnell gepackt und so stapften wir los.

Nach einem kurzen Stück an einer Forststraße entlang zweigten wir steil in den Wald ab. Ist das hier wirklich der Weg? Laut Karte müsste er das zumindest sein. Also immer weiter den steilen Pfad hinauf. Plötzlich fing der Weg an aus handgebauten Holztreppen zu bestehen, was angesichts der Steigung auch notwendig war. Langsam aber beständig schraubten wir uns Stufe um Stufe höher und machten in diesem Abschnitt mehr Höhenmeter als Strecke, da sind wir uns sicher. Verrückter Weg irgendwie. Vermutlich irgendein Jäger- oder Förstersteig, denn welcher halbwegs normale Mensch würde hier denn hochlaufen? Wir natürlich! Als wir langsam höher kamen, begannen die Bäume irgendwann Schnee zu tragen, der leise knackte und auf uns herunterschmolz. Doch noch ein bisschen höher endete auch das wieder, denn hier war es bereits zu kalt zum Schmelzen. Plötzlich endete unser Weg ein bisschen im Nirgendwo. Ein breites, steiles Schneefeld eröffnete sich uns und wir wussten genau, dass wir da hoch müssen/wollen. Umdrehen war keine Option, denn den steilen beschneiten Stufenpfad absteigen fühlte sich unmöglich an. Also immer da lang, wo man einen Weg vermutet. Anhand von Menschenverstand, aus dem Schnee spitzenden Gras und ein paar Felsen und Bäumen schlichen wir in Serpentinen durch den Schnee, wo wir den eigentlichen Weg vermuteten. Allerdings muss man an dieser Stelle mal erwähnen, dass wir den ganzen anstrengenden Anstieg, der sich ja eher nach Horror als nach Spaß anhört auch genossen. Schon im Wald und besonders nachdem wir die Baumgrenze überschritten hatten bot sich uns ein wunderschönes Panorama der umliegenden Berge. Es lohnt sich halt doch immer! Mit dem schönen Ausblick und dem Sonnenschein war es noch nicht getan. Was war denn das? Ha, da bewegt sich doch was! Wir beobachteten mucksmäuschenstill die fünf Gemsen, wie sie sich langsam aber sicher den Weg durch den Schnee über den Kamm bahnten, bis sie aus unserem Blickfeld verschwanden. Beeindruckende Tiere, die da einfachmal so rumkraxeln können!

Auf den letzten Höhenmetern bis wir zwischen den beiden Gipfeln standen und uns wieder einigermaßen sicher fühlten schwiegen wir beide und wünschten uns wohl insgeheim auch eine Gemse zu sein. Wir empfanden es als nicht ganz ungefährlich mitten auf dem steilen schneebedeckten Hügel hin- und herzurutschen. Langsam aber sicher kamen wir dann doch unserem Ziel nahe, als wir einen Wegweiser entdeckten und unser selbst gesuchter Pfad sogar genau auf einem beschneiten, aber erkennbaren Weg endete.

Nun standen wir da, froh dass nichts passiert war und ruhten uns kurz aus. Rechts von uns erhob sich der COL PELOUS, der Gipfel war vielleicht noch 8 Höhenmeter über uns und 20 weit. Der vereiste Grat erschien uns nach der eben hinter uns gebrachten Tortur allerdings nicht so einladend und so entschieden wir gleich nach dem – hoffentlich weniger abenteuerlichen – Abstieg zu schauen. Der sollte links weitergehen und irgendwo unter den Schneewehen war das auch gut zu erkennen. Der blaue Himmel strahlte über uns und die Panoramen um uns herum waren überwältigend. Ja, definitiv hatte sich das Gekraxel und Treppengesteige im Wald gelohnt! Durch den Wind war unser Weg streckenweise etwas mit Schnee zugeweht, sodass wir zwischen Knöchel- und fast Hüfthohem Schnee stapften.

Auch wenn es verlockend war, auf den vom Campingplatz so schön aussehenden Gipfel mit dem riesigen Gipfelkreuz raufzukraxeln waren wir vernünftig und entschieden uns dagegen. Da man das Kreuz nicht sehen konnte, kein Weg nach da oben eingezeichnet war, wir nicht wussten wie weit es wirklich noch sein würde und wie Wind und Wetter die Wegbeschaffenheit da oben beeinflusst hatten blieben wir auf dem eingezeichneten Pfad.

Nach einer kurzen Stapferei stießen wir dann auf einen größeren Wanderweg, auf dem auch andere Leute unterwegs waren und der dadurch mehr matschig als verschneit war. Der Abstieg über eine große Forststraße (und im Winter wohl Skipiste) verlief relativ unspektakulär. Im Nachhinein eine sehr schöne und abenteuerliche Wanderung mit unendlich schönen Naturbildern und „verlassener Natur“. Zumindest bis zum Abstieg 😉 …

Zurück am Campingplatz hatten wir das kalte Wetter dann irgendwie doch satt, denn unseren ursprünglichen Plan, in der Gegend noch zu Bouldern und den Piz Boe (3152 m) zu besteigen, kippten wir nach dieser Wanderung. Es hatte einfach keinen Sinn, der Schnee würde nicht schmelzen. Und mit Schnee waren die anderen Touren nicht möglich. Unsere Entscheidung fiel, morgen würden wir zum Gardasee aufbrechen, wo uns der Wetterbericht mit 20°C+ anlachte.

TAG 9

Nach einer sternenklaren und damit saukalten Nacht wachten wir auf und quälten uns aus den Schlafsäcken. Beim Autopacken und Zelt abbauen froren uns fast die Finger ab! Besonders zu erwähnen bleibt hierbei, dass kein Kondenswasser, sondern Kondenseis an der Innenwand unseres Außenzelts klebte. Beim Zusammenrollen brach die dünne Schicht und Yannick musste sich danach im Bad mit warmem Wasser erstmal die Finger wieder beleben. Bloß weg hier! Wir wollten schließlich Sommer- und keinen Winterurlaub machen.

Als alles ins Auto gestopft war ging es los. Sonne wir kommen! Nach 2,5 h Fahrt erreichten wir unser Ziel. Den Campingplatz Maroadi direkt am Nordufer des Gardasees, bei Torbole und Riva del Garda. Außerdem lag die Klettermetropole Arco nur 5 km nördlich von hier. Leider hatten wir ja aber nur Sachen für Klettersteige und Bouldern dabei, nicht für Klettern selbst. Nachdem das Zelt stand verließen wir den (mit Deutschen) überbevölkerten Campingplatz lieber nochmal und widmeten uns einem nahgelegenen, kurzen Klettersteig. Durch eine kühle, schattige Klamm stiegen wir nach oben auf und durch den Wald ging es dann wieder nach unten. Nach einer guten Stunde standen wir bereits wieder am Auto und entschieden uns, Arco noch etwas anzuschauen. Kostenloser Parkplatz für 90 Minuten mit Parkscheibe klingt doch gut! Nachdem wir nun selber da waren können wir das Phänomen bestätigen: Es gibt gefühlt 1000 und in Wirklichkeit bestimmt 50 Outdoor-/Kletterläden in Arco. Einer reiht sich an den anderen und versucht seine hochwertigen Produkte an den Mann zu bringen. Auswahl wohin das Auge fällt. Es fiel uns etwas schwer, nichts zu kaufen, denn „wir sind ja schon over-equipped“ (Zitat Yannick). Vor allem beim Patagonia-Sale wären wir dann doch fast weich geworden, können nun aber stolz sagen, unser Geld für andere Sachen verschleudert zu haben. 😀

Abends flüchteten wir uns vom lauten, Bier und Wein konsumierenden Campingplatz lieber an den ruhigen Steinstrand um die Ecke und genossen ein bisschen das Wasserrauschen. Außerdem sollte es morgen ja früh losgehen….

Hier konnten wir der Hitze ein wenig entkommen. Leider nur ein kurzes, aber schönes Vergnügen.
Hier konnten wir der Hitze ein wenig entkommen. Leider nur ein kurzes, aber schönes Vergnügen.

TAG 10

Düdelüdelüd…düdelüdelüd… Neee, blöder Wecker L Wo ist die Schlummertaste? Um kurz nach 6 Uhr quälten wir uns aus dem „Bettchen“ und standen noch im Dunkeln auf. Eigentlich wollten wir ja direkt losfahren aaaaaber, da war dieses Tor… Und das ist von 23 – 7:30 Uhr geschlossen und mit unserem Code öffnete es sich nur breit genug für Fußgänger. Da hätte man wohl draußen auf dem Parkplatz parken müssen. Mit dem Gefühl, der Freiheit beraubt zu sein kochten wir unser Frühstück dann halt doch noch am Zelt und schmierten schonmal eine Brotzeit. Heute stand uns eine lange Klettersteig-Tour bevor. Wir wollten den hochgelobten und bekannten Klettersteig „Che Guevara“ absolvieren. Um 7 Uhr fuhren wir dann in der Hoffnung, dass sich das Tor vielleicht schon etwas früher öffnen würde nach vorne und warteten. Wir hatten etwas Glück, das auch eine Gruppe von Studentenmädels da raus wollte, denn die schafften mit ihrem Hundeblick das Herz eines Mitarbeiters zu erweichen, der uns um 7:15 Uhr das Tor öffnete. Daraufhin sind wir gleich losgedüst, denn ehrlich gesagt wollten wir vor den ca. 15 Studentinnen in den Klettersteig und hatten so eine Vorahnung, das die da auch hinwollen.

Um 7:45 Uhr marschierten wir am Parkplatz los und fanden den Einstieg in die riesige 1200 m hohe Felswand um 8:00 Uhr vor uns. Los geht’s. 4h Klettersteig bis zum Gipfel standen nun auf dem Programm. Über eine Windung nach der Anderen, Bänder, steile Klammerreihen, kurze Pfade zum Gehen und unabgesicherte Klettereien der Schwierigkeit 1 ging es höher und höher. Irgendwann kam die Sonne natürlich gänzlich raus und wir ärgerten uns noch einmal kurz darüber, dass wir nicht über die Ausgangssperre vom Campingplatz informiert wurden! Der Ärger währte allerdings nicht lange, denn bei der Anstrengung erforderte der Klettersteig volle Konzentration. Die letzten 300 Höhenmeter wanderten wir dann durch unwegsames Gelände und hatten den Klettersteig besiegt. Zum Glück galt es auf den letzten Metern durch Buschwerk und Bäume zu laufen, denn so hatten wir wenigstens etwas Schutz vor der gnadenlosen Sonne. Nicht umsonst standen in unserem Klettersteigführer die Hinweise „im Sommer eine Hitzeschlacht“ und „im Spätherbst ideal“. Wir waren wohl irgendwo dazwischen unterwegs, was Wetter und Temperatur anging und kamen so ganz gut durch. Nach 3,5 h saßen wir dann glücklich und mit einer fantastischen Aussicht über Sarcatal und Gardasee in die eine Richtung und Berge in der anderen Richtung am Gipfelkreuz und stärkten uns mit Brotzeit und zum Glück noch nicht geschmolzener Gipfelschoki.

Der Abstieg war dann eher eine Maßnahme des „Sein müssens“ als Spaß. Ziemlich steil und steinig ging es für uns 2h lang durch den Wald. Ohne Aussicht und anstrengend für Oberschenkel und Knie absolvierten wir den Weg eher weil wir halt irgendwie runter mussten als das wir uns daran freuten. Die letzte halbe Stunde ging es dann immerhin geradeaus, das letzte Stück allerdings „wildromantisch“ an der Straße durchs Industriegebiet.

Um 14:30 Uhr setzten wir uns erschöpft aber zufrieden ins Auto und fuhren zurück zum Campingplatz. Mit Radler, Fanta, Foccaccia und Buch eingedeckt schmissen wir uns ans Ufer auf den Steinstrand und wärmten uns – nach einem sehr kalten und auch eher kurzen Bad im Gardasee – in der Sonne. Durch den Wind war uns später dann eher kalt, sodass sich Theresa noch mit einer Dusche aufwärmte bevor wir uns ein Abendessen kochten. Danach wurde das Auto ordentlich gepackt, denn morgen sollte es schließlich Richtung Heimat gehen. Am Abend setzten wir uns wieder an den See und genossen unseren letzten Tag in Italien – allerdings nicht den letzten unseres Urlaubs. Wir hatten uns entschieden, den Aufenthalt in Italien zu verkürzen und noch ein paar Tage Heimaturlaub bei unseren Familien einzulegen. Das Ganze war allerdings als Überraschungsprogramm geplant. Vom Klettersteig doch nachhaltig geplättet gingen wir ziemlich früh ins Bett.

TAG 11

Düdelüdelüd… Na gut, wir sind ja selbst Schuld am Wecker. Wieder zeitig aufstehen um diesmal das Zelt abzubauen. Pünktlich um 7:30 Uhr (ha, perfektes Timing!) schaukelten wir unser Tiger-und-Maus-Mobil zur Rezeption, bezahlten die Nächte und fuhren 10 Minuten nach NAGO. Dort stellten wir die Karre ab, zerrten nochmal unser Crashpad und die Kletterschuhe aus dem Auto und begaben uns in den Wald, wo wir ein paar Boulder finden sollten. Wäre doch zu schade gewesen, am Ende nur zwei Tage am Felsen gehangen zu haben. Nach einem kurzen Marsch fanden wir tatsächlich die Boulder vor und verbrachten die nächsten drei Stunden damit Routen auszutüfteln und den Fels unter den Fingern zu genießen. Besonders eine Tour hatte es uns angetan – einer der schönsten, wenn nicht sogar der Schönste Boulder, denn wir jemals draußen gemacht haben.

Mit brennenden Händen setzten wir uns ins Auto, suchten nochmal einen Supermarkt für Souvenirs auf und machten uns auf den Rückweg über die Autobahn…

Fast sieben anstrengende (Stau-)Stunden später waren wir endlich in Freising. Auto ausräumen, Abendessen kochen, Zeug auspacken und ab ins Bett.

Mit Crocs geht das auch schon ganz gut :)
Mit Crocs geht das auch schon ganz gut 🙂

TAG 12

Am nächsten Morgen haben wir wieder unsere sieben Sachen gepackt und machten uns nach einem schnellen Frühstück auf den Weg nach Würzburg. Nach 3h sind wir dann bei Julius daheim angekommen und dann ab ins Rock Inn, eine Runde bouldern und vor allem im Parcours-Bereich trainieren. Das hat viel Spaß gemacht und Julius hat uns viele neue Sachen gezeigt. Allerdings war es wohl irgendwann zu viel des Guten und so fiel Theresa leider auf ihr Steißbein und die rechte Hand. Das gibt nen dicken blauen Fleck! Naja, damit hatte sich das Ninja Training für Theresa erledigt und Yannick und Julius trainierten noch ein bisschen weiter.

Abends kamen dann, nachdem wir leckere italienische Nudeln verspeist hatten, viele Freunde und Theresas Eltern zum Public Viewing für das Halbfinale von Ninja Warrior Germany. In geselliger Runde genossen wir den Abend und hatten viel Spaß. Da Julius und Edith morgen auch früh raus müssten und wir etwas ganz besonderes vorhatten krochen wir schnell ins Bett.

TAG 13

Aufgestanden und ab nach Ochsenfurt! Yannicks Mama hat Geburtstag, und ahnt nichts von unserer Anwesenheit. Nach dem Brötchen holen marschierten wir also zur Haustür, klingelten und antworteten auf das verwirrte „Ja, bitte?“ aus der Sprechanlage – „Frühstücksservice!“. Da ging die Tür schnell auf und glückliches Geburtstagskind empfing uns mit Freudentränen. Die Überraschung war also gelungen!

Den Tag werden wir nun erstmal hier verbringen, mal sehen was die restliche Woche Heimaturlaub noch so bringt!

Bis bald,
Yannick und Theresa

 

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