Unsere Fahrt in den Herbst – Sommerurlaub 2015

Hallo an all unsere lieben Leser,

wir leben noch! Auch wenn ihr lange nichts mehr von uns gehört habt, zumindest digital.

Das ganze Jahr über haben wir fleißig studiert, gearbeitet und natürlich auch kleinere Ausflüge unternommen. Aber dennoch wurde unser Fernweh größer und größer.

So verwirklichten wir eine lange gehegte Idee, nämlich mir dem Fahrrad durch ganz Deutschland zu fahren.

Nur wir zwei einfach mit den Rädern, Packtaschen und Zelt.

 

TAG 1 – „37 Grad und es wird noch heißer…“

Ende August war es dann soweit. Am Sonntag, den 31.08.15 starteten wir um 9:30 Uhr mit frisch gewarteten Rädern und 4 vollen Packtaschen vor unserer Haustür in Freising und fuhren los auf „unsere Fahrt in den Herbst“!

Wirkliche Tagesetappen gab es nicht. Unser Plan war Pi mal Daumen 100km am Tag und zu radelten und einfach fleißig in den Tag zu starten.

Mit strahlendem Sonnenschein wurde uns schon nach einer halben Stunde gut warm, aber nachmittags wurde es dann mit 37°C richtig heiß! Deshalb kühlten wir uns beim Überqueren des Lech mit einem spontanen Sprung in das kühle Nass ab!

In Donauwörth angekommen gönnten wir uns erstmal ein Eis und ein Radler. Wir waren gut in der Zeit und höchst motiviert also schwangen wir uns weiter auf die Räder und legten noch ein gutes Stück zurück.

Bis wir am Ende einen passablen Schlafplatz (hinter einer Scheune) für uns gefunden und unser grünes Zeltchen aufgestellt hatten waren wir knapp 140km gefahren und waren froh erstmal im „Bett“ zu liegen.

 

TAG 2 – „Auf nach Ochsenfurt“

Nach einer lauen Sommernacht ging es am Montagmorgen um 7:30 Uhr weiter und über Dinkelsbühl und Feuchtwangen nach Rothenburg o.d.T. weiter querfeldein über Feld- und Radwege.

Auch dieser Tag gönnte uns kaum einen schattigen Weg oder etwas weniger Hitze und so schmorten wir wieder in der Sonne. In Rothenburg ob der Tauber wechselten wir das erste Mal auf einen Radweg am Fluss entlang. Dem Liebliches-Taubertal-Radweg folgten wir bis Bieberehren und zweigten dort auf den Gau-Bahn-Radweg in Richtung Ochsenfurt, unser Tagesziel, ab.

Dort angekommen suchten wir Asyl bei Yannicks Eltern und freuten uns über die leckere Bewirtung und vor allem die Dusche nach diesen zwei superheißen Tagen. Den Abend verbrachten wir noch am Main beim Kupp spielen, legten uns aber trotzdem nicht allzu spät ins Bett, weil wir nach den 120km auch einfach müde waren!

 

TAG 3 – „Maintal, Sinntal selbst im Regen keine Qual“

Am 01.September begann nun wortwörtlich unser von Yannick liebevoll getaufte „Fahrt in den Herbst“. Nach einer ersten kurzen Etappe trafen wir uns in Würzburg mit Theresas Eltern und schlemmten in der Vollkornbäckerei lecker zu Mittag. Der Main-Radweg ist die reinste Autobahn und so schafften wir selbst mit den schweren Packtaschen leicht einen Schnitt von über 20km/h und flitzten wie die Wilden voran.

Ab Karlstadt überraschte uns der erste Regen auf der Tour, aber ausgerüstet mit Regenhosen und –jacken konnte uns selbst das nicht vom Fahren abhalten. In Gemünden wechselten wir vom Maintal ins schmale und sehr schöne Sinntal und genossen die Weiterfahrt bis Altengronau, wo wir einen super Schlafplatz fanden. Dort gab es auch ein Naturfreibad, das leider gerade geschlossen hatte – Sehr schade! Nach den 100km und den erstmals eher kalten Temperaturen hätten wir uns über eine warme Dusche auch gefreut. Super müde und glücklich fielen wir um 20:30 Uhr in die Federn und schliefen tief und fest…

TAG 4 – „Bergetappe“

… für ziemlich genau 12h! Wir überhörten unseren Wecker und wachten um 8:30 Uhr verwundert auf. Anscheinend hatten uns die ersten drei Tage ziemlich geschafft. Nach der vielen Belastung schmerzte Theresa die Achillessehne im linken Fuß leicht, aber weiterfahren konnten wir zum Glück trotzdem.

Nach dem Frühstück ging es als erste Etappe bis zum Mittagessen nach Fulda. Diese Strecke brachte relativ viel Steigung mit sich, bis wir an der Wasserscheide von Fulda und Donau – vermutlich dem höchsten Punkt über dem Meeresspiegel auf der ganzen Fahrt – waren, danach flogen wir mit unseren Rädern bergab und holten die langsame Fahrtzeit wieder ein.

Leider musste heute die Brezelpause vormittags ausfallen, denn in Hessen angekommen gab es zu Yannicks Leid und Unverständnis einfach keine Brezen mehr beim Bäcker?! Statt der Brezel konnten wir uns bei der Pause an einer Schafweide dafür darüber amüsieren, das plötzlich ein geiler Schafbock die ganze Straße entlang galoppiert kam und dort seine Herzdamen beglücken wollte, doch leider war da ja noch der Stromzaun… Zwischendurch hatten wir wirklich Angst vor ihm, denn er war sehr willig und kam rasant auf uns zugesprungen. Zum Glück blieben wir von ihm verschont.

In Fulda angekommen fuhren wir zum Dom und aßen im schönsten Sonnenschein zu Mittag – von der Stadt selber waren wir ganz überrascht, irgendwie dachten wir nicht, dass es dort so schön ist!

Nach Fulda kam mal wieder eine super Rennstrecke bis Bad Hersfeld und an der Fulda entlang schossen wir der Weser entgegen, die uns ja nach Bremen bringen sollte und beendeten unseren Tag nach 105 km an einem Waldrand…

 

TAG 5 – „Wo die Weser wird geboren“

Nach einer regnerischen Nacht in der uns sowohl ein Feueralarm als auch ein starkes Gewitter wachhielten bauten wir unser nasses Zelt ab und fuhren ohne Frühstück erstmal bis Rotenburg an der Fulda und gönnten uns ein super leckeres Frühstück mit Brötchen-Flatrate beim Bäcker.

Über Melsungen kamen wir nach Kassel, wo wir dem einstündigen Gewitter-Regenguss in ein Hallenbad entkamen. So langsam veränderte sich die Natur immer mehr. Von dem Hügelland in den ersten Tagen über das weite Maintal und das enge Sinntal waren wir nun eher in einer flachen Ebene mit wenig Anstieg an der mittlerweile breiten Fulda unterwegs. Nach 115km kamen wir in Hannoversch Münden und nächtigten genau am Weserstein, wo Fulda und Werra zusammenfließen und gemeinsam die Weser bilden.

Dieser Tag war wirklich ereignisreich, die Fahrradwege wurden von einem Planetenweg begleitet und den Fluss überquerten wir einmal mit einer Seilzug-Fähre, die wir selber kurbeln mussten. Yannick war etwas schlapp und angeschlagen, aber nachdem wir den Tee aus der frisch gesammelten Pfefferminze getrunken hatten ging es ihm wieder besser. Außerdem fingen langsam aber sehr sicher unsere Hinterteile an ganz schön weh zu tun…. Und unsere Sättel machten sich daran unsere Becken langsam und qualvoll zu spalten 😀 So waren wir abends also immer froh, wenn wir von den Sätteln absteigen konnten und für ein paar Stunden nicht darauf sitzen mussten.

 

TAG 6 – „Moin“

Am Freitag starteten wir sehr früh und euphorisch, da wir nun am letzten Fluss angekommen waren, den wir bis zu unserem Ziel entlang fahren wollten.

Der Weserradweg gestaltete sich sehr schön, verwirrend war am Anfang, dass diese typischen Radweg-Wegweiser nicht mehr grüne, sondern rote Schrift hatten, aber was soll’s.

Wir merkten deutlich dass wir nun im Norden angekommen waren. Die Leute begrüßten uns mit Moin und wir befanden uns eindeutig im Brezelnotstand. Heute fuhren wir aus Hessen raus und waren uns bis zum Schluss nicht sicher, ob wir nun in Nordrheinwestfalen oder in Niedersachsen unsere Drahtesel ausritten. Nachdem der Popo so schmerzte ließ Yannick heute die Radunterhose mal weg, damit es „mal woanders reibt“. Auf unseren 135km die wir an der Weser zurücklegten hatten wir zwischendurch einen kleinen Boxenstopp in Bad Karlshafen, dort gab es einen Radladen, der uns etwas Kettenöl und eine Luftpumpe bereitstellte. Außerdem war der Wind auf unserer Seite denn er pustete zwar wirklich stark, aber anständigerweise von hinten. So sausten wir übers Land und die Kilometer purzelten.

 

TAG 7 – „Naturfreunde“

Nachdem unsere Sattel keine Gnade kannten unsere Becken langsam zu spalten fuhr auch Theresa am Samstag dann mal ohne Radhose damit es mal woanders reibt…

Wir kamen bis Nienburg an der Weser und schliefen das erste Mal nicht irgendwo in der Natur sondern offiziell am Naturfreundehaus. Als wir ohne das Gepäck zum Entspannen ins Hallenbad um die Ecke fuhren, dachten wir unsere Räder wären kaputt, so leicht ging es plötzlich! Wir genossen also 1,5h das warme Sprudelbecken und eine schöne Dusche und kehrten zurück zu unserer Unterkunft, wo am Abend das Sommerfest der Partei der Grünen stattfand. Wir mischten uns einfach unters Volk und saßen draußen am Lagerfeuer und bedienten uns ganz frech mit am Nachtisch vom Buffet.

Bis heute hat uns noch keiner entlarvt, wir fielen auch wirklich nicht auf zwischen den ganzen Familien. Nach der musikalischen Darbietung von Leon&Marie, die irgendeinen Musikcontest von den Grünen gewonnen hatten verabschiedeten wir uns auch und schlüpften wieder in unsere Schlafsäcke.

 

TAG 8 – „Vom Winde verweht“

Der letzte Tag unserer eigentlichen Fahrradtour begann mit einem seeeeeeeehr ausgefüllten Frühstück im Naturfreundehaus, nachdem wir kaum noch Radfahren konnten. Ziemlich schnell stellten wir fest, dass der Wind heute leider so gar nicht auf unserer Seite war. Unser Tagesziel Bremen schien sich immer weiter zu entfernen als näher zu kommen und als wir im niedrigsten Gang gegen den Wind ankämpften und bei jeder Böe fast stehen blieben reicht es uns erstmal.

Nach der Mittagspause entschlossen wir uns, nach einigem abwägen in die Schlacht zu ziehen und es dem Wind zu zeigen, bis wir in Bremen sind! Erstmal vergaßen wir eine unserer Isomatten am Rastplatz, sodass Theresa nochmal ohne Gepäck die (zum Glück noch relativ kurze) Strecke zurückfuhr um die Isomatte wieder einzusammeln und dann kämpften wir uns weiter voran. Irgendwann kamen wir dann tatsächlich mal mit schmerzenden Beinen in Bremen an (Theresa glaubte zwischendurch ja schon nicht mehr daran).

Unsere Fahrt in den Herbst wurde nun endgültig so getauft, denn als wäre der Wind nicht schon frech genug kamen in regelmäßigen Abständen auch noch tolle Regenschauer dazu. In Bremen lösten wir uns ein Zugticket nach Lübeck und fuhren nach Ratekau an der Ostsee, wo Theresas Oma wohnt. Spätabends wurden wir sogar noch empfangen und krochen ziemlich schnell ins Bett, in dem wir auch wunderbar weich und schnell einschliefen….

 

TAG 9 – „Ostseefeeling“

Nach dem Aufstehen kümmerten wir uns erstmal ums Wäsche waschen und gingen einkaufen. Ohne das Gepäck fuhren sich die Räder wie alleine und die Popos waren nicht mehr ganz so gereizt, nachdem wir ja nichtmehr stundenlang im Sattel saßen. Nachdem wir Theresas Oma ein leckeres Mittagessen zum Dank gekocht hatten schwangen wir uns erneut aufs Rad und fuhren zum Strand um die letzten sommer-herbstlichen Sonnenstrahlen zu genießen. Mit dem Wetter hatten wir nun wirklich wieder großes Glück und so spielten wir noch eine Runde Dünengolf und fuhren dann wieder zurück.

 

TAG 10 – „Hamburg calling“

Am Dienstag standen wir wieder früh auf und stiegen in den Zug um den ganzen Tag in Hamburg zu verbringen. Wir schlenderten durch die Stadt und nutzten noch etwas den Sommerschlussverkauf, sahen uns den Hafen an, setzten uns mitten in die Stadt und beobachteten das bunte Treiben und gingen abends dann noch zur Feier unseres Urlaubes lecker essen. Auch heute war uns das Wetter wieder hold und wir hatten einen super schönen Tag in Hamburg!

 

TAG 11 – „In und um Ratekau“

Zum Frühstück machte Theresa Pancakes und irgendwie stimmte die Menge im Rezept nicht, sodass wir am Ende einen RIESEN Haufen hatten, wie bei Petzi wenn die Mutter für alle Freunde Pfannkuchen backt. Nach dem Schlemmen brachen wir wieder mit den Rädern auf zu Karls Erlebnishof, wo wir alle nur erdenklichen Erdbeerprodukte probierten und bestaunten. Auf dem Rückweg sammelten wir jeden Geocache ein, den wir finden konnten. Unter Anderem konnten wir einen finden, der uns vor 2 Jahren dort mal verborgen blieb, was uns natürlich umso mehr freute.
Abends spielten wir mit Oma mal wieder eine Runde Rummikub und verbrachten dann die letzte Nacht in Ratekau…

 

TAG 12 – „Hansestadt Lübeck“

… denn am Donnerstag ging es nach dem Frühstück gleich ans Packen und dann nach Lübeck. Wir verbummelten den Tag in der Stadt bei schönstem Wetter und genossen noch einmal die freie Zeit. Zum Abendessen trafen wir uns mit Theresas Onkel, bei dem wir für die Nacht auch Asyl bekamen, damit wir am nächsten Tag gleich früh in den Zug steigen konnten um unseren Urlaub zu beenden.

 

Heimfahrt
Die Heimfahrt war vor allem sehr lang, mit viel Chaos und etwas Stress geprägt. Die meisten Leute waren weder hilfsbereit noch verständnisvoll sondern gestresst, egoistisch und mit ihrem Gepäck überfordert was vor allem an den Aufzügen deutlich wurde.

Mit etwas Verspätung kamen wir nachts um halb2 dann endlich an und fielen in unser Bett.
Insgesamt war die Tour wirklich schön. Es gab zwar nicht nur geographische Höhen und Tiefen zu überwinden, sondern auch einiges an Ausdauer zu beweisen, was so eine Tour nicht schlechter, dafür abenteuerlicher werden lässt. Wind und Wetter waren unsere stetigen Begleiter, sowohl als Freunde wie auch als Nervensägen.

Doch auch wenn es anstrengend war, sind wir 900km in 8 Tagen mit unserem Tempo, zufrieden und nach Lust und Laune gefahren. Wir haben viel von unserer Heimat entdecken können, neue Eindrücke gewonnen und unsere Freiheit genossen.

Die vier Tage danach an der Ostsee waren auch super entspannt und wirklich schön, wir freuen uns euch bald von unseren nächsten Abenteuern zu berichten!

 

Seid alle herzlichst gegrüßt und Gut Pfad,

Yannick und Theresa

 

2 Comments

  1. Na klar … die einen müssen hart arbeiten um sich ihr Geld zu verdienen *hust*
    Und die zwei … die machen Ferien …
    Spaß beiseite … solang es euch Spaß gemacht hat is doch alles super 🙂
    Gruß
    Domi

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